Fleisch-Star 2023 Die Krise hat nichts verändert

Was macht eine gute Fleischtheke aus? Die Diskussion war einer der Höhepunkte auf dem 31. Deutschen Fleischkongress. Neben den Mitarbeitern sind Spezialprogramme und Tierwohl wichtige Aspekte.

Freitag, 10. März 2023, 19:03 Uhr
Jens Hertling
Artikelbild Die Krise hat nichts verändert
Bildquelle: Peter Eilers

Eine gute Theke wird von den Menschen gemacht, die dahinter stehen, so lautete das Eingangsstatement von Martin Weisslämle, Bereichsleiter Frische bei Hieber’s Frische Center. „Ohne die Mitarbeiter, die dahinter stehen, haben wir keine Möglichkeiten, unsere Konzepte umzusetzen. Um eine tolle Theke zu bekommen, müssen wir einfach die Mannschaft begeistern“, sagt Weisslämle. Zu einer guten Theke gehören laut dem Bereichsleiter auch die tägliche Arbeit, Training sowie eine regelmäßige Schulung. „Und die tollen Produkte, die es rund um den Globus zu kaufen gibt. Außerdem sind eine gute Thekengestaltung und vor allem die Frische in der Theke sehr wichtig“, so Weisslämle. Dirk Seiler, Gebietsmanager Service, Rewe, ergänzt: „Das beste Fleischprogramm bringt uns nicht weiter, wenn wir unsere Mitarbeiter nicht mit ins Boot holen.“

Gefragt, ob es einen festen Plan für den täglichen morgendlichen Aufbau an der Theke gibt, antwortet der Rewe-Manager: „Ja. Aber die Individualität der Mitarbeiter darf nie zu kurz kommen.“ Auch Weisslämle bestätigte das Vorhandensein eines Grundbelegungsplans für die Theken. Er bekräftigte aber in der Diskussion, dass „er voll auf die Kreativität der Mitarbeiter setzt. Der Mitarbeiter soll sich mit dem Tresen identifizieren, den er am Morgen gebaut hat.“ Für den Kunden sollte die Theke immer ein Erlebnis sein. Das gehe nur mit motiviertem und gut ausgebildetem Personal.

Tierwohl spielt große Rolle
Fleischgenuss ist heute mehr denn je eine Frage des Tierschutzes. Doch zum Fleischkonsum gehört eben auch das Schlachten von Tieren. Allerdings bedeutet schon der Transport zum Schlachthof Stress für die Tiere und nicht selten Verletzungen. Nach Aussage von Martin Weisslämle ist die Resonanz der Kunden auf das Sonderprogramm „Schlachtung mit Achtung“ nach wie vor gut. Ziel des Projekts ist es, zur Schlachtung anstehenden Rindern aus jeglicher Haltungsform einen Tod ohne Angst zu ermöglichen. Dazu haben die baden-württembergischen Erzeuger Sandra Kopf und Thomas Mayer die Projektgruppe „IG Schlachtung mit Achtung“ (IG SMA) gegründet.

Ihr Prototyp einer mobilen Schlachteinheit besitzt seit Oktober 2018 die Zulassung und bringt den Tieren einen stressfreien Tod im gewohnten Umfeld. Die Vermarktung der so geschlachteten Tiere erfolgt unter anderen durch das Hieber’s Frische Center. Das sei ein Thema, bei dem der LEH zeigen könne: Es geht auch anders. So würde dem Verbraucher bewusst gemacht, dass ein Tier sterben musste, um ihn zu ernähren, so Weisslämle: „Wichtig ist, dass wir dem Kunden etwas darüber erzählen können.“

Weisslämle bestätigte, dass sich auch in Zeiten der Krise die Tierwohlprogramme gut verkaufen lassen, „ohne, dass es zu einem Einbruch gekommen ist“. Allerdings: Für die Verbraucher müssten die Gründe für den Kauf von Fleisch aus artgerechter Tierhaltung nachvollziehbar sein. Das Thema müsse gelebt werden. „Das ist unsere Botschaft an unsere Mitarbeiter und Kunden.“

Beispiel: Wagyu bei Hieber
Weisslämle erläuterte dies am Beispiel des Wagyu-Projekts. Dies läuft heute besser als früher. Bei Hieber stammt das Fleisch jedoch nicht von Tieren, die in Japan, dem Ursprungsland der Rasse, aufgezogen wurden. „Wir beziehen die Rinder von einem landwirtschaftlichen Betrieb im benachbarten Schwarzwald“, berichtet Weisslämle.

Das Fleisch ist rund doppelt so teuer wie konventionelle Ware, doch viele Kunden seien davon absolut begeistert. „Diese Programme laufen heute stärker als früher. Wir haben in diesem Bereich überhaupt keinen Rückgang zu verzeichnen“, analysiert Martin Weisslämle.