Konzepte Der Mitmach-Markt

Im Juli eröffnet in München ein ungewöhnlicher Supermarkt. Wer dort einkaufen will, muss mitarbeiten und der Genossenschaft angehören.

Freitag, 26. März 2021 - Management
Heidrun Mittler
Artikelbild Der Mitmach-Markt
Bildquelle: Foodhub

Gutes für die Gemeinschaft tun und nachfolgenden Generationen eine lebenswerte und gerechte Welt hinterlassen – das sind die Ziele von Foodhub in München. Dahinter steckt eine Einkaufsgenossenschaft, die bereits jetzt Lebensmittel handelt. Im Juli will man mit einem eigenen Supermarkt in München-Obergiesing an den Start gehen. Auf 300 Quadratmetern werden dann in erster Linie saisonale Bio-Produkte aus regionalem Anbau verkauft. Aber nicht an Laufkundschaft, sondern nur an Mitglieder der Genossenschaft.

Bislang haben mehr als 220 Mitglieder eine Einlage von mindestens 180 Euro geleistet. Wer nur ein geringes Einkommen hat, zahlt weniger. Alles Menschen, die sich um die Natur und unsere Gesellschaft sorgen. Sie verpflichten sich, pro Monat mindestens drei Stunden für die Gemeinschaft zu arbeiten, jeder nach seinen Fähigkeiten und Kräften. Zudem sollen vier fest angestellte Mitarbeiter den Markt managen.
Kristin Mansmann ist Mitglied im Vorstand der Genossenschaft. Die studierte Volkswirtin hat nach einer Karriere in verschiedenen Anwaltskanzleien ihren Beruf an den Nagel gehängt. Nun betreibt sie die ökologische Imkerei Berg & Blüte und engagiert sich ehrenamtlich für den Aufbau des Foodhub. Mit im Vorstand ist unter anderem auch Karl Schweisfurth, ehemals Geschäftsführer der Herrmannsdorfer Werkstätten, der seine Kenntnisse und Handelskontakte einbringt.

Einheitlicher Aufschlag
Als Bio-Imkerin ärgert sich Mansmann darüber, dass landwirtschaftliche Produkte aus regionalem Anbau im traditionellen Handel ihrer Meinung nach zu teuer gehandelt werden, weil sie andere, industriell erzeugte Ware „quer subventionieren“. Im Foodhub möchten die Betreiber überwiegend Bioware verkaufen, mit einem einheitlichen Aufschlag von 30 Prozent, bezogen auf den Einkaufspreis. Da man ein Vollsortiment anbieten möchte, liefert ein Bio-Großhändler den Teil der Ware, der nicht im Umland verfügbar ist.

Ob das tatsächlich funktionieren kann? Kristin Mansmann ist überzeugt vom Konzept und verweist auf die Vorbilder, denen man nacheifert: Die „Park Slope Food Coop“ ist 1973 in New York gestartet und hat heute fast 18.000 Mitglieder; „Bees coop“ arbeitet erfolgreich in Brüssel, ähnlich wie „La Louve“ in Paris.

Ach, und übrigens: Manager von Aldi haben sich das Konzept in München schon angeschaut, und ein weiterer großer Einzelhändler denkt über eine Zusammenarbeit nach.