Klimaschutz Kunden motivieren


Mit Einkaufs-Klima-Tracker und Informationsangeboten will Coop Dänemark Konsumenten für einen „grüneren“ Konsum und neue Gewohnheiten gewinnen.

Dienstag, 06. Juli 2021 - Management
Bettina Röttig
Artikelbild Kunden motivieren
Bildquelle: Coop Danmark

Klimaglad mad. Wörtlich übersetzt „klimaglückliches Essen“. Im Vergleich zum emotionsärmeren deutschen Terminus „klimafreundlich“ wirkt der Begriff, mit dem Coop Dänemark für einen bewussteren Konsum wirbt, deutlich mitreißender. Wer will schon Freundlichkeit, wenn er Glück haben kann? So ist „Klimaglad mad“ auch der Name einer aktuellen Kampagne des Händlers. „Dabei weisen wir auf grüne Produkte und Verhaltensweisen hin, mit denen Verbraucher ihren Klimafußabdruck reduzieren können, in Kombination mit leckerem, frischen und gesunden Essen“, sagt Thomas Roland, CSR-Chef, Coop.

Rund 3.000 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Jahr: So lautet die durchschnittliche Klimabilanz pro Däne allein in Sachen Ernährung. Die Coop-Gruppe will dabei unterstützen, diesen Wert zu senken. „Wir haben viele neue pflanzenbasierte Alternativen zu tierischen Lebensmitteln eingeführt und über unser Kundenmagazin sowie Werbung, auch im TV, über die die Verbindung von Klima und Ernährung informiert“, zählt der Nachhaltigkeitsexperte auf.

Um Verbrauchern darüber hinaus ein Hilfsmittel für ihren Einkauf zu geben, hat Coop im vergangenen Jahr einen Klimafußabdruck-Tracker in seine Kunden-App integriert. Rund 340.000 der insgesamt 1,1 Millionen aktiven Nutzer der App haben die Zusatzfunktion „Mit Klimaaftryk“ bereits aktiviert. „Im Schnitt checken jeden Tag rund 5.000 Kunden ihre Klimabilanz“, so Roland. Sie können auf einen Blick sehen, wie gut oder schlecht sie im Vergleich zum Durchschnitt der Coop-Kunden stehen und ob der aktuelle Wocheneinkauf „klimaglücklicher“ war als der vorige. Damit stehen sie mit sich selbst und den übrigen Kunden im Wettbewerb. In die Berechnung fließen die Daten der App- und Kundenkartennutzer der Coop-Ketten Kvickly, SuperBrugsen, Dagli’Brugsen, Fakta und Irma ein.

Aufgeschlüsselt wird die persönliche Einkaufsklimabilanz nach Produktgruppen. So kann der Kunde lernen, welcher Anteil an den CO2-Emissionen Obst und Gemüse, Molkereiprodukten, Fleischwaren, Brot, Süßwaren, Fertiggerichten, Getränken oder anderen Waren zuzurechnen ist und wie sich die Bilanz verändert, wenn er beispielsweise weniger tierische und dafür mehr pflanzliche Produkte kauft. Umfangreiche Details zur Berechnung sorgen für Transparenz. Zudem werden die Nutzer des Trackers dazu ermutigt, sich neue sogenannte Klimagewohnheiten anzueignen und sich ein spezielles Wochenziel in Sachen Klimaschutz zu setzen. Zur Wahl stehen unter anderem Aufgaben wie „Verschwende keine Lebensmittel“, „Verzichte auf verarbeitete Lebensmittel“ oder „Iss Fisch statt Rindfleisch“. Wie positiv sich die jeweilige Gewohnheitsänderung auf die CO2-Bilanz auswirkt, zeigt eine Skala von eins bis drei grünen Blättern. Als Belohnung für das aktive Engagement wird je ein virtueller Baum gepflanzt. Mehr als 41.600 neue Klimagewohnheiten sind bis Redaktionsschluss bereits zusammengekommen. Sicherlich noch Luft nach oben.

Coop kann nachverfolgen, dass die Einkaufskörbe der Kunden, die den Klima-Tracker aktiviert haben, einen um rund 10 Prozent niedrigeren CO2-Fußabdruck aufweisen als der Durchschnitt. Aufgrund von Veränderungen der Konsummuster während der Corona-Krise sei es jedoch schwierig, die Ergebnisse zu interpretieren, so Roland. Die große Herausforderung für Coop ist es, auch diejenigen zu erreichen, die sich bisher weniger bis keine Gedanken um Klimaschutz machen.

Wie dies gelingen kann? „Das ist die große Frage.“ Kunden wollten von Coop nicht über klimafreundliches Essen „belehrt“ werden. „Sie wollen selbstständig denken und entscheiden. Um Essgewohnheiten zu verändern – was nötig ist – müssen wir zunächst realisieren, dass dies weder einfach noch über Nacht erzielt werden kann. Wir sprechen hier von kulturellen Veränderungen“, betont Roland. Als Händler könne Coop jedoch einiges tun: zum Beispiel dafür sorgen, dass nachhaltige Produkte auch tatsächlich in die Regale kommen. Man könne auf die Entwicklung von Innovationen einwirken und noch klimafreundlichere Produkte einfordern, die mit Geschmack, Preis und Frische überzeugten. „Und zu guter Letzt können wir versuchen, die öffentliche Meinung zu prägen und klimafreundliches Essen ‚trendy‘ zu machen.“

Coop meint es ernst. Das Unternehmen hat sich ambitionierte Ziele im Klimaschutz gesetzt und sich der Science Based Targets Initiative angeschlossen. „In unsere jährlichen Klima-Reports werden wir auch die Performance unserer Lieferanten einbeziehen“, so Roland. Unternehmen mit den größten Fortschritten im Klimaschutz sollen künftig die