Rewe Stenten Aachen Generationen-Gemeinschaft

Unternehmen, die seit drei Generationen bestehen, gibt es häufiger. Selten schuften die Protagonisten gemeinsam unter einem Dach. Und noch seltener ziehen alle an einem Strang. Den Stentens in Aachen gelingt das seit vielen Jahren.

Donnerstag, 14. Juli 2016 - Ladenreportagen
Christina Steinheuer
Artikelbild Generationen-Gemeinschaft
Die Mopro-Abteilung hat wie alle Kühlmöbel Türen. Im Markt sind ESL-Etiketten im Einsatz.
Bildquelle: Christian Steinhausen
Fakten im Fokus
  • Verkaufsfläche: 3.600 qm inkl. 1.000 qm Getränkemarkt im UG
  • Mitarbeiter: 104 davon 30 Vollzeit, 29 Teilzeit, 9 Auszubildende und 36 Aushilfen
  • Artikel: 41.000
  • Kassen: 11
  • Durchschnitts-Bon 2015 Euro: 20,05

Josef Stenten senior hat sein Leben lang gearbeitet, „selbst und ständig“, schmunzelt er, bückt sich und hebt ein Papier vom Boden auf. Sechs Stunden, circa drei vormittags und drei nachmittags, ist er jeden Tag auf der Fläche präsent, sortiert die lose Ware der Pilz-Bar, legt Obst und Gemüse ordentlich in Körbe und Kisten, unterhält sich mit der Kundschaft. Inzwischen ist das Öcher Original, das zu seinem 90. Geburtstag einen Überraschungsbesuch vom kompletten Aachener Hofstaat, also der ersten Riege des Aachener Karnevals, erhielt (gratis natürlich, Ehrensache), die älteste Teilzeit-Kraft in dem Lebensmittel-Geschäft, das seine vor drei Jahren verstorbene Ehefrau Irmgard und er 1954 gegründet hatten. Aus 50 qm wurde in diversen Etappen (zeitweise bot man neben Lebensmitteln auch Möbel, Tapeten und alles mögliche an) der heute 3.600 qm große Rewe-Supermarkt, von den Verbrauchern zum Lieblingsmarkt des Jahres 2016 in ganz Deutschland gewählt. Warum? Weil hier seit zig Jahren eine Familie, inzwischen drei Generationen, mit dem Herzen bei der Sache ist. Und das merken Kunden eben. „Es muss von Herzen kommen, was auf Herzen wirken soll“, dieses Zitat von Johann Wolfgang von Goethe ziert die Unternehmensbroschüre und dient dem Familienbetrieb als Motto. Nicht mit Schirm, Charme und Melone, aber mit Gehstock, Krawatte und Kappe sorgt der 91-jährige Josef Stenten sen. für Ordnung im Markt.

Gelebte Regionalität und breiter Service

24 Partner aus der Region, u. a. Eifel-Schwein/ Limousin-Rindvon Klaus Philippi, Gemüse von Gut Hebscheid, Spargel-/ErdbeerhofLövenich aus Düren, Senf aus Monschau, Wurst von K. H. Schmitz aus Aachen liefern rund 140 Artikel aus der Nähe. Sie werden zumeistunter der Eigenmarke „Stenten Regional“ verkauft. 130 Lieferanten gibt esneben der Rewe. 22 m misst die Bedientheke (17 Kräfte, 2 Mio. Euro Umsatz). Es gibt Lotto, eine Poststation, einen Bankautomaten, Fahrkartenverkauf und Kartenverkauf für den Frauen-Volleyball- Bundesliga-Club „Ladies in Black“.

Respektsperson
„Man muss Vorbild sein und das, was man von den Mitarbeitern erwartet, vorleben.“ Leise und weise, und nur auf Nachfrage, berichtet „Opa Stenten“, wie ihn die halbe Kundschaft nennt, von seinen Erfahrungen. „Gute Leute müssen Sie direkt gut bezahlen und an sich binden.“ Unauffällig, aber effektiv ist er zu Gange, regelrecht unscheinbar, wären da nicht die Kunden, die ihn freundlich-höflich und mit Bewunderung und Respekt nach seinem Wohlergehen befragen. Ist er mal nicht da, weil er verreist ist, oder ihn einfach mal eine Erkältung plagt, vermissen ihn die Aachener sofort. Sohn Josef Stenten (junior) und Schwiegertochter Margit erledigen die Büroarbeit, Enkel Max ist ebenfalls viel auf der Fläche, kümmert sich zudem um das Marketing und kommt in Summe locker auf 70 oder 80 Arbeitsstunden pro Woche. Kult sind die Stentens alle, auch deshalb machen sie bewusst ihre Marktdurchsagen immer selbst. Einfach ist das Zusammenarbeiten im Drei-Generationen-Geschäft am Aachener Krugenofen nicht immer, aber klar geregelt und fair. Von jedem wird über die Maßen viel verlangt, aber es wird auch zurückgegeben – nicht nur in Form von Lohn und Dank, sondern auch durch gelebte Wertschätzung, die sich zeigt, wenn Mitarbeiter in Not geraten und Stentens ihnen unter die Arme greifen. Viele der oft schon langjährigen Mitarbeiter gehören quasi zur „Familie“.

Daten und Fakten

Rewe Stenten, Krugenhofen 62-70, 52066 Aachen

  • Eröffnung: 31.10.1979. Grundsanierung mit Entkernung und Erneuerung von Heizung, Lüftung, Elektronik, Boden, Kühlmöbel und Regalen. Wechsel von Metro zu Rewe. Eröffnung April 2014.
  • Der Markt hat von 8 bis 22 Uhr auf (Mo-Sa), die Bedientheke (32 m, längste in Aachen) bis 