Tag vier nach der Eröffnung des „Zukunftsmarktes“ im brandenburgischen Nauen: Inhaber Christian Dorfmann gibt sich im Interview ganz entspannt: „Der Start lief superbombastisch. Die Kunden sind sehr zufrieden. Und ich auch, wenn ich auf die Umsätze schaue.“ Viele Amts- und Würdenträger sowie Branchengrößen haben den Markt schon inspiziert, Dorfmann rechnet mit weiteren. „Der Außendienst eines Süßwaren-Lieferanten war gleich mit sieben Personen vor Ort“, erzählt der Edeka-Kaufmann, der neben dem neuen noch zwei weitere Märkte betreibt. Kein Wunder, dass alle das Projekt in Augenschein nehmen wollen: Schließlich steht hier der Markt der Zukunft, wie ihn die Edeka Minden-Hannover sieht.
Die Technik ist auf dem neuesten Stand, man hat in CO2-sparende Technologien und ökologische Bauweise sowie Ressourcenschutz investiert. Mark Rosenkranz, Vorstand der Edeka Minden-Hannover, bezeichnet den Markt sogar als eine „Blaupause für den stationären Einzelhandel“.
Frage an den Edeka-Kaufmann Dorfmann: Wissen die Kunden denn überhaupt, wie außergewöhnlich die Fläche ist? „Die Holzbauweise nehmen alle wahr. Aber tatsächlich hat uns kaum einer auf die Besonderheiten angesprochen“, antwortet Dorfmann, die Kunden wollten in erster Linie einkaufen.
Strom vom Parkplatz
Wer genauer hinschaut, entdeckt eine Fülle an Maßnahmen, die dem Umweltschutz dienen: Bei Bau des Gebäudes haben die Planer Materialien wie Holz, natürliche Dämmstoffe und CO2-armen Beton verwendet. Der Parkplatz ist mit Solar-Carports ausgestattet (und beschattet), das Dach des Marktes trägt eine Fotovoltaikanlage samt Batteriespeicher. Die Sanitäranlagen spülen mit Regenwasser. Heizung, Lüftung, Klima, Beleuchtung und Verschattung werden intelligent gesteuert. So ist für die Kühlmöbel eine Waterloop-Anlage im Einsatz, wobei die Wärme der Kühlmöbel in einem Wasserkreislauf aufgefangen wird. „Es gibt derzeit keine CO2-Lösung, die den gleichen Mehrwert bringen kann“, kommentiert Bernhard Schweitzer, Chef des gleichnamigen Ladenbau-Unternehmens.
Der Unternehmer aus Südtirol ist mit seinem Team der kreative Kopf fürs Design des Stores, gleichzeitig aber auch Partner für die Kühlung: Theken und Kühlzellen stammen aus eigener Produktion. Schweitzer stellt dem Edeka-Kaufmann in Aussicht, dass „sämtliche Kühlmöbel durch den Waterloop-Anschluss eine doppelt so lange Lebensdauer haben als konventionelle, steckerfertige Kühlmöbel.“
Niklas Daser, Geschäftsführer Expansion bei der Edeka Minden-Hannover, hebt die Besonderheiten speziell der Bauweise hervor: „Neben dem Holzbau, dem Verzicht auf eine klassische Kälteverbundanlage und der Regenwassernutzung ist es die Kombination aus Fotovoltaikanlage, Solarcarports und Batteriespeicher. Überschüssige Sonnenenergie können wir speichern und sind im Sommer bei intensiver Sonneneinstrahlung autark.“ Außerhalb der Sommermonate werde man zusätzlich grünen Strom beziehen, so der Expansions-Chef.
Storytelling im Markt
Der Markt setzt auch in puncto Ausstattung und Sortiment Zeichen. So trägt er ein Siegel, vergeben vom WWF und der Edeka, dabei erfüllt er bestimmte Kriterien für nachhaltiges Handeln. Das Kommunikationskonzept „Zukunft ist …“ erklärt auf der Fläche auf verständliche Weise Punkte der Nachhaltigkeit, etwa: „Woher kommt mein Gemüse?“
Nutzt Betreiber Dorfmann auf der Verkaufsfläche ebenfalls moderne Technik, etwa beim Reinigen der Böden? „Ich habe keinen Putz-Roboter“, sagt er und ergänzt: „Menschen sind mir viel wichtiger als Roboter!“
Edeka Zukunftsmarkt, Inh. Christian Dorfmann, Brandenburger Str. 74, 14641 Nauen
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 7 bis 21 Uhr
qm Verkaufsfläche
Mitarbeiter
Artikel
Kassen, davon sechs Self-Scanning- Kassen, drei klassische und eine Easy-Shopper-Kasse
Mio. Euro betrugen die Investitionen für den Neubau
3 Fragen an
Bernhard Schweitzer, Inhaber und CEO Schweitzer LadenbauWo wird der Aspekt Nachhaltigkeit in der Innenausstattung für den Kunden sichtbar?
Bernhard Schweitzer: Alle (gekühlten und nicht gekühlten) Warenträger sind auf ein Minimum reduziert. Die gesamte Deko besteht aus recyceltem Material: Von den Gestaltungsdecken bis zu den dekorativen Elementen wurde alles auf Flohmärkten und in Secondhandläden erstanden. Ebenso können die gedruckten Grafiken am Ende ihrer Lebensdauer vollständig recycelt werden.
Sie sprechen von einer flexiblen Lösung der Bedienungstheken. Was ist damit gemeint?
Im Markt ist die aktuelle Generation unseres Waterloop-Systems mitsamt steckerfertigen Kühlmöbeln und -theken aus eigener Produktion implementiert. Alle Kühlmöbel sind mit eigenen Kühlaggregaten ausgestattet. Dadurch können sämtliche Kühlmöbel in der Filiale anders positioniert werden. Um die produzierte Wärme der Aggregate wiederverwenden zu können, sind alle an einen Wasserkreislauf angeschlossen, der im Winter über die Betonkernaktivierung die Filiale heizt.
Wie wirkt sich das auf die Gestaltung des Sortiments aus?
Sämtliche Kühlmöbel, sowohl Bedientheken als auch SB-Möbel, Normaltemperatur wie auch TK, können ohne großen Aufwand im Markt neu platziert werden. Sämtliche Sortimentsbausteine können beliebig erweitert oder verkleinert werden, da nichts fix verbaut ist. Selbst die Käseinsel in ihrer Gesamtheit kann wie ein Fertigbauhaus anderswo aufgestellt werden.