Inhaltsübersicht
Die Frage nach der Profitabilität stellt sich genauso bei den Abhol-Stationen verschiedener Handelsunternehmen. Laut der oben genannten Studie wollen 78 Prozent bei Abhol-Lösungen keine zusätzlichen Gebühren entrichten, während zwei Drittel bei Lieferung nach Hause immerhin 1 bis 5 Euro zu zahlen bereit wären. Tatsächlich sind die Servicegebühren gering. Bei Real können Kunden online Ware zum gleichen Preis wie in den stationären Märkten für 1 Euro extra bestellen, bei Rewe fallen 2,50 Euro an. Globus verlangt gar keine Servicegebühr. „Damit sind wir kundenfreundlicher als andere Anbieter“, behauptet Norbert Schillo, Globus-Geschäftsführer. Angaben zu Umsatz oder Profitabilität macht keines der Unternehmen. Bei Real heißt es immerhin: „Mit der Kundenfrequenz sind wir sehr zufrieden. Sie liegt derzeit über unseren Planungen.“ Das Potenzial für diesen Vertriebskanal schätzen die Unternehmen als sehr gut ein: Weitere Drive-In-Standorte wollen alle eröffnen. Dabei verfolgen sie unterschiedliche Strategien. Während Rewe seine Pick-up-Stationen an bestehende Märkte andockt, nutzt Real für sein Drive-In-Konzept separate Gebäude mit eigenem Lager. Globus ist noch unentschieden. Nach dem ersten Globus-Drive, der eine Stand-Alone-Lösung ist, soll der zweite Standort an ein bestehendes SB-Warenhaus angebunden werden.
Die Akzeptanz für die Abhol-Lösungen ist jedenfalls noch ausbaufähig. Beim Online-Kauf bevorzugen der A.T.Kearney-Studie zufolge drei Viertel der Befragten die Lieferung nach Hause, die Abholung an einer Collect-Station liegt mit 60 Prozent an dritter Stelle hinter der Selbstabholung im Supermarkt (68 Prozent). Laut einer Umfrage im Auftrag des IT-Anbieters Aldata unter 1.000 Verbrauchern können es sich nur 23 Prozent der Befragten vorstellen, den Drive-In-Einkauf dem Einkauf im stationären Handel vorzuziehen, 42 Prozent ziehen das nicht in Betracht. 13 Prozent lehnen eine Abhol-Lösung sogar grundsätzlich ab, weil sie kein Auto oder keinen Internetzugang haben. Allerdings: Je jünger die Befragten, desto offener sind sie für die neue Vertriebsschiene. Gut 32 Prozent der 18- bis 34-Jährigen würden diese Form des Einkaufens testen.
Unabhängig vom Vertriebskanal müssen alle Anbieter aber versuchen, Bedenken in Bezug auf Frischware auszuräumen. 48 Prozent der Online-Käufer würden sich gar keine Frischware liefern lassen, an einer Pick-up-Station würden nur 9 Prozent frische Produkte abholen, so die A.T.Kearney-Studie. Bvlo-Sprecher Max Thinius ist zuversichtlich, dass sich diese Zweifel zerstreuen lassen: „Wenn jemand die Qualität hochhält und seinen Kunden das beste frische Angebot in die Tüte steckt, wird sich das schnell herumsprechen.“
Lesen Sie hier, mit welchen Multichannel-Strategien stationäre Lebensmittelhändler unter anderem beim Verbraucher punkten wollen.