The Family Butchers Hallo, Kunde!

Die Kundenansprache neu definieren, das war das Ziel von Niklas Bent (Foto), Leitung Digital and Corporate Communications The Family Butchers Holding. Die Aufrufzahlen des TFB-Talks auf Youtube lassen sich jedenfalls sehen.

Freitag, 22. Oktober 2021 - Social Media
Elena Kuss
Artikelbild Hallo, Kunde!
Bildquelle: The Family Butchers

Woher kam die Idee für eine Show auf Youtube?
Niklas Bent: Die Grundidee entsprang daraus, dass die ersten Messen abgesagt wurden. Viele Unternehmen haben nach Alternativen gesucht und sind dann sehr schnell auf digitale Messen umgestiegen. Wir haben uns jedoch gefragt, ob das wirklich der richtige Weg für uns ist. Ein einmaliger Kontaktpunkt ausschließlich für Fachpublikum, passt das? Wir wollten etwas Zeitunabhängigeres, das ein breites Publikum anspricht. Deshalb haben wir den TFB-Talk entwickelt. Youtube ist für alle frei zugänglich. Die Zielgruppe ist breit. Und das Format lässt sich gut bewerben und über andere Kanäle streuen.

Über 200.000 Aufrufe hat der TFB-Talk zum Thema „Wurst um jeden Preis“. Sind die Zuschauer gekauft?
Nein, natürlich nicht. Die Zahl der Zuschauer, von allen Sendungen addiert, liegt bereits bei über 900.000 Aufrufen. Die durchschnittliche Verweildauer der Sendungen liegt bei über 30 Prozent. Das ist nichts, was ein Fakeprofil überhaupt leisten könnte. Die eine Hälfte der Zuschauer ist männlich, die andere weiblich. Das Alter liegt zwischen 25 und 60 Jahren. Wir haben viele jüngere Zuschauer und viele ältere. Bei den älteren tippen wir sehr wahrscheinlich auf Nutzer aus dem B2B-Bereich. Bei den jüngeren werden es hauptsächlich Verbraucher sein, die sich für das Thema interessieren. Gerade in dieser Zielgruppe sehen wir ein großes Potenzial.

Wie lange bleiben die Zuschauer ‧etwa am Ball?
Die Analysen zeigen, dass die Verweildauer etwa bei 6–7 Minuten liegt. Das ist natürlich die Kunst, diese Dauer immer weiter auszudehnen. Im Schnitt bleiben 30 Prozent etwa 6–7 Minuten in der Sendung. Das heißt, sie spulen vor, springen zum für sie persönlich interessanten Themenblock. Wir haben uns deshalb nach der ersten Sendung für ein Skript, auch Shownotes genannt, zur Sendung entschieden. Letztendlich funktioniert das wie ein Inhaltsverzeichnis. Die Themen mit der genauen Minutenangabe sind in der Infobox zu finden. Die Nutzer können dann gezielt springen.

Auf welchem Endgerät wird die Show geschaut?
Wir haben viele Zugriffe über Smart-TV. Das ist besonders interessant für uns, da hier die Aufmerksamkeit sehr viel größer ist, als wenn die Zuschauer über ein Smartphone zuschauen – oft dann auch als Second Screen, also als zweiter Bildschirm zusätzlich zum Fernseher. Im Januar erfolgten 38 Prozent der Zugriffe über Smart-TV, bei den aktuellen Sendungen sind es bereits über 50 Prozent.

Was ist die perfekte Sendungslänge?
Im Durchschnitt dauert ein TFB-Talk etwa 15 Minuten. Die aktuelle Folge hat aber beispielsweise 23 Minuten. Wir testen das Format an dieser Stelle noch aus. Letztendlich haben wir uns aber immer nach den Inhalten gerichtet. Wir arbeiten mit Einspielern. Klassische journalistische Elemente wie Straßenumfragen sind Teil der Sendung. Dafür braucht es Zeit. Zu kurz sollten die Episoden auf keinen Fall werden, um dem Thema auch eine angemessene Wichtigkeit geben zu können. Diese Inhalte sind nicht einfach und können daher nicht in zwei Minuten abgehandelt werden. Auserzählen lassen ist beim TFB-Talk möglich. Wir müssen nichts wegschneiden, wenn es inhaltlich interessant und authentisch ist.

Was ist das Ziel des Talks?
Ein Ziel ist es, den Markt anders zu denken. Auch der Zusammenschluss von Kemper und Reinert zu The Family Butchers hatte dieses Ziel.

Was ist so anders daran?
Es ist eine Möglichkeit zum Austausch. Wir können uns vorstellen, dass wir auch mal einen Händler einladen oder auch Konsumenten. Wir wollen wirklich alle Seiten mitnehmen.

Konsumenten zu Wort kommen zu lassen, kann auch ein großes Risiko sein.
Wir wollten immer ein öffentliches Feedback haben. Über die Website haben wir deshalb zum Beispiel zusätzlich eine Kontaktmöglichkeit geschaffen. Hier kann der Zuschauer direktes Feedback zur Sendung geben und uns gerne Anregungen für weitere Sendungen zuschicken.

Wie sieht es mit den Kommentarspalten bei Youtube aus?
Unsere Kommentarspalten werden rege genutzt und natürlich gepflegt.

Was heißt das? Werden Inhalte gelöscht?
Wir löschen erst mal gar keine Kommentare. Das spricht gegen unseren Wunsch, miteinander zu reden. Wenn etwas persönlich be-leidigend wird, melden wir das zur Überprüfung an Youtube oder an die anderen Social-Media-Provider. Aber auch das kommunizieren wir dann vorher öffentlich. Aber es ist nicht so, dass das häufig passieren würde. Wir machen sehr gute Erfahrungen mit unserer Kommentarspalte. Auf Kritik und auch Lob antwortet unser Team. Themen-ideen und Anregungen zum Talk nehmen wir ernst.

Wird der Erfolg der Show auch am Regal gemessen?
Das wäre natürlich schön, wenn sich auch etwas am Regal tut. Ist aber nicht unser fokussiertes Ziel. Der TFB-Talk wird nicht gegenüber Abverkäufen gemessen. Offenes Feedback ist eine wichtigere Größe für uns. Zum einen durch den Vertrieb, zum anderen durch Händler und auch Konsumenten.

Was kostet die Produktion?
Die Produktionskosten je Sendung sind in einem fünfstelligen Bereich unterwegs. Sie reduzieren sich jedoch durch die häufige Nutzung. Deshalb haben wir beispielsweise ein eigenes Studio zur Aufnahme angeschafft. Es muss also nicht immer alles geliehen werden.

Wie geht es weiter?
Es wird weitere Staffeln geben. Inhaltlich werden wir weiter an den Talks feilen. Spannende Gäste stehen schon bereit. Wir überlegen auch, die Frequenz zu erhöhen. Die aktuelle und erste Staffel besteht aus sechs Folgen, die alle zwei Monate veröffentlicht wurden.