Warenverkaufskunde Aspikwaren und Sülzen

Aspikwaren und Sülzen sind Trendprodukte in der Theke. Sie sind im Vergleich zu anderen Wurstarten fettarm und in vielen Varianten erhältlich.

Freitag, 05. September 2014 - Warenkunden
Heidrun Mittler
Artikelbild Aspikwaren und Sülzen
Vorbereitung der Rohware für die Verarbeitung

In Zeiten, in denen sich die Verbraucher bewusst ernähren und fettarme Produkte ganz oben auf der Beliebtheitsskala stehen, liegen Aspikwaren voll im Trend. Mageres Fleisch, kombiniert mit Gemüse oder anderen Zutaten, eingehüllt in leicht säuerlichem Aspik, enthält deutlich weniger Kalorien als andere Wurstwaren. Aspik zählt zu den fettarmen Fleischerzeugnissen (oftmals nur drei Prozent Fett) und wird für figurbewusste Genießer zur richtigen Wahl. Dabei kennt die Sortenvielfalt keine Grenzen, wie folgende Beispiele zeigen: Edelzungen im Bouillonaspik, Bauernsülze, Zwiebel-Schinken aus mariniertem Schinkenfleisch, Pesto-Sülze aus handverlesenem Kopffleisch, Gurken-Sülze mit frischen Dillspitzen, Spargel-Sülze, Honig-Schinken in mit Honig verfeinertem Aspik, Madeira-Sülze aus handgelegten Schweinebäckchen und mit Madeirawein mariniert. Auch optisch entstehen häufig „Kunstwerke“, bei deren Herstellung die Fleischwarenerzeuger ihrer Kreativität freien Lauf lassen können.

Ermöglicht wird diese Vielfalt durch die Fleisch-Verordnung, die im Jahre 1995 novelliert wurde. War zuvor noch genau reglementiert, wie hoch die Zusätze an anderen Zutaten außer Fleisch sein durften, erlaubt die heutige Fassung den Einsatz von Getreide, Gemüse, Nüssen, Trockenfrüchten, Käse oder ähnlichen Zutaten ohne Mengenbegrenzung. Deshalb sind in den letzten Jahren vermehrt neue Aspiksorten auf den Markt gekommen.

Aspik ist nicht gleich Sülze, Gelatine ist nicht gleich Aspik. Worin besteht der Unterschied? Ein Blick in die „Leitsätze für Fleisch- und Fleischerzeugnisse“ zeigt, dass der Oberbegriff „Sülzwürste“ grundsätzlich zur Gattung der Kochwürste zählt. Das Besondere: Die Schnittfestigkeit im erkalteten Zustand kommt durch erstarrte Gallertmasse zustande. Wenn man Sülzwürste erhitzen würde, würde die Gallertmasse zerfließen, das Produkt in seiner Form also zerstört. Bekannte Beispiele von Sülzwürsten sind: Sülzen (z. B. Fleischsülzwurst), Corned Meat (z. B. Corned Beef) oder Presswurst (z. B. Schwartenmagen).

Als Bindemittel dient geschmacksneutrale Gelatine. Sie entsteht bei der Verarbeitung von Fleischwaren, wenn entfettete Schweineschwarten oder halbe Schweineköpfe ausgekocht werden. Gelatine wird generell zum Eindicken verwendet (auch bei Back- und Süßwaren oder Molkereiprodukten) und ist ein wichtiger Bestandteil bei der Herstellung von Aspikwaren und Sülzen. Sie wird mit weiteren Zutaten wie Essig vermischt, um den gewünschten Geschmack zu erzielen. Mit Zutaten wie rotem Rübensaft, Tomatenmark oder Safran können interessante Farbeffekte erzielt werden.

Der Unterschied zwischen Sülzen und Aspikwaren liegt in der Art der Produktion: Während bei Sülzen die noch warmen Einlagen mit der Gelee-Masse übergossen werden, und alles gemeinsam abkühlt, werden die Einlagen bei der Herstellung von Aspikwaren erst heruntergekühlt und dann übergossen. Diese Produktionsweisen bezeichnet man auch als kalte und warme Linie.

Die verwendete Flüssigkeit oder Brühe ist so unterschiedlich wie die Produktvielfalt, die diese Warengruppe hervorbringt. Es finden sich Erzeugnisse, die lediglich mit Wasser angereichert sind, ebenso wie verschiedenste Brühen. Sie variieren je nach Rezeptur hinsichtlich der eingesetzten Fleischsorten oder Gemüsearten. In der Regel werden Wasser oder Brühe nach dem Garen mit Gelatine angedickt und dann – je nachdem, ob es sich um Aspik oder Sülze handelt – über die warme oder die bereits abgekühlte Einlagenmasse gekippt. Dabei darf die Temperatur 75° C nicht überschreiten, weil die Masse sonst nicht mehr geliert.


