Woher stammt ein Lebensmittel? Diese Frage bewegt die Verbraucher. Wenn ein Apfel aus einem bestimmten Anbaugebiet stammt, ist das für den Verbraucher nachvollziehbar. Sobald aber ein Produkt be- oder verarbeitet ist, wird die Sache schwierig. Dann kommen Siegel ins Spiel, die eine klare Abgrenzung möglich machen.
Diese drei Siegel sind wichtig!
Drei verschiedene Kennzeichen muss ein Mitarbeiter im Lebensmittelhandel kennen, die Europäische Union spricht von „geschützten Angaben“:
- Geschützte Ursprungsbezeichnung, abgekürzt g. U.: Das Zeichen garantiert, dass die Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung eines Erzeugnisses in einem bestimmten geografischen Gebiet nach einem anerkannten und festgelegten Verfahren erfolgt ist. Sämtliche Produktionsschritte müssen also in dem betreffenden Gebiet stattfinden. Beispiele sind: Allgäuer Bergkäse, Allgäuer Emmentaler, Allgäuer Weißlacker, Lüneburger Heidschnucke, Weideochse vom Limpurger Rind, Altenburger Ziegenkäse.
- Geschützte geografische Angabe, abgekürzt g. g. A.: Das Zeichen dokumentiert eine Verbindung der Agrarerzeugnisse und Lebensmittel mit dem Herkunftsgebiet, wobei nur einer der Produktionsschritte – also Erzeugung, Verarbeitung oder Zubereitung – im Herkunftsgebiet durchlaufen worden sein muss. Die verwendeten Rohmaterialien dürfen hingegen aus einer anderen Region stammen. Beispiel: Holsteiner Tilsiter muss in Schleswig-Holstein hergestellt und gereift sein. Der würzig-aromatische Charakter beruht auf speziellen Bakterienkulturen, die typisch für den Klimaraum zwischen Nord- und Ostsee sind.
- Garantiert traditionelle Spezialität, abgekürzt g. t. S.: Das Zeichen hebt die traditionelle Zusammensetzung des Produkts oder ein traditionelles Herstellungs- und/oder Verarbeitungsverfahren hervor. Der Produktionsprozess ist an kein Gebiet gebunden.
Diese Geoschutz-Angaben müssen in den Frischetheken ausgewiesen werden, und zwar auf den Schildern.
Folgende Karte gibt einen detaillierten Überblick über Erzeugnisse mit geschützten geografischen Angaben aus Deutschland.
https://aktuell.nationalatlas.de/lebensmittel-2_04-2024-0-html
Quelle: Ermann, Ulrich (2024): Lebensmittel mit geschützter geografischer Herkunft: Vielfalt und Qualität durch
Verortbarkeit?
In: Nationalatlas aktuell 18 (04.2024) 2 [30.04.2024]. Leipzig: Leibniz-Institut
für Länderkunde (lfL)
Beispiele: Lebensmittel mit Geo-Schutz
- Hessischer Handkäs
So lecker der gezeigte Käse aus dem Rewe Darmstadt auch ist: Es ist kein original Hessischer Handkäs! Denn das Original bezeichnet kleine Käselaibchen, die ursprünglich von Hand geformt sind und den Umfang einer Handfläche bekommen haben. Herstellung, Weiterverarbeitung, Reifung und Verpackung dürfen nur ein einem begrenzten geografischen Gebiet erfolgen. Es erstreckt sich (vereinfacht) von Mannheim im Süden bis Göttingen im Norden. Zentrum der Erzeugung ist die Region Hüttenberger Land im Lahn-Dill-Kreis - Comté AOP
wird nur in der gleichnamigen Region des Jura-Gebirges aus der Milch heimischer Kühe hergestellt. Die geschmierte Rinde des Käses ist feucht, aber fest-körnig und schimmert goldgelb bis ocker. Der Geschmack ist vollmundig, pikant, mit winzigen Kristallen, die ein zusätzliches Geschmackserlebnis bieten. Das Foto zeigt einen Comté in Bio-Qualität. - Époisses de Bourgogne AOP
Époisses de Bourgogne trägt das Siegel der geschützten Ursprungsbezeichnung. Dieser Käse wird nach den traditionellen Methoden Burgunds hergestellt. Es handelt sich um einen weichen Käse mit milchigem Charakter, der etwa sechs Wochen reift. Die orangefarbene Rinde entsteht durch das Reiben mit Salzwasser und Marc de Bourgogne (einem Tresterbrand, der aus Trauben gewonnen wird).
Die internationalen Bezeichnungen auf einen Blick
- AOC/AOP
Die Appellation d’Origine Contrôlée (AOC) war die offizielle französische geschützte Herkunftsbezeichnung, die den Ursprung traditioneller französischer Lebensmittel garantiert. 2009 startete die Einführung des europäischen Logos AOP (Appellation d’Origine Protegée), das nach und nach das französische Gütezeichen AOC ersetzt hat. Derzeit tragen 15 französische Käse aus Kuhmilch das Siegel, hinzu kommen drei aus Schaf- und zwölf aus Ziegenmilch sowie drei Sorten Butter - IGP
Das Qualitätszeichen IGP ist die Abkürzung für „Indication Géographique Protégée“, auf Deutsch „geschützte geografische Angabe“. Aus Spanisch heißt die Abkürzung „Indica- ción Geográfica Protegida“, auf Italienisch „Indicazione Geografica Protetta“. Ein Beispiel aus der Warengruppe der Fleischwaren ist die Salami Fellino IGP. Sie wird aus frischem italienischem Schweinefleisch gehackt, mit Salz, schwarzen Pfefferkörnern und frischem Knoblauch veredelt. Die Salami wird traditionell in Weißwein eingelegt, daraus resultiert ein vollmundiger Geschmack. - PDO/DOP
„Protected Designation of Origin“ ist die Übersetzung für die geschützte Ursprungsbezeichnung im englischsprachigen Raum. Ein Beispiel ist der Blue Stilton PDO, der nur in den drei Grafschaften Derbyshire, Leicestershire und Nottingham-shire produziert werden darf. Auf Spanisch heißt die Abkürzung DOP, sie steht für „Denominación de Origen Protegida“.