Lebensmittelabteilungen in Kaufhäusern Im tiefen Keller - Kaufhofwar tet auf die Trendumkehr: Teil 2

Das Kaufhaus ist vielerorts in der Krise. Kaufhof und Karstadt wollen den Umkehrschub. Dabei fallen oft die Lebensmittelabteilungen durchs Raster . Die einstigen Anbieter ausgesuchter Feinkost sind nicht mehr im Blickfeld der Kunden. Die Schlagzahl der Wettbewerber ist eine andere.

Donnerstag, 22. März 2018 - Management
Reiner Mihr
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Stattdessen sollen neue Sparmaßnahmen das Joint Venture in die schwarzen Zahlen hieven. Der Tarifvertrag ist bereits seit längerem gekündigt, die Gespräche mit der Gewerkschaft Verdi laufen eher schlecht als recht. Das Unternehmen will unter anderem Tariferhöhungen nicht weitergeben und in diesem sowie im nächsten Jahr nur 20 Prozent des Weihnachts- und Urlaubsgelds zahlen. Das kommt bei den Mitarbeitern (aktuell gibt es bundesweit noch etwa 1100 Vollzeitstellen) vor allem deshalb weniger gut an, weil im Gegenzug keine verbindlichen Zusagen zur Beschäftigungssicherung angeboten werden. Im Moment ruhen die Gespräche. „Der Arbeitgeber spielt mit dem Abbruch der Verhandlungen“, heißt es bei Verdi.

Für die verbliebenen 17 „Galeria Gourmet“-Abteilungen liegen keine derart detaillierten Umsatz-Zahlen vor. Diese dürften angesichts der schwierigen Lage bei Kaufhof (siehe Kasten) allerdings ebenfalls nicht sonderlich rosig aussehen. „Wir haben derzeit ganz andere Probleme als die wenigen Lebensmittel-Abteilungen, die wir noch betreiben“, bestätigt ein Kaufhof-Manager.

Kaufhof wartet auf die Trendumkehr

Kaufhof hat –etwas überraschend– zuletzt von Karstadt die Rolle des „Sanierungsfalls“ im hiesigen Warenhaus- Geschäft übernommen. Für das Ende Januar abgelaufene Geschäftsjahr rechnet das Unternehmen – wie schon 2016 – mit roten Zahlen. Seitdem der Warenhauskonzern Hudson’s Bay Company (HBC) die Kölner im Jahre 2015 von der Metro Group übernommen hat, läuft dort nicht mehr viel zusammen. Kaufhof setzen nicht nur die generellen Probleme der Vertriebsform wie der Aufstieg von Amazon und Online-Shopping im Allgemeinen zu. Das macht Warenhäusern in der ganzen Welt das Leben schwer. Der Konzern kämpft zudem mit satten Mieterhöhungen, die HBC zur Finanzierung des Übernahmedeals seiner Neu- Tochter aufgebrummt hat. Seit November 2017 versucht nun mit Roland Neuwald ein neuer Chef sein Glück. Der Ex Vertriebsgeschäftsführer von Real hat schon angekündigt, 400 der 1600 Arbeitsplätze in der Kölner Zentrale zu streichen. 2018 soll es laut Neuwald eine „sichtbare Trendumkehr“ geben. Helfen sollen dabei neben Sparmaßnahmen Sortimentsänderungen und der Ausbau von Kooperationen mit externen Partnern wie beispielsweise der Kosmetikkette Sephora.

Was tun? „Kein Mensch fährt mehr mit der Rolltreppe ins Basement, um dort Lebensmittel einzukaufen. Wenn dann funktioniert das Geschäft nur im Erdgeschoss“, analysierte Caparros noch während seiner Rewe-Zeit. Handels-Experte Mirko Warschun sieht das ähnlich. „Entweder man beschränkt sich auf einen kleinen, vielleicht 300 bis 400 Quadratmeter großen Convenience-Bereich im Erdgeschoss.“ Wenn es aber das Untergeschoss ist, dann braucht der Supermarkt nach seinen Worten einen eigenen Eingang von der Straße her, um Menschen anzulocken, die sonst nicht ins Warenhaus gehen. „Hier macht dann ein kleiner Markt mit hohem Convenience-Anteil Sinn. Diese Produkte treffen nicht nur den täglichen Bedarf der Menschen, sondern bieten auch ein vergleichsweise gute Spanne.“ In diese Richtung geht auch Karstadt Feinkost: Das Convenience- Angebot wurde zuletzt deutlich ausgeweitet. Warschuns dritte Variante – Lebensmittel in Verbindung mit einem großen Gastro-Konzept wie etwa im Dachgeschoss des Berliner KaDeWe – kommt nur für ganz wenige Standorte infrage.

Immerhin: Es tut sich was. Es gibt Alternativen zum Schrumpfen durch den finalen Ladenschluss. Zum Beispiel in Erfurt. Dort holt sich Karstadt demnächst „Denn’s Biomarkt“ ins Haus. „Der Biomarkt wird im Mai im Erdgeschoss bei Karstadt einziehen und auf gut 500 Quadratmetern Untermieter“, teilt das Management der Erfurter Einkaufsgalerie „Anger 1“ mit, wo sich das Kaufhaus befindet. Denn’s soll dort Platz finden, wo es jetzt Geschirr und Haushaltswaren gibt. „Wir freuen uns, bei Karstadt einen zentralen und für unsere Kunden aus der Landeshauptstadt gut erreichbaren Standort gefunden zu haben“, sagt Thomas Hennig aus dem Dennree-Management – und dämpft gleichzeitig die Erwartungen: „Diese Partnerschaft ist ein Einzelfall und kein langfristiger Plan.“