Fleischpreise Höhere Preise kommen

Die Folgen des Ukraine-Krieges stellen auch die deutsche Fleischindustrie vor große Herausforderungen. Immer mehr Branchengrößen wollen deshalb mehr Geld für ihre Produkte. Viele dieser Themen stehen auf der Agenda des 30. Fleischkongresses der LP.

Dienstag, 05. April 2022 - Management
Jens Hertling
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Bildquelle: Werbestudio Zeidler

Die Fleisch- und Wurstwarenindustrie steht vor großen Herausforderungen. In einer Pressekonferenz sagt Steffen Reiter, Geschäftsführer von German Meat: „Wir erleben heute eine Situation, die wir uns vor drei Wochen nicht hätten vorstellen können. Wir sehen, dass diese Krise auch an den Lebensmittelmärkten zu spüren sein wird.“

Die Lebensmittelproduktion und mit ihr die Fleischerzeugung in der gesamten Kette stehen aufgrund von Kostenexplosionen unter extremem Druck. Neben dem Vieheinkauf sind Folien um 70 Prozent, der Transport um 25 Prozent und Gewürze um 30 Prozent gestiegen.

Deutschlands größter Fleischproduzent Tönnies verlangt wegen extrem steigender Kosten vom Handel eine sofortige Anpassung der Preise nach oben. In einem Brandbrief an die Kunden, der der Lebensmittel Praxis vorliegt, schreibt Tönnies-Geschäftsführer Frank Duffe von „massiven Störungen sämtlicher Geschäftsgrundlagen“. Der Krieg in der Ukraine mit all seinen Folgen sowie der parallel explodierende Schweinepreis führten zu „existenzbedrohenden Szenarien in der Fleischwirtschaft“, argumentiert der Marktführer. Tönnies verweist unter anderem darauf, dass die Preise auf dem Schweinefleischmarkt innerhalb von drei Wochen um über 45 Prozent gestiegen seien.

Hinzu kämen explodierende Preise bei Energie, Futtermitteln und in der Logistik. Tönnies nennt als zusätzliche massive Auswirkungen aufgrund des Krieges folgende Themen für sein Unternehmen: Bestehende Strom- und Gaskontrakte stehen unter Force-majeure-Vorbehalt, ebenso wie Logistikkontrakte aufgrund des Ausfalls ukrainischer Fahrer.

Die Fleischproduzenten würden zusätzlich durch eine Explosion der Futtermittelkosten und allgemein massive Kostensteigerungen in der Landwirtschaft belastet; alles zusammen störe sämtliche bestehenden Geschäftsgrundlagen, heißt es.

Preisanpassungen sind nötig
Auch der aktuelle Anstieg der Schweinepreisnotierung um 25 Cent pro Kilogramm Schlachtgewicht schlägt hierbei zu Buche. Deutschlands zweitgrößter Fleischverarbeiter Vion teilte mit: „Insbesondere aufgrund der hohen und weiter steigenden Energiekosten bei der Strom-, Gas- und Treibstoffversorgung in den Bereichen der Produktion und Lebensmittellogistik sind wir gezwungen, für alle Lieferungen an unsere Kunden von kommender Woche an auf den Rechnungen einen Zuschlag in Höhe von 5,2 Cent/Kilogramm (netto) zu erheben.“

Auch der deutsche Wursthersteller The Family Butchers (TFB) fordert in einer Antwort auf einer Anfrage der LP Preisanpassungen: „Die Entwicklung der Kosten in der Branche ist bereits seit einiger Zeit dramatisch. Mit unserer effizienten Organisationsstruktur haben wir bei TFB bislang zwar einiges kompensieren können, aber jetzt ist ein Status erreicht, der an die Substanz geht. Denn die Kostensituation wird durch die steigenden Rohstoffpreise, insbesondere bei Schweinen, verschärft. Die zu erwartenden Effekte infolge des Ukraine-Krieges werden diese Situation weiter belasten. Angesichts dieser Lage sind schnelle Preisanpassungen notwendig, um diese Herausforderungen bewältigen zu können. Unsere Handelspartner haben Verständnis für diese Lage, und wir sind überzeugt, dass wir zu schnellen und einvernehmlichen Lösungen kommen werden.“

Wie reagiert der LEH?
„Entscheidend ist nun, wie die Einkäufer des LEH reagieren. Anders als auf den Getreidemärkten spielen Russland und die Ukraine auf den internationalen Fleischmärkten keine sehr entscheidende Rolle“, sagt Dr. Josef Efken, wissenschaftlicher Mitarbeiter vom Thünen-Institut, der dazu auf dem Fleischkongress referieren wird.