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Die Übernahme hat Sie viel gekostet. Wünschen Sie sich einen Beitrag von Ihren Industriepartnern, um die Kosten zu stemmen?
Werner Gruber: Die Industrie weiß, was sie an einer Edeka und deren Vermarktungskonzepten hat. Wir bieten der Industrie die größte Plattform an und, was die Tengelmann-Märkte angeht, bringen wir auch viele zusätzliche Sortimente in die Märkte. Das bietet Chancen für Lieferanten in ungeahntem Ausmaß.
Wie lautet, abgesehen vom Tengelmann-Übernahme-Erfolg, Ihr Fazit für das Geschäftsjahr 2016?
Hollinger: Kurz gesagt: 2016 war ein sehr erfolgreiches Jahr, das uns richtig Spaß gemacht hat – sowohl bei Umsatz, Ergebnis und Expansionsleistung. Wir haben unseren Konzernumsatz um 2,58 Prozent auf 2,89 Mrd. Euro netto, bereinigt um Innenumsätze, gesteigert.
Schalk: Das EBIT legte 2016 von 3,13 auf 3,15 Prozent geringfügig zu, obwohl wir den Gesamtertrag um 0,1 Prozent zugunsten des Einzelhandels reduziert haben.
Hollinger: Im vergangenen Jahr hatten wir auch einen deutlich überdurchschnittlichen Netto-Zuwachs an Neuflächen von 2,55 Prozent. Die Expansion betrug mehr als 40.000 qm Neufläche, dagegen lag die Abschmelzung bei unter 20.000 qm. Mit 36 Prozent aller Neuflächen im Absatzgebiet belegt die Edeka Südbayern 2016 bei der Expansion den Spitzenplatz gegenüber den Wettbewerbern. Zwischen 2007 und 2016 haben wir die bewirtschaftete Verkaufsfläche um 14 Prozent auf derzeit 870.000 qm gesteigert. Auf den SEH entfällt davon ein Anteil von 72 Prozent oder knapp 630.000 qm. Parallel zur Integration der Tengelmann-Filialen haben und werden wir die Expansion weiter vorantreiben.
Wie war die Situation 2016 im Großhandel?
Hollinger: Es gab dabei eine überproportionale Steigerung des Umsatzes im Großhandel, mit 2,88 Prozent. Das liegt nicht nur an einem starken Wachstum auf der Fläche, sondern auch an unserer starken Expansion (siehe Kasten auf S. 18).
Schaffen Sie bei Marktkauf die für 2016 anvisierten schwarzen Zahlen?
Hollinger: Die neun Marktkauf-Häuser weisen auf der Fläche ein Minus von 4 Prozent auf und flächenbereinigt ein Minus von 1,83 Prozent. Das heißt, beim Umsatz haben wir im schwierigen Großflächengeschäft verloren, aber uns war die Ertragsseite wichtiger. Wir haben auf der Kostenseite gut gewirtschaftet und so 2016 beim Ertrag bei Marktkauf erstmals die schwarze Null erzielt.
Wie ist 2017 bisher gelaufen?
Hollinger: Die Ausgangslage für 2017 ist sehr gut, auch wenn die ersten drei Monate schwierig waren, u. a. wegen Feiertagsverschiebungen. Insgesamt hat der Großhandel ein Plus im zweistelligen Prozentbereich erreicht – inklusive der ca. 60 Tengelmann-Filialen, die bis dahin umgestellt wurden. Auch ohne Tengelmann sind wir sehr zufrieden mit der Entwicklung, insbesondere im SEH.
Wie läuft die Umstellung auf Lunar?
Schalk: Unser Schwerpunkt ist dabei die Umstellung der Warenwirtschaft im Einzelhandel. Als wir 2014 mit vier Märkten begonnen haben, war noch Sand im Getriebe. 2015 haben wir fünf Märkte umgestellt, dafür aber viel in die Stabilisierung des Systems investiert. Sonst könnten wir jetzt nicht acht Märkte pro Woche umstellen. 2016 folgten 54 Läden (Regie und SEH), sodass eine Tochtergesellschaft bereits komplett auf Lunar läuft. In diesem Jahr haben wir bis Ende Mai weitere 34 Märkte umgestellt, bevor wir mit der Tengelmann-Integration begonnen haben. Wir haben zunächst Fleischwerk und Lager umgestellt und getestet, ob die Schnittstellen funktionieren. Ende September werden alle ehemaligen Tengelmann-Filialen auf Lunar laufen. Zudem sollen mindestens weitere 36 Läden bis 2017 folgen. Auch alle neuen Läden gehen mit Lunar ans Netz. Ende des Jahres werden wir die Region sein, die mit dann mehr als 300 die meisten Lunar-Märkte hat. Ab 2018 planen wir 200 Umstellungen pro Jahr. Denn unser Ziel ist: Bis 2020 wollen wir alle Lunar-fähigen Märkte umgestellt haben.