Wer den Hafenmarkt in Münster betritt und sich ein wenig nach allen Seiten umschaut, der wähnt sich leicht in einer klassischen Markthalle – und das ist genau so gewollt. Hoch über den Köpfen des Eingangsbereichs befindet sich nicht etwa eine gewöhnliche Decke, sondern eine gewölbeartige Kappendecke, gemauert aus Backsteinen. Auf der rechten Seite befinden sich diverse Gastro-Angebote für die Studenten, Berufsschüler und andere Laufkunden aus der Umgebung des Edeka-Marktes von Stroetmann am Münsteraner Kanalhafen. Nach links geht es in den Markt hinein. Der Eingangsbereich ist offen gestaltet, ganz ohne Drehkreuz, um das Markthallenflair zu unterstreichen, wie Jörg Wolf erklärt, Vorstand von L. Stroetmann Lebensmittel.
Der Groß- und Einzelhändler für Lebensmittel hat das Areal am Münsteraner Stadthafen bebaut, das unter anderem den Hafenmarkt beherbergt. Der Eröffnung im Februar war eine mehr als 20-jährige Projektphase vorangegangen, in der es immer neue Hürden zu überwinden galt. Umso stolzer präsentieren Wolf und Marktleiter Marcus Ruschke den fertigen Markt. Für das Unternehmen bedeutet der Hafenmarkt auch eine Rückkehr zu den Wurzeln: Stroetmann war um 1900 eines der ersten Unternehmen, die sich am damals neuen Hafen am Dortmund-Ems-Kanal ansiedelten.
Der Bezug zum Hafen und zur Stadt zieht sich durch den gesamten Markt: Einkaufen mit Lokalkolorit. Die Wände zieren maritime Motive wie Fische und Schiffe, die ein Schweizer Künstler eigens für den Markt entworfen hat. Damit nicht genug: Wer den Weg zum Parkhaus sucht, den weist ein Schild zum „Wuddibeis“. Wo geht’s zu den Lebensmitteln? Hier entlang zu „Frengelage & Gedöns“. Das ist kein Kauderwelsch, sondern Masematte. Doch keine Sorge: Auch wer in diesem einstigen Soziolekt der Münsteraner (Hafen-)Arbeiterschaft nicht trittsicher ist, findet sich dank Übersetzung im Markt zurecht.
Originelle Weinabteilung
An „Frengelage & Gedöns“ herrscht wirklich kein Mangel im Hafenmarkt. Zwischen den großzügig bemessenen Gängen findet sich in den Regalen eine ansehnliche Auswahl verschiedenster Sortimente. Besonders ins Auge sticht die Weinabteilung; nicht nur wegen des umfangreichen Angebots, sondern auch wegen der Aufmachung: Aus der alten Münsteraner Weinhandlung T.F. Hassenkamp haben die Macher eine komplette Regalwand inklusive historischer Holztür in den Hafenmarkt verpflanzt – ein echter Blickfang und Anziehungspunkt für die Weinliebhaber unter den Kunden, die sich vom Marktleiter persönlich beraten lassen können. Apropos Blickfang: Die für gewöhnlich unspektakulären Kühlregale sind im Hafenmarkt mit LED-Lampen bunt hinterleuchtet.
Publikumsrenner Pistazienmus
Die vielen Studenten und ernährungsbewussten Verbraucher im Münsteraner Hafenviertel wurden bei der Sortiments-erstellung natürlich besonders bedacht. Einer der Publikumsrenner ist das Pistazienmus von Koro, das trotz des stolzen Preises ständig ausverkauft ist, wie Wolf berichtet. Die Auswahl an Bioprodukten ist großzügig, an der Fleischtheke gibt es ausschließlich Schweinefleisch der Haltungsstufe 4. Mehr noch: Ein Thekenabschnitt ist vegetarischen Fleischalternativen für Grill oder Küche vorbehalten. Auch Regionalität wird großgeschrieben: Die Gondelköpfe sind – wann immer möglich – mit regionalen Produkten bestückt. Und natürlich darf in einem Hafenmarkt eine gut sortierte Fischtheke nicht fehlen.
Die vier Self-Check-out-Kassen kommen insbesondere bei den Studenten und Berufsschülern gut an, berichtet Ruschke: „Die Self-Check-outs werden von den jungen Leuten sehr gut angenommen. Sie sind unser Pfund in der Pausenzeit.“
Hafenmarkt, Hansaring 52, 48155 Münster
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 7 bis 21 Uhr
qm Verkaufsfläche
Mitarbeiter
Euro beträgt der Durchschnittsbon
Artikel (ca.)
Kassen
- 7 klassische Kassen
- 4 Self-Check-outs
3 Fragen an
Herr Wolf, nach einer langen Vorgeschichte konnten Sie den Hafenmarkt im Februar eröffnen. Was zeichnet ihn aus?
Es ist der außergewöhnlichste Markt, den ich kenne. Er hat ein besonderes Ambiente. Wir haben versucht, das, was den Hafen früher ausmachte, widerzuspiegeln. Daher auch die Kappendecke aus Backstein. Die ist den Bauten nachempfunden, die es hier vor hundert Jahren gab. Hinzu kommt, dass der Markt großzügig gestaltet ist und offen. Es gibt keinen Portamaten, man steht direkt mittendrin.
Wir haben viel Laufkundschaft aus der Umgebung, zum Beispiel Schüler der berufsbildenden Schule um die Ecke. Mit der Frequenz sind wir zufrieden, jetzt arbeiten wir am Durchschnittsbon. Unser Markt ist keine gelernte Einkaufsstätte und muss sich erst mal etablieren. Die klassischen Autokunden, die einen Familieneinkauf machen, müssen wir uns langsam, aber sicher erkämpfen. Die alteingesessenen Märkte geben natürlich ungern ihre Kunden ab.
Zu welchen Zeiten ist bei Ihnen besonders viel oder wenig los?
Wenn es regnet, ist es bei uns leerer, denn die Leute kommen zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Umgekehrt gilt: Wenn es im Sommer sehr heiß ist, decken sich die Kanalbesucher bei uns mit Getränken ein. Darauf sind wir eingestellt mit einer sehr langen Strecke an gekühlten Getränken. Das haben wir absichtlich so gebaut, um das Kanalpublikum versorgen zu können.