Marktrundgang Hafenmarkt Münster: Einkaufen am Kanal

Mit dem Hafenmarkt in Münster kehrt Edeka-Händler 
Stroetmann zu seinen Wurzeln zurück. Bei der Gestaltung des Marktes haben sich die Macher einiges einfallen lassen.

Dienstag, 08. Oktober 2024, 06:00 Uhr
Manuel Glasfort
Artikelbild Hafenmarkt Münster: Einkaufen am Kanal
Die Wegweiser im Markt sind in Masematte beschriftet, der einstigen Sprache der Münsteraner Arbeiterschaft. Wer mit „Balg & Ballen“ nichts anfangen kann, wird sich über die Übersetzung freuen.
Stroetmann-Vorstand Jörg Wolf freut sich über den neu eröffneten Markt, mit dem das Unternehmen zu den Wurzeln zurückkehrt. Bildquelle: Manuel Glasfort

Wer den Hafenmarkt in Münster betritt und sich ein wenig nach allen Seiten umschaut, der wähnt sich leicht in einer klassischen Markthalle – und das ist genau so gewollt. Hoch über den Köpfen des Eingangsbereichs befindet sich nicht etwa eine gewöhnliche Decke, sondern eine gewölbeartige Kappendecke, gemauert aus Backsteinen. Auf der rechten Seite befinden sich diverse Gastro-Angebote für die Studenten, Berufsschüler und andere Laufkunden aus der Umgebung des Edeka-Marktes von Stroetmann am Münsteraner Kanalhafen. Nach links geht es in den Markt hinein. Der Eingangsbereich ist offen gestaltet, ganz ohne Drehkreuz, um das Markthallenflair zu unterstreichen, wie Jörg Wolf erklärt, Vorstand von L. Stroetmann Lebensmittel.

Der Groß- und Einzelhändler für Lebensmittel hat das Areal am Münsteraner Stadthafen bebaut, das unter anderem den Hafenmarkt beherbergt. Der Eröffnung im Februar war eine mehr als 20-jährige Projektphase vorangegangen, in der es immer neue Hürden zu überwinden galt. Umso stolzer präsentieren Wolf und Marktleiter Marcus Ruschke den fertigen Markt. Für das Unternehmen bedeutet der Hafenmarkt auch eine Rückkehr zu den Wurzeln: Stroetmann war um 1900 eines der ersten Unternehmen, die sich am damals neuen Hafen am Dortmund-Ems-Kanal ansiedelten.

Der Bezug zum Hafen und zur Stadt zieht sich durch den gesamten Markt: Einkaufen mit Lokalkolorit. Die Wände zieren maritime Motive wie Fische und Schiffe, die ein Schweizer Künstler eigens für den Markt entworfen hat. Damit nicht genug: Wer den Weg zum Parkhaus sucht, den weist ein Schild zum „Wuddibeis“. Wo geht’s zu den Lebensmitteln? Hier entlang zu „Frengelage & Gedöns“. Das ist kein Kauderwelsch, sondern Masematte. Doch keine Sorge: Auch wer in diesem einstigen Soziolekt der Münsteraner (Hafen-)Arbeiterschaft nicht trittsicher ist, findet sich dank Übersetzung im Markt zurecht.

Originelle Weinabteilung

An „Frengelage & Gedöns“ herrscht wirklich kein Mangel im Hafenmarkt. Zwischen den großzügig bemessenen Gängen findet sich in den Regalen eine ansehnliche Auswahl verschiedenster Sortimente. Besonders ins Auge sticht die Weinabteilung; nicht nur wegen des umfangreichen Angebots, sondern auch wegen der Aufmachung: Aus der alten Münsteraner Weinhandlung T.F. Hassenkamp haben die Macher eine komplette Regalwand inklusive historischer Holztür in den Hafenmarkt verpflanzt – ein echter Blickfang und Anziehungspunkt für die Weinliebhaber unter den Kunden, die sich vom Marktleiter persönlich beraten lassen können. Apropos Blickfang: Die für gewöhnlich unspektakulären Kühlregale sind im Hafenmarkt mit LED-Lampen bunt hinterleuchtet.

Publikumsrenner Pistazienmus

Die vielen Studenten und ernährungsbewussten Verbraucher im Münsteraner Hafenviertel wurden bei der Sortiments-erstellung natürlich besonders bedacht. Einer der Publikumsrenner ist das Pistazienmus von Koro, das trotz des stolzen Preises ständig ausverkauft ist, wie Wolf berichtet. Die Auswahl an Bioprodukten ist großzügig, an der Fleischtheke gibt es ausschließlich Schweinefleisch der Haltungsstufe 4. Mehr noch: Ein Thekenabschnitt ist vegetarischen Fleischalternativen für Grill oder Küche vorbehalten. Auch Regionalität wird großgeschrieben: Die Gondelköpfe sind – wann immer möglich – mit regionalen Produkten bestückt. Und natürlich darf in einem Hafenmarkt eine gut sortierte Fischtheke nicht fehlen.

Die vier Self-Check-out-Kassen kommen insbesondere bei den Studenten und Berufsschülern gut an, berichtet Ruschke: „Die Self-Check-outs werden von den jungen Leuten sehr gut angenommen. Sie sind unser Pfund in der Pausenzeit.“

Hafenmarkt, Hansaring 52, 48155 Münster

Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 7 bis 21 Uhr

2.950

qm Verkaufsfläche

85

Mitarbeiter

17,91

Euro beträgt der Durchschnittsbon

25.000

Artikel (ca.)

Kassen

  • 7 klassische Kassen
  • 4 Self-Check-outs

3 Fragen an

Jörg Wolf. Er ist im Vorstand von L. Stroetmann Lebensmittel. Die Firma ist im Großhandel aktiv.

Herr Wolf, nach einer langen Vorgeschichte konnten Sie den Hafenmarkt im Februar eröffnen. Was zeichnet ihn aus?
Es ist der außergewöhnlichste Markt, den ich kenne. Er hat ein besonderes Ambiente. Wir haben versucht, das, was den Hafen früher ausmachte, widerzuspiegeln. Daher auch die Kappendecke aus Backstein. Die ist den Bauten nachempfunden, die es hier vor hundert Jahren gab. Hinzu kommt, dass der Markt großzügig gestaltet ist und offen. Es gibt keinen Portamaten, man steht direkt mittendrin.
 
Wie gut wird der Markt bisher von den Kunden angenommen?
Wir haben viel Laufkundschaft aus der Umgebung, zum Beispiel Schüler der berufsbildenden Schule um die Ecke. Mit der Frequenz sind wir zufrieden, jetzt arbeiten wir am Durchschnittsbon. Unser Markt ist keine gelernte Einkaufsstätte und muss sich erst mal etablieren. Die klassischen Autokunden, die einen Familieneinkauf machen, müssen wir uns langsam, aber sicher erkämpfen. Die alteingesessenen Märkte geben natürlich ungern ihre Kunden ab.

Zu welchen Zeiten ist bei Ihnen besonders viel oder wenig los?
Wenn es regnet, ist es bei uns leerer, denn die Leute kommen zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Umgekehrt gilt: Wenn es im Sommer sehr heiß ist, decken sich die Kanalbesucher bei uns mit Geträn­ken ein. Darauf sind wir eingestellt mit einer sehr langen Strecke an gekühlten Getränken. Das haben wir absichtlich so gebaut, um das Kanalpublikum versorgen zu können.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Die Wegweiser im Markt sind in Masematte beschriftet, der einstigen Sprache der Münsteraner Arbeiterschaft. Wer mit „Balg & Ballen“ nichts anfangen kann, wird sich über die Übersetzung freuen.
Bild öffnen Der Eingangsbereich erinnert mit seiner aus Backsteinen gemauerten Kappendecke an alte Speichergebäude. Er ist bewusst offen gestaltet und kommt ohne Eingangsanlage aus.
Bild öffnen Ein Hafenmarkt ohne eine gut sortierte Fischtheke? Undenkbar.
Bild öffnen An der Fleischtheke gibt es ausschließlich Schweinefleisch aus der Haltungsstufe 4 zu kaufen.
Bild öffnen Auch Vegetarier werden an der Bedientheke fündig: ein eigener Abschnitt ist den Fleischalternativen vorbehalten.
Bild öffnen Die vielfältigen Angebote im Gastrobereich, darunter die „Pastabude“, betreibt Stroetmann in Eigenregie. Den Studenten, Schülern und Angestellten in der Umgebung will man etwas für die Mittagspause bieten.
Bild öffnen Gemüse und Obst gibt es direkt hinter dem Eingangsbereich.
Bild öffnen Eigens für den Hafenmarkt hat Stroetmann zusammen mit einer lokalen Brennerei einen „Hafenbrand“ kreiert und mit einer lokalen Rösterei einen Kaffee namens „Hafenglück“.
Bild öffnen Die Käsetheke bietet eine ansehnliche Auswahl an unterschiedlichsten Käsesorten.
Bild öffnen Im Kassenbereich gibt es neben den herkömmlichen Kassen auch vier Selfcheckouts.
Bild öffnen Die Kühlmöbel sind mit LED-Lampen hinterleuchtet, die in unterschiedlichsten Farben erstrahlen können.
Bild öffnen In der Weinabteilung können die Kunden sich vom Chef selbst beraten lassen: Marktleiter Marcus Ruschke hat viele edle Tropfen im Angebot.
Bild öffnen Die Möblierung entstammt der alten Münsteraner Weinhandlung T.F. Hassenkamp, was für eine besondere Atmosphäre in der Weinabteilung sorgt.
Bild öffnen Das Platzangebot im Markt ist großzügig, die Gänge sind breit gehalten.
Bild öffnen In einem modernen Markt darf eine Saftpresse nicht fehlen. Schwer begehrt ist der Granatapfelsaft, wie Vorstand Jörg Wolf berichtet.
Bild öffnen Maritime Motive wie dieses Schiff zieren die Wände des Marktes. Die Bilder wurden von einem Schweizer Künstler entworfen.
Bild öffnen Wischroboter „Kehrbert“ sorgt für Sauberkeit. Den Namen haben die Kunden des Hafenmarkts bestimmt.