Ein Blick auf die Einlagen: „Erlaubt ist, was schmeckt“ – so lautet die Devise. An den Bedientheken finden sich verschiedenste Varianten: von Rind-, Kalb- oder Schweinefleisch über Geflügel bis hin zu Kräutern und Gemüse. Die Kombinationen lauten zum Beispiel „Pute-Silberzwiebeln“, „Honig-Schinken“ oder „Zwiebel-Schinken“. Im Angebot sind sogar Erzeugnisse, die ausschließlich Gemüse als Einlage beinhalten. Je nachdem, in welche Form die Aspikwaren und Sülzen gefüllt werden, sind sie rund, eckig, trapez- oder tunnelförmig. Quadratische Formen werden häufig im Pre-Pack-Angebot eingesetzt. Die übrigen findet man eher an der Bedientheke.

Tipps für den Verkauf: Jeder siebte von zehn Kunden entscheidet erst an der Frischetheke, welches Produkt er kauft. Deshalb gilt es, die Ware so zu platzieren, dass sie den Käufer anspricht und überzeugt. Sülzen und Aspikwaren sollten immer im Block und gut sichtbar präsentiert werden. Eine produktspezifische Dekoration hebt das Angebot zusätzlich hervor. Im Kundengespräch kann man auf die Vorteile hinweisen: Die Produkte sind in der Regel fettarm. Insbesondere zu Beginn des Jahres, wenn die Diätwelle durch das Land geht, ist dieses Argument wichtig. Vor allem Frauen achten auf Kalorien. Es lohnt sich, vor allem diese gezielt anzusprechen.

Wie auch bei anderen Erzeugnissen gilt: Kunden kaufen am liebsten, was sie kennen. Deshalb sollte man Aspikwaren und Sülzen zum Verkosten anbieten! Im Kundengespräch kann man zudem darauf hinweisen, dass Aspikwaren nicht nur als Brotbelag geeignet sind. Sie dienen als Vorspeisen , passen zu Bratkartoffeln, Salat und Gemüse und machen somit als Hauptgericht eine gute Figur. Bieten Sie Rezeptkarten an, geben Sie Tipps zur Zubereitung! Dabei kann man den Convenience-Charakter betonen: Einfach den Block in Scheiben schneiden, eine frische Beilage servieren und schon ist ein Gericht fertig.

Falls Sie nach „vegetarisch“ oder „halal“ gefragt werden: Ausgangspunkt für Gelatine ist Schweinefleisch, deshalb eignen sich Aspikwaren mit diesem Bindemittel nicht für gläubige Muslime oder Vegetarier (auch nicht, wenn ausschließlich Gemüse als Einlage verwendet wird).

Wissenscheck

Wer diese Warenverkaufskunde gelesen hat, kann folgende Fragen leicht beantworten.

{tab=Fragen}

  1. Welches Bindemittel wird bei Aspikwaren und Sülzen verwendet? Aus welchem Ausgangsstoff wird es gewonnen?
  2. Dürfen in Aspikwaren nur Fleischbestandteile verwendet werden?
  3. Kann man eine dicke Scheibe Sülze in der Pfanne anbraten?

{tab=Antworten}

  1. Bindemittel ist Gelatine, die aus Schweineschwarten oder halben Schweinsköpfen produziert wird.
  2. Nein. Als Einlage erlaubt sind neben Fleisch auch Geflügel, Getreide, Gemüse, Obst, Nüsse oder Käse.
  3. Nein, durch Erhitzen wird das Bindemittel flüssig, das Produkt verliert seine Form.

Die Warenverkaufskunde erscheint regelmäßig als Sonderteil im Magazin Lebensmittel Praxis. Wir danken der R&S Vertriebs GmbH, Essen (c/o Seidl PR & Marketing, Essen) für den fachlichen Rat und das zur Verfügung gestellte Bildmaterial.

Bilder zum Artikel

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Bild öffnen Vorbereitung der Rohware für die Verarbeitung
Bild öffnen Das fertige Produkt wird portioniert und für die Selbstbedienung verpackt.
Bild öffnen Sülze in Formen gefüllt.
Bild öffnen Im Trend: Geflügel, hier Pute, als Einlage, kombiniert mit säuerlichem Gemüse.
Bild öffnen Fertig verpackt für die Selbstbedienung: Schweinefleisch mit Spargel in Aspik
Bild öffnen Schweinefleisch mit Pesto
Bild öffnen Putenfleisch mit Peppadew

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