Regional-Report Aus Bayern für den Weltmarkt

Zahlreiche Weltmarktführer aus Bayern gehen neue Wege, Innovationen und Start-ups haben hier Konjunktur. Mal ist es Not, die erfinderisch macht, mal Mut. Des passt scho. Und wenn nicht, wird es passend gemacht – so ticken die Bayern.

Dienstag, 16. April 2024 - Länderreports
Christina Steinhausen
Artikelbild Aus Bayern für den Weltmarkt
Bildquelle: Lilium, Wanzl

Laptop und Lederhose umschrieben in den 90er-Jahren diese zukunftsgerichtete Haltung mit Traditionsbewusstsein. Heute wären eher Weißwurscht und Weltmarkt angezeigt oder Dirndl und Digitalisierung.

98 deutsche Weltmarktführer stammen aus Bayern, so hat es die Wirtschaftswoche in ihrer jährlichen Analyse 2023 zusammengestellt. Sie haben weltweit 1,3 Millionen Beschäftigte und stehen für einen Jahresumsatz von 455,8 Milliarden Euro Umsatz. Einige dürften den LP-Lesern bekannt sein, Wanzl und Multivac etwa, andere wie der Abfüll- und Prozesstechnikspezialist Krones, Backzutaten- und Braumalz-Experte Ireks, Käserei-Anlagenbauer Alpma sind schon eher etwas für Insider. Sie alle eint, dass sie ihren Weg gehen, Neuheiten auf den Markt bringen, ihren Ruf als Problemlöser pflegen – Energiepreise, Fachkräftemangel, Bürokratieberg hin oder her.

Machermentalität und Gründergeist

Diese Machermentalität hat im wahrsten Sinne System, gründet auf einem leistungsorientierten Schulsystem und Universitäten mit Gründergeist: An keiner Uni in Deutschland haben mehr Studenten in der Dekade von 2014 bis 2023 Start-ups gegründet als an der TU München (810), gefolgt von der TU Berlin (466) und der LMU München (367). Flugtaxi-Hersteller Lilium wurde vor neun Jahren von einem Münchner Studentenquartett gegründet. Die Lizenz zum Abheben scheint in den USA in greifbare Nähe gerückt zu sein.  Doch nicht nur Weltmarktführer und Start-ups haben in Bayern Konjunktur, auch kleine und mittelständische Betriebe gehen neue Wege, suchen und testen nachhaltige Lösungen. Einer ist Wolfgang Steiner aus Kirchweidach. Der Gemüsebauer beliefert Rewe und Penny. Sein größtes Gewächshaus ist 600 Meter lang, insgesamt bewirtschaftet er 30 Hektar. Er ist ein Pionier, denn er heizt mit Geothermie. Die Karmeliten Brauerei setzt auf ein neues Sudhaus in Kaskadenform und damit auf die Schwerkraft statt auf Pumpen. So ähnlich haben das früher Mönche gemacht. Brauerei- Chef Christoph Kämpf schwebt eine energieautarke Brauerei vor.

Altbewährtes neu interpretiert

Auf Altbewährtes zum Gehen neuer Wege setzt auch die Münchner Hofbräuhaus-Kunstmühle. Sie stellt Mehl in einem traditionellen, mehrstufigen Verfahren her und überzeugt Landwirte, wieder alte Getreidesorten anzupflanzen. Da die mit Mehl aus diesen Sorten gebackenen Brote kräftiger schmecken und länger halten, hat die Mühle nun regelrechte Fans. München bietet im Schlachthof- und im Werksviertel-Mitte viel zu entdecken, spannende Gastronomie und Unternehmen. Seit Kurzem ist Trachtenanbieter Spieth & Wensky mit einem Flagship-Store im Leomax am Viktualienmarkt. Neu ist der Harry-Potter-Pop-up-Store von Thalia in den Stachus Passagen. Da ist er wieder, der Laptop-und-Lederhosen-Effekt. Passt scho.

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