Drei Fragen an ... „Faires und gerechtes Entgeltsystem“

Der Handelsverband Deutschland (HDE) setzt sich für eine Modernisierung der Tarifverträge im Einzelhandel ein.

Donnerstag, 18. April 2013 - Management
Heidrun Mittler
Artikelbild „Faires und gerechtes Entgeltsystem“
Bildquelle: HDE

Warum das der Fall ist und wohin das für die Arbeitnehmer führen kann, erläutert Ulrich Köster, Vorsitzender des Tarifpolitischen Ausschusses des HDE. Er ist Personalgeschäftsführer von Kaufhof.

Warum hat Ihr Verband die Tarifverträge mit Verdi gekündigt?
Ulrich Köster: Die Tarifverträge sind modernisierungsbedürftig. Diese Feststellung haben Gewerkschaft und Arbeitgeberseite bereits Mitte der 90er-Jahre getroffen. Es gab seitdem mehrere Versuche, die notwendigen Reformen zu realisieren, zunächst in Verhandlungen, dann in einem 10-jährigen Reformprojekt, aus dem Verdi im Sommer 2012 ohne jede weitere Perspektive ausgeschieden ist. Daher bleibt uns nun nur noch die Möglichkeit, in klassischen Verhandlungen stückchenweise weiterzukommen. Vergangene Tarifrunden haben leider gezeigt, dass Verdi nicht bereit ist, über die Inhalte ungekündigter Tarifverträge zu verhandeln. Daher haben wir uns zu diesem Weg durchringen müssen.

Welche Ziele streben Sie in den jetzt folgenden Verhandlungen an?
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir unsere konkreten Vorstellungen zuerst unserem Tarifpartner im Rahmen der Tarifverhandlungen präsentieren. Aber so viel sei hier gesagt: Die Tarifbindung schwindet, weil die Tarifverträge durch den Wandel im Einzelhandel immer weniger die heutigen Strukturen und Anforderungen an die Beschäftigten widerspiegeln. Von Verdi-Seite werden wir teilweise mit endlosen Musterverfahren überzogen, um höhere Eingruppierungen durchzusetzen. Der Tarifvertrag muss daher endlich wieder eine Problemlösung bieten, eine faires und in sich gerechtes Entgeltsystem, das nicht Unternehmen fortwährend Rechtsstreitigkeiten aussetzt, sondern Rechtsfrieden schafft. Nur so gelingt es uns auch, die Tarifbindung zu steigern und den Flächentarifvertrag wieder zum akzeptierten Vergütungsmaßstab der Branche zu machen.

Müssen sich die Arbeitnehmer Sorgen machen, dass künftig weniger in ihrem Portemonnaie bleibt?
Wir brauchen bekanntlich für einen Tarifabschluss eine Einigung mit unserem Tarifpartner. Es geht uns nicht – wie dies von Verdi wohl aus Gründen der Mitgliedermobilisierung unterstellt wird – um den Abbau tariflicher Leistungen wie dem Urlaubsgeld, der Sonderzahlung oder dem Kündigungsschutz. Unser Ziel ist es, durch die Tarifverträge Anreize für die Sicherung von Beschäftigung und die Schaffung von Arbeitsplätzen im Einzelhandel selber zu geben. Die Tarifverträge bieten hierfür eine Menge von Stellenschrauben, an denen wir arbeiten können, ohne in das Portemonnaie zu greifen.

Bild: Ulrich Köster, Personalgeschäftsführer Kaufhof und Verhandlungsleiter.