Im Durchschnitt gaben die Verbraucher in Deutschland in 2018 pro Kopf 20,50 Euro für faire Lebensmittel, Textilien und Handwerksprodukte aus. Mit 1,36 Milliarden Euro trug das Fairtrade-Produktsiegel den größten Anteil zum Gesamtumsatz bei. Die anerkannten Fair-Handels-Unternehmen vertrieben im vergangenen Jahr fair gehandelte Waren im Wert von 209 Millionen Euro. Sie sind ausschließlich im Fairen Handel tätig und folgen mit ihrer Unternehmenspolitik seinen international definierten Grundsätzen. In den Weltläden, den Fachgeschäften des Fairen Handels, wurden Waren im Wert von 78 Millionen Euro verkauft.
„Diese positive Entwicklung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass weiterhin geschätzte 99 Prozent des Handels nicht fair sind. Dieser geht noch viel zu häufig zu Lasten von Mensch und Umwelt“, erklärt Manuel Blendin, Geschäftsführer des Forum Fairer Handel. Das beträfe insbesondere Kleinbauern und deren Familien im globalen Süden, aber auch die bäuerliche Landwirtschaft in Deutschland und Europa.
2018 wurden fair gehandelte landwirtschaftliche Erzeugnisse aus Europa im Wert von 112,7 Millionen Euro verkauft. „Fairer Handel heißt für mich, von der Arbeit, die ich liebe, auch vernünftig leben zu können. Dazu gehört vor allem auch Planungssicherheit. Damit auch die nächste Generation eine Perspektive auf dem Hof hat“, erklärt Jakob Sichler, Naturland Bauer. Er liefert seine Milch an die genossenschaftlich organisierte Molkerei Berchtesgadener Land und erhält dafür überdurchschnittliche Preise – denn seine Milch steht später mit dem Naturland Fair Zeichen im Kühlregal. Die Molkerei nimmt auch kleinen Bauernhöfen in entlegenen und schwer erreich-baren Bergregionen die Milch ab. Und sichert so den Fortbestand kleinbäuerlicher Landwirtschaft in der Region.
Mit einem Anteil von 32 Prozent ist Kaffee weiterhin das umsatzstärkste Produkt im Fairen Handel. Im Geschäftsjahr 2018 ist der Absatz von fairem Röstkaffee in Deutschland um neun Prozent gewachsen. Damit stammt jede zwanzigste Tasse Kaffee, die in Deutschland getrunken wird, aus Fairem Handel. Wie weit der Weg zu gerechten Handelsstrukturen dennoch ist, verdeutlicht die prekäre Situation der Kaffeebauern weltweit. Angesichts von Niedrigpreisen auf dem Weltmarkt können über die Hälfte von ihnen im konventionellen Handel nicht einmal ihre Produktionskosten decken. Diese Ungerechtigkeit könne nicht allein durch informierte Verbraucher und deren Konsumverhalten gelöst werden. „Deshalb setzen wir uns in Deutschland für die Abschaffung der Kaffeesteuer für fair gehandelten Kaffee ein“, erklärt Manuel Blendin mit Blick auf die Bundesregierung.
In punkto Absatz belegen weiterhin Bananen den ersten Platz im Fairen Handel. Mit rund 95.000 Tonnen haben sie in Deutschland einen Marktanteil von rund 14 Prozent erreicht. Produzenten, die ihre Bananen zu Fairtrade-Konditionen oder an Fair-Handels-Unternehmen wie BanaFair verkaufen, profitieren von besseren Preisen und verlässlichen Handelspartnerschaften. Für die Mehrheit der Bananenanbauer und Plantagenarbeiter sind Ausbeutung und schlechte Arbeitsbedingungen jedoch an der Tagesordnung.