Grilltrends Grillen ist Leidenschaft

Der Trend beim Grillen geht zum hochwertigen Fleisch, meint Jörg Wagner, Fleischermeister und Fachberater bei Van Hees.

Freitag, 11. März 2022 - Management
Jens Hertling
Artikelbild Grillen ist Leidenschaft
Bildquelle: Carsten Hoppen

Was reizt Sie am Grillen?
Jörg Wagner:
Grillen ist für mich mehr als Hobby. Ich kann hier für meinen Beruf das eine oder andere Produkt oder Rezept ausprobieren. Deshalb passen für mich Beruf und Grillen perfekt zusammen. Fleischer ist nicht nur ein Beruf für mich, sondern eine Berufung. Grillen ist für mich Leidenschaft. Mich interessiert alles, was mit Fleisch zu tun hat. Mittlerweile ist das Niveau bei vielen Freizeit-Grillern fast höher als in etlichen Restaurants.

Wie können Sie Ihre Erfahrungen aus dem Hobby mit in den Beruf einbringen?
Ich gebe das Wissen gern an meine Kunden weiter. Ich kenne meine Stammkundschaft und weiß, wer welches Grillfleisch mag. Ich freue mich, wenn die Kunden Fragen stellen und ich ihnen auch Tipps für die Zubereitung geben kann.

Welche Trends in der Grillsaison können Sie im Bereich Grillen ausmachen?
Die Nachfrage nach Veggie-Produkten steigt kontinuierlich. Ich würde aber eine generelle Ausrichtung in Veggie verneinen.

Welche Trends können Sie generell ausmachen?
Das Grillen wird deutlich hochwertiger. Die Kunden schauen immer mehr nach den neuen Cuts. Die Kunden wollen ausprobieren und sie sind experimentierfreudiger geworden. Allerdings – das klassische Nackensteak und der Spieß kommen immer noch auf den Teller.

Stichwort Ausland. Kommen immer mehr Grillprodukte aus dem Ausland auf den heimischen Grill?
Es gibt einen Trend zu besonderen Tier– und Fleischrassen und vor allem Cuts aus bestimmten Herkunftsländern. Besonders aufgefallen ist mir der Abverkauf von US-Beef. Dennoch ist es sehr unterschiedlich – ich habe auch Kunden, die an regionalem Fleisch für den Grill festhalten oder jetzt damit starten. Das ist auch ein wenig von der Ausrichtung des Unternehmens abhängig.

Achten die Kunden bei Grillen auch auf Fleisch von besonderen Tierwohlrassen?
Auch das konnte ich als Trend ausmachen. Die Verbraucher machen sich immer mehr Gedanken, wo das Tier herkommt und wie es gelebt hat. Diese Bewegung wird immer stärker und das finde ich als gut.

Was ist mit der guten alten Bratwurst?
Sie wird ebenfalls viel nachgefragt – in allen Geschmacksrichtungen. Wenn ich von Mengen ausgehe, dann ist die klassische Bratwurst kaum zu schlagen. Viele Kunden schauen aber nach Varianten wie der Merguez-Bratwurst oder der Salsiccia-Bratwurst und andere Sorten.

Welche Fleischsorten laufen besonders gut?
Rind, Schwein und Geflügel– die Klassiker verkaufen sich generell immer gut. Schweinefleisch ist immer noch der Mengenträger.

Wann startet bei Ihnen die Grillsaison?
Die Frage, die ich mir dazu stelle, ist, ob die Grillsaison überhaupt endet. Die Grillsaison ist meist von Ostern bis Ende Herbst. Es gibt immer mehr Griller, die das gesamte Jahr zu einem Grillevent machen.

Wie sollten die Grillprodukte präsentiert werden?
Während der Grillsaison sollten die Grillprodukte zentral; dekorativ und auffällig in der Frischetheke präsentiert werden. Ich würde einen Mittelblock in der Theke so gestalten, dass alle Teile dem Kunden sofort ins Auge fallen. Besonders wichtig ist, dass die Grill-Artikel aus der eigenen Zubereitung stammen.

Wie sollten die Mitarbeiter geschult sein?
Die Mitarbeiter sollten auf jeden Fall alle Fleischstücke kennen sowie Kenntnisse in der Herstellung aufweisen. Jeder Mitarbeiter sollte die Produkte, die er verkauft schon selbst zubereitet und verkostet haben. Wer es nicht probiert hat, kann die Produkte nicht verkaufen.

Welche Tipps haben Sie für die Inhaber?
Kunden erwarten heute kompetente Beratung und auch Tipps für die Zubereitung von Fleischgerichten. Daher sollte das Thekenpersonal gut geschult sein und den Geschmack als auch die Verwendungsmöglichkeiten der Produkte kennen. Es gibt sehr gute Weiterbildungsmöglichkeiten wie z.B. die zum Fleischsommelier. Meiner Meinung nach sollte die Story der Produkte in den Mittelpunkt gerückt werden, dann rückt der Preis automatisch in den Hintergrund.

Wie denken Sie über Zweitplatzierungen?
Über Zweitplatzierungen kann der Händler sein Sortiment ausweiten – vor allem in Bezug auf saisonale Themen. Vor allem sollten Grillsaucen in allen Variationen bereitgestellt werden. Senf, Öle und Gewürze müssen ebenfalls in der Nähe stehen. Vor allem bringt das den richtigen Pfiff und macht die Kunden neugierig. Und bringt vor allem die richtige Atmosphäre in den Verkauf. Das Ambiente ist wichtig, um Zusatzverkäufe zu erzielen. Die Kunden fühlen sich auch wohl, wenn sie Ihr Grill-Zubehör in Reichweite finden.

Wie sollte das Marketing laufen?
Vor allem soziale Netzwerke spielen heute eine große Rolle. Hier werden immer wieder neue Ideen gepostet. Wünschenswert wäre es, wenn die Theke zum Kommunikationsort wird. Wenn man mit Aufstellern, Rezeptservice, Flyern, Deckenhänger und natürlich der persönlichen Kundenansprache „stimmige“ Geschichten zu den Produkten und zur Zubereitung erzählt. Das macht dann macht direkt Appetit.

Welches Fleisch mögen Sie persönlich?
Vom Rind bis zum Lamm mag ich jedes Stück Fleisch. Aber der Gipfel des Genusses ist für mich ein Steak. Dann am Liebsten das klassische Entrecote oder ein Rumpsteak. So ein Stück Steak ist für mich etwas Besonderes.

Wer grillt in Ihrer Familie?
Hier sind wir ganz traditionell. Ich stehe am Grill, danach genießen wir gemeinsam in der Familie die Atmosphäre beim Grillen.

Welchen Grill nutzen Sie?
Ich habe noch einen klassischen Kugelgrill, den ich mit Holzkohle betreibe. Ich bin seit Jahren von diesem Grill begeistert. Obwohl ich immer noch mit dem Gedanken spiele, mir zusätzlich einen Gasgrill anzuschaffen.

Warum?
Mit dem Gasgrill ist es einfacher nach dem Feierabend mal schnell ein Bratwürstchen zu grillen. Ich glaube auch nicht, dass es zwischen den beiden Grillarten gravierende Geschmacksunterschiede gibt.