Existenzgründer Mutige Macher - Mutige Macher: Teil 2

Der Traum von der Selbstständigkeit kann im LEH wahr werden – als junger Marktleiter genauso wie als erfahrener Quereinsteiger oder als Mutter, die Beruf und Familie verbinden möchte. Gewisse Voraussetzungen brauchen künftige Existenzgründer aber.

Donnerstag, 19. Juli 2018 - Management
Sonja Plachetta
Artikelbild Mutige Macher - Mutige Macher: Teil 2
Selbsttest: Sind Sie für die Selbstständigkeit geeignet?
  • Kennen Sie Ihre Stärken und Schwächen?
  • Sind Sie entscheidungsfreudig und kompromissbereit?
  • Können Sie eventuelle Rückschläge verkraften?
  • Liegt Ihnen der Umgang mit Menschen?
  • Können Sie ruhig und frei sprechen sowie überzeugend argumentieren?
  • Können Sie eigene Ideen durchsetzen, auch wenn andere nicht in allen Teilen Ihrer Meinung sind?
  • Werden Sie Zeit finden, sich weiterzubilden?
  • Sind Sie bereit, in der Aufbauphase auf Einkommensteile zu verzichten?
  • Ist Ihnen bewusst, dass Sie für die geschäftliche Existenz gegebenenfalls mit Ihrer Einlage haften?
  • Ist Ihr Lebenspartner mit der Selbstständigkeit einverstanden?
  • Ist Ihnen klar, dass Sie viel Zeit in das Geschäft investieren müssen?
  • Sind Sie vom Erfolg Ihrer Idee überzeugt?

Im Schnitt Mitte 30
Für Rewe und Edeka sind mutige Jungunternehmer wie Silberzahn, Bostanli und Schaller wichtige Stützen, die die Genossenschaften mit ihren frischen Ideen voranbringen. Die Edeka hat in den vergangenen fünf Jahren 381 Nachwuchskaufleute auf dem Weg in die Selbstständigkeit begleitet, allein 2017 waren es 58. Die Rewe unterstützt jährlich 80 bis 100 Existenzgründer. „Im Durchschnitt sind unsere Jungkaufleute Mitte 30“, sagt Thomas Nonn, Bereichsvorstand bei der Rewe Group (siehe Interview, Seite 26). „Wir hatten aber im vergangenen Jahr Existenzgründer, die Mitte 20 sind, sowie einige, die die 50 schon erreicht haben.“ Ebenso groß wie die Altersspanne ist die Bandbreite an Werdegängen, wie unsere drei Beispiele zeigen: Junge Marktleiter, erfahrene Quereinsteiger und Mütter, die Beruf und Familie verbinden möchten, können gleichermaßen erfolgreiche Existenzgründer werden. Beide Handelsunternehmen unterstützen ihre Kaufleute auf vielfältige Weise, zum Beispiel durch Standort- und Marktanalysen im Vorfeld, verschiedene Finanzierungsmodelle und intensive Beratung. Zudem helfen sie bei Sortimentsgestaltung und Ladenbau.

„Rewe gibt mir ein Gefühl von Sicherheit“, sagt Joachim Silberzahn. Die Kölner haben ihn als Quereinsteiger nicht nur unterstützt beim Aneignen grundlegender Themen wie Warenverfügbarkeit, Bestellwesen oder Warenverwaltung, sondern auch beim Umbau des Markes auf das „Rewe 2020“-Konzept und dem Feinschliff im Sortiment. Der ehemalige Touristik-Manager hebt zudem die „sehr fairen Konditionen für den Kredit“ hervor. „Rewe ist nicht nur Geldgeber, sondern als Großhändler auch Lieferant. Insofern haben wir alle ein Interesse, dass der Laden gut läuft“, ist er sich sicher.

Selim Bostanli gibt die Unterstützung der Edeka Südbayern ebenfalls einen entscheidenden Rückhalt, sowohl was das Finanzielle als auch was die Beratung angeht. „Egal, wann ich die Einzelhandelsberatung oder bei der Edeka Südbayern direkt anrufe: Sie helfen mir immer“, sagt der 28-Jährige. „Das gesamte Konzept stimmt. Die Leute arbeiten gern bei Edeka, und das merkt man im Umgang miteinander“, ist seine Erfahrung.

Lernen von anderen Kaufleuten
Anja Schallers Weg in die Selbstständigkeit ist unter anderem durch im Partnerprogramm vorgesehene Hospitationen bei erfahrenen Rewe-Kaufleuten leichter geworden: „Ich konnte mir bei allen etwas abschauen, etwa zum Umgang mit Personal und Kunden oder zur Gestaltung von Aufbauten.“ Die Coaches stehen den Nachwuchskaufleuten laut Thomas Nonn „als eine Art Mentoren bei Fragen beratend zur Seite“.

Trotz aller Unterstützung aus den Zentralen brauchen künftige Existenzgründer gewisse fachliche und persönliche Voraussetzungen, um erfolgreich zu sein. Die Rewe etwa testet in Auswahlverfahren die Eignung ihrer möglichen Partner. Für Nonn ist wesentlich, dass die Bewerber eine Affinität zum Lebensmittel-Einzelhandel und Unternehmergeist mitbringen. „Sie sollten zudem eine konkrete Vorstellung haben, was sie als selbstständige Unternehmer auszeichnen soll.“