Ins digitale Zeitalter sind die Azubis der Rewe aufgebrochen – jedenfalls alle diejenigen, die im vergangenen Jahr im Supermarkt ihre Ausbildung begonnen haben. Die Nachwuchskräfte haben nun ein schmuckes Tablet zur Verfügung, das in einer roten Hülle mit Firmen-Logo steckt. Das Gerät bietet Zugang zu einer speziellen Lernplattform der Rewe, auf der Lerninhalte wie Warenkunde oder Betriebswirtschaftslehre hinterlegt sind. Außerdem können die jungen Mitarbeiter nun unkompliziert miteinander und mit ihren Trainern kommunizieren.
Lernplattform fördert den Kontakt
Dieter Göwel ist als Leiter Personalentwicklung bei der Region Mitte Vollsortiment (Rewe Markt GmbH, Rosbach) zuständig für mehr als 800 Auszubildende in seiner Region. Gut ein Drittel dieser Nachwuchskräfte – der Jahrgang, der 2015 gestartet ist – werden nun neben den Präsenz-Seminaren zusätzlich über eine digitale Lernplattform unterrichtet. Auch wenn es noch zu früh ist, eine endgültige Bilanz zu ziehen, stellt Göwel schon jetzt fest: „Die Tablets bringen uns weiter. Ganz einfach, weil wir Ausbilder näher an unseren Azubis sind.“
Bislang, so berichtet der PE-Leiter, haben die Trainer ihre Schützlinge meistens nur zweimal im Jahr persönlich getroffen. Jetzt können die Trainer den Kontakt intensivieren, zum Beispiel, wenn sie Übungsaufgaben oder kleine Arbeitsanweisungen hochladen und nach kurzer Zeit Feedback bekommen. Ein Beispiel: Der Ausbilder spornt seine Gruppe an, eine ausgefallene Sonderplatzierung für Zitrusfrüchte zu gestalten. Nach getaner Arbeit können die Nachwuchskräfte Fotos ihrer Arbeit auf die Plattform stellen. So ist für alle Azubis der Gruppe nachvollziehbar, wer die beste Lösung für den Warenaufbau gefunden hat.
Besser vorbereitet ins Seminar
Dieter Göwel nennt einen weiteren Vorteil, den die Lernplattform bietet: Die jungen Menschen kommen besser vorbereitet zu den Präsenzseminaren. Vor einem Obst- und Gemüse-Seminar erarbeiten die Berufseinsteiger die Grundlagen selbstständig am Tablet. In der Gruppe wird die Arbeit dann meist effektiver. Und gibt es Schwierigkeiten mit der Nutzung des digitalen Mediums? „Nein“, antwortet Göwel, „die jungen Leute können gut damit umgehen.“ Wenn überhaupt, meint er schmunzelnd, müssen die Azubis in Einzelfällen den Trainern helfen, wenn es um dem Umgang mit den Geräten geht. Der PE-Leiter kann sich gut vorstellen, dass Lernen am Tablet künftig auch für Weiterbildungen in Frage kommt.
Das Lernen individueller gestalten
Schließlich gibt es Kollegen, die aufgrund ihrer familiären Situation ausschließlich von 20 bis 24 Uhr arbeiten, so seine Überlegung. Bislang sei es schwierig, diese zu einer Schulung anzumelden, die tagsüber stattfindet. Das Lernprogramm aber hat immer Zeit und ist an keinen Ort gebunden. Auch lohne es sich eher, kleine Themengebiete zu erarbeiten. Denn bislang „ist die Anreise oft länger als das Seminar selbst“.
Während der Arbeitszeit das Tablet nutzen? Das ist nicht nur erlaubt, sondern im Rahmen der Ausbildung in bestimmten Rewe-Geschäften sogar erwünscht.
Nachgefragt
Dieter Göwel, Leiter Personalentwicklung der Rewe Region Mitte, zieht eine erste, positive Bilanz des Tablet-Unterrichts.
Im Dezember hat der 2015er-Jahrgang Ihrer Azubis ein Tablet als Arbeitsmaterial bekommen. Wie sind Ihre Erfahrungen bisher?
Die Geräte kommen super an,bei den jungen Leuten, aber auch bei meinen Trainer-Kollegen. Außerdem sind die Tablets in den Schulen und Berufsschulen ein brandheißes Thema – und damit gut für uns als Arbeitgeber.
Dürfen die Azubis ihre Tablets auf der Verkaufsfläche nutzen?
Ja, überall dort, wo WLAN vorhanden ist. Wir haben mit den Azubis natürlich klare Vereinbarungen, damit zum Beispiel keine unanständigen Seiten aufgerufen werden. Übrigens: Handys bleiben nach wie vor aus, außer in den Pausen.
Was passiert denn, wenn jemand die Ausbildung vorzeitig abbricht?
Wir haben die Tablets nach der Probezeit verteilt. Bei Abbruch verlangen wir das Gerät zurück. Und nach der Prüfung bekommt der Azubi das Tablet dann geschenkt.