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Wenn Sie die deutschen Lebensmittel-Discounter betrachten, wird es die alle in absehbarer Zeit noch geben?
Norma ist als regionaler Player zu sehen. Rewe will Penny bis 2015 wieder in die Profitabilität zurückführen. Nur eine schwarze Null wird zur Deckung der Kapitalkosten nicht ausreichen. Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl und Netto wollen wachsen und tun dafür einiges. Aldi Nord z. B. hat heute weniger Standorte als vor einigen Jahren und konnte bei seinem Umsatz trotzdem gut zulegen, getrieben durch eine höhere Frequenz und einen höheren Durchschnittsbon.
Das Argument, das klassische Vollsortimenter gerne anführen, lautet, dass die Endverbraucher eigentlich gar nicht zu den Discountern gehen müssten, weil man selbst ja auch Preiseinstiegsartikel zu gleichen oder nahezu gleichen Preis habe...
Dieser Vergleich, den manche Handelsunternehmen regelmäßig bemühen, hinkt. Denn wirklich gleich würde bedeuten, dass Menge, Preis und Qualität gleich sind. Einkäufer und Lieferanten werden Ihnen aber bescheinigen, dass dem nicht so ist. Oft hat ein Artikel dann eine andere Rezeptur oder enthält einen anderen Rohstoff. Die Losmengen, die Aldi oder Lidl steuern, wirken sich natürlich auf die Einkaufskonditionen aus – und zwar so, dass andere an mindestens einem der drei genannten Punkte nicht mithalten können. Das ist logisch. Viele Verbraucher wissen oder ahnen das auch.
Wenn wir also bei Preiseinstiegsartikeln nicht nur über den Preis reden, sondern über Preis und Qualität, dann sehen Sie Aldi und Lidl vor Rewe und Edeka?
Der Vergleich bezog sich eher auf die Ausgangslage von Branchenführern versus local heroes. Edeka und Rewe sind natürlich die größten Lebensmittelhändler Deutschlands, die ebenfalls sehr erfolgreich mit ihren Eigenmarken aufgestellt sind.
Welche Perspektiven sehen Sie für die selbstständigen Kaufleute?
Das sind manchmal regelrechte local heroes: Selbstständige Kaufleute sind oft die wahren Kenner ihrer Region, Kaufleute, die ihr Geschäft verstehen. Die Familien Dornseifer, Hieber oder Zurheide stehen beispielhaft für sehr erfolgreichen und innovativen Lebensmittel-Einzelhandel. Umsatzentwicklungen zeigen, dass gerade der SEH das Supermarkt-Geschäft erfolgreich vorantreibt.
Gibt es Grenzen für local heroes? Wann ist eine Region oder Entfernung zu groß, um sich vor Ort noch perfekt auszukennen?
Das ist schwierig zu sagen. Wichtig ist, dass das Konzept steht, die Mannschaft passt, die Logistik ist dann zumeist in den Griff zu bekommen – natürlich aber nicht über mehrere hundert Kilometer. Aber dieses Wachsen in seiner Region bzw. in angrenzenden Regionen ist für den SEH und für Unternehmen wie Bünting, Bartels-Langness oder Dohle nur die Voraussetzung. Unternehmerischer Erfolg wird jedoch getrieben durch operative Exzellenz, und das gilt formatübergreifend. Egal ob Großfläche oder Kleinfläche, Hauptsache exzellent!Bislang war der private Konsum eine Konjunkturstütze für Deutschland, bleibt das so?
Mit der Finanzkrise ist in der Bevölkerung die Angst vor Wertverlusten gestiegen. 2008, 2009 und 2010 haben viele Leute ihr Geld in drei große Bereiche investiert: Sachwerte, Gold und Konsum – primär Möbel und Modernisierung des Wohnungsbestandes. Die Bereitschaft der Deutschen, Geld für gute Lebensmittel ausgeben, ist nach meiner Einschätzung gestiegen, auch deshalb ist es zu dem starken Revival der Supermärkte gekommen. Player wie Edeka und Rewe haben es verstanden, aus Neu- und Gelegenheitskunden Stammkunden zu gewinnen.