Aus für synthetische Mittel „Wichtiger Schritt zur Klimaneutralität“

Umweltschutz fängt bei den Kältemitteln an. Die Branche stellt auf natürliche Gase um.

Montag, 10. April 2023 - Management
Heidrun Mittler
Artikelbild „Wichtiger Schritt zur Klimaneutralität“
Bildquelle: Epta

Ein jedes Kühlmöbel braucht ein Kältemittel. Man unterscheidet natürliche und künstliche (synthetische) Kältemittel. Die Branche steigt zurzeit aus den synthetischen Kühlmitteln aus, um den strengeren Umweltschutz-Auflagen zu genügen. Allerdings sind sie in den Märkten zum Teil noch im Einsatz. Kältemittel, die bei neuen Kühlmöbeln und -anlagen nicht mehr verwendet werden, sind zum Beispiel PFAS-Gase, die salopp als „Ewigkeitsgase“ bezeichnet werden, weil sie so schlecht abbaubar sind. Außerdem F-Gase, damit sind verschiedene Fluorkohlenwasserstoffe gemeint. Wer sich genauer informieren möchte, kann dazu bei den Anbietern recherchieren – braucht allerdings eine gehörige Portion chemisches Grundwissen dazu.

Natürliche Mittel schon im Einsatz
Wie der Ausstieg gelingen soll? Statt auf synthetische setzen die Hersteller von Kühlmöbeln auf natürliche Kältemittel. Im Fokus stehen dabei CO2, also Kohlendioxid, und Propan, im Industriebereich noch Ammoniak. Diese werden in der Kältetechnik oft mit ihren Kürzeln angegeben, so steht R 744 für Kohlendioxid und R 290 für Propan.
Die Anlagentechnik mit dem natürlichen Kältemittel Kohlendioxid habe sich im Supermarkt-Bereich bereits etabliert, so Klaus Bartke, Director Business Development bei Hauser Kühlmöbel und Kältetechnik. Vor einer Herausforderung stünden eher kleinere Läden. Grund dafür sind höhere Kosten für das Kohlendioxid, verglichen mit synthetischen Kältemitteln.

Wichtiger Begriff GWP
Ein Fachwort, das in diesem Zusammenhang immer wieder genutzt wird, ist GWP, das steht für „global warming potential“. Vereinfacht ausgedrückt, gibt der GWP-Wert das Treibhauspotenzial eines Stoffes an.

Etwas komplizierter, aber interessant: Angenommen, das CO2-Äquivalent für ein synthetisches Kältemittel beträgt 1.000 (ein realistischer Wert, beispielsweise für einen verwendeten Fluorkohlenwasserstoff). Dann bedeutet das, dass ein Kilogramm dieses Mittels innerhalb der ersten 100 Jahre nach Freisetzung 1.000-mal so stark zum Treibhauseffekt beiträgt wie ein Kilogramm CO2. Kohlendioxid hat also ein GWP von 1, Ammoniak kommt auf 0, Propan auf den Faktor 3. Zahlen, die auch Laien das Problem verdeutlichen.

Die Umstellung auf natürliche Kältemittel „ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität für den Betrieb von Kälteanlagen und Kühlmöbeln“, betont auch Klaus Bartke.