Save on Foods Kanada Los ging‘s am Kassentisch... - Save on Foods Kanada: Teil 2

Es sind drei Dinge, die beim Besuch eines kanadischen Supermarkts sofort hängenbleiben: die absolute Freundlichkeit des Personals, das ausufernde Sortiment an Convenience-Artikeln und die Geschichte des „Tellerwäschers, der zum Millionär wird“.

Montag, 05. November 2018 - Ladenreportagen
Reiner Mihr
Artikelbild Los ging‘s am Kassentisch... - Save on Foods Kanada: Teil 2
Bildquelle: Carsten Hoppen

Eine Millionen Kanada-Dollar fließt hier pro Woche durchschnittlich in die Kassen (übrigens 40 Prozent über Self-Check-out), allein Obst und Gemüse tragen dazu 15 Prozent bei. Aber auch die Fleischtheke (die Gruppe hat ein eigenes Fleischwerk, Wurst wird selber produziert) ist vergleichbar wie in Deutschland ein Kundenmagnet. Die Umsatzanteile: Frische 40 Prozent (davon 8 Prozent Milchprodukte), 3 Prozent Tiefkühlkost, ganz wichtig Apotheke und Drogerieartikel mit 10 Prozent und Wein mit immerhin 3,5 Prozent. Letzteres ist eine Besonderheit, denn Alkohol darf normalerweise nur in staatlich lizensierten Liquor-Stores verkauft werden. Ausnahme: regionale Weine. Und so gibt es im „Save on Foods“ Weine aus den Anbaugebieten British Columbias (ja, die gibt es: Okanagan, Fraser Valley, Vancouver Island.)

Für Darrell Jones ist der regionale Bezug seiner Lebensmittel von enormer Bedeutung. Obst, Gemüse, aber auch Fleisch- und Milchprodukte kommen bevorzugt aus der Region. Parallelen zum deutschen Handel werden hier deutlich. „Region“ heißt für Darrel übrigens aus einem Radius von 100 Meilen um den Standort.

Unverzichtbar in kanadischen (und US-amerikanischen) Lebensmittelmärkten ist eine integrierte Apotheke. Im Laden in White Rock werden pro Woche 2.200 Rezepte eingelöst. Ein weiteres Highlight des Marktes ist die Bulk-Food-Abteilung. „Save on Foods“ bietet lose Ware bereits seit 1970 an. Ein „Renner“ ist übrigens die „Wingbar“ (siehe Seite 6) mit den gebratenen Geflügelteilen. Sie erwirtschaftet immerhin 10.000 Kanada-Dollar Umsatz pro Woche. Auf zwei Quadratmetern! Der Hähnchenflügel werden mitgenommen oder sofort verzehrt. Denn Sitzgelegenheiten gibt es natürlich und auch ein wechselndes Mittag- und Abendessen-Angebot in Restaurantqualität.

Insgesamt ist das Sortiment sehr auf den convenience-orientierten Kunden ausgerichtet. „Prepared Foods“: entweder kalt oder warm zum Mitnehmen oder auch zum Sofort-Verzehr. Da gibt es dann alles – vom kompletten Menü über Teilfertiggerichte, Komponenten, frisch Geschnippeltes und eine Riesen-Tiefkühlabteilung. Für die rund 40 Prozent der Kanadier, die noch kochen, findet sich dann natürlich ebenfalls alles: Frisches Obst und Gemüse, Fleisch,… Der Supermarkt kann – egal wie die gesellschaftliche Entwicklung in Sachen Ernährung in Kanada weitergeht – nur gewinnen.

Schnell gelesen

Save on Foods, 152 Street, Surrey, White Rock

  • Karriere ist im kanadischen Lebensmittelhandel anders möglich als in Deutschland.
  • „Save on Foods“ ist eine Lebensmitelfilialkette mit Schwerpunkt in British Columbia
  • 60 Prozent der Kanadier kochen nicht mehr! Der Supermarkt bietet für sie und die restlichen 40 Prozent das richtige Angebot.
  • Schwerpunkte des Sortiments sind vergleichbar wie in Deutschland: Frische, Regionalität, Convenience.
  • Die Mitarbeiter in den Märkten sind – meistens – von unerreichter Freundlichkeit.

Darrells Slogan ist „Customer first“ oder „The customer is not always right, but always the customer.” (In etwa: „Der Kunde hat nicht immer recht, aber er ist immer der Kunde.“) Ein Umsatz von mehr als 50 Millionen Kanada-Dollar im Jahr bei einem Durchschnittsbon von 32 Kanada-Dollar geben ihm wohl recht. Und das bei nicht endender Konkurrenz: Walmart, Real Canadian Superstore, Loblaws, Cosco, Safeway und mehr – alle innerhalb von fünf Minuten um diesen „Save on Foods“ gruppiert.

Darrell ist übrigens viel mehr als „nur“ der Präsident der „Save on Foods“-Kette, er ist auch ein Fernsehstar. Er tritt persönlich und sehr humorvoll in TV-Werbespots für sein Unternehmen auf. Im Geschäft wird er daher ständig von Kunden angesprochen, weil die erstaunt sind, dass er offenbar „echt“ und kein Schauspieler ist. Mehr unter www.youtube.com/watch?v=z4PieILz3J0.

Beim Durchgang durch die Regale bei „Save on Foods“ wird übrigens jeder Kunde von fast jedem Mitarbeiter angesprochen. Ein freundliches „Hi there, how are you doing?“ kommt fast immer. Und an der Kasse ist die Frage nach dem werten Befinden obligatorisch, manchmal erweitert um die Frage nach dem Verlauf des bisherigen Tages. Und wenn der Deutsche dann anhand seines Akzents erkannt wird, kommt unweigerlich die Frage nach dem „Woher“. Und sofort entspannt sich ein kurzes, immer sehr freundliches, unaufgesetztes und interessiertes Gespräch.

Das muss am kanadischen Arbeitssystem liegen. Eine Ausbildung wie bei uns gibt es nicht. Nach der Schule geht jeder junge Mensch in einen Job und lernt beim Arbeiten. Die Stellen werden bei Nichtgefallen auch schnell gewechselt. Im Prinzip findet so jeder, was ihm Spaß macht. So kam auch Zade Cawley zu seinem Job. Er begann als Einpacker an der Kasse und ist jetzt Marktleiter im „Save on Foods“ in White Rock. Seine Ziele? Ach ja, die Geschichte haben wir im Prinzip schon erzählt.

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