Billig-Logik "EHEC wurde förmlich gezüchtet"

Starker Tobak: In einem Interview des Fernsehsenders n-tv wird die Schuld am EHEC-Drama der Sucht nach billigen Lebensmitteln gegeben. Kritisiert werden vorsintflutliche Lebensmittel-Überwachung, unübersichtliche Verbreitungswege und widernatürliche Produktionsmethoden.

Donnerstag, 09. Juni 2011 - Sortiment-Nachrichten
Lebensmittel Praxis
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Lebensmittelskandale würden dadurch befördert, dass es „unübersichtliche, industrielle Produktions- und Verteilungsstrukturen" gebe, die Verantwortung dafür sei privatisiert, behauptet der Buchautor Hans-Ulrich Grimm („Die Ernährungsfalle"). Wenn dann der Staat nachweisen solle, was die Quelle eines Problems sei, stehe er meist dumm da.

Die Kontrollmechanismen in Deutschland würden zudem den Anforderungen auch nicht genügen. Angesichts einer globalisierten Nahrungsmittelproduktion sei es lächerlich, dass Bundesländer für Lebensmittelkontrollen zuständig sind.

Auch die Massentierhaltung nimmt Grimm ins Visier. Der ursprüngliche EHEC-Keim sei 1982 bei McDonald's in Hamburgern vorgekommen („Hamburger-Keim"). Diese EHEC-Bakterien hätten sich durch artwidrige Fütterung ausgebreitet, bezieht sich der Sender auf den Münsteraner EHEC-Experten Professor Helge Karch. Eigentlich würden bei normaler Grasfütterung EHEC-Bakterien im Verdauungstrakt der Rinder zu 99,99 Prozent abgetötet. Die übrigen 0,01 Prozent verenden, wenn sie ausgeschieden werden. Mit Mais und Kraftfutter dagegen züchte man diese EHEC-Bakterien förmlich und mache sie widerstandsfähiger gegen Säure, auch gegen die menschliche Magensäure. Dadurch könnten sie sich verbreiten.

Wenn dann von einem Standort sehr viele Verkaufsstandorte und Menschen erreicht würden, so heißt es im Interview, könnten natürlich auch sehr viele Krankheitserreger verbreitet werden.

Wirkliche Alternativen nennt Grimm im Interview nicht. Sein deprimierendes Fazit: „Sobald etwas zu teuer ist oder zu aufwändig in der Herstellung oder die Transporte nicht übersteht, hat es im Supermarkt keine Chance."

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