Regionalität in Wales Gelebte Regionalität

Auf der Royal Welsh Show zeigen die Lebensmittelhändler Flagge. Zu den Landwirten, die sie beliefern, pflegen sie eine enge Beziehung und einen regen Austausch.

Freitag, 14. August 2015 - Management
Christina Steinheuer
Artikelbild Gelebte Regionalität
Bildquelle: Steinheuer

Sie ist das Ereignis der walisisches Agrarwelt: die Royal Welsh Show. Mitten im walisischen Sommer (18 Grad Celsius, mal Sonne, mal Regen), im Juli, findet „The Show“ jährlich statt, schon zig Jahre, gefühlt „seit die Römer hier waren“, wie das humorvolle Volk, das seine Traditionen und die Land(wirt)schaft liebt, scherzt.

Stolz ist man auf seine Produkte, Tiere, Marke und die Region. Der rote Drache, Symbol für Wales, findet sich auf den Verpackungen heimischer Lebensmittel, auf Decken für die frisch geschorenen Schafe, auf Souvenirs und in Unternehmenslogos. Anders als in weiten Teilen Deutschlands hören Stolz und Wertschätzung nicht bei den Produzenten auf, sondern ziehen sich über die Weiterverarbeiter und den Lebensmittel-Einzelhandel bis zu den Konsumenten durch. Denn man ist nicht nur überzeugt von den heimischen Produkten, man isst sie auch. Das war in Wales schon immer so, wurde aber durch die im Vereinigten Königreich andauernde Wirtschaftskrise noch verstärkt. „Bio schrumpft hier, weil es für viele schlicht zu teuer ist. Davon profitieren vor allem regionale Produkte enorm“, stellt Patricia Czerniak fest. Sie begleitet mit ihrer Firma Alimentum Lebensmittel-Hersteller bei ihren Exporten nach Deutschland, etwa HCC Meat Promotion Wales. Deren CEO Gwyn Howells schwärmt von der Show als Ort für Business und Austausch.

Denn in Sachen Regionalität ist der Handel in Großbritannien wesentlich weiter als in Deutschland. Man versteht sich nicht nur als machtvoller Abnehmer von austauschbaren Waren, sondern als Teil der Wertschöpfungskette für die Region. Das geht so weit, dass Handelsunternehmen Netzwerke für Junglandwirte aufbauen und mit diesen Produktion und Vermarktung besprechen. Außerdem werden Landwirte beraten, ihre Bilder auf die Verpackung geholt, nicht nur auf Plakaten oder Deckenhängern gezeigt. Man kennt sich persönlich und spricht regelmäßig miteinander. Unter den 482 Ausstellern bei der Royal Welsh Show waren 2015 fünf Lebensmittelhändler (Asda, Marks & Spencer, Tesco, The Co-operative Food, Waitrose). Ziel: Kontakt- und Imagepflege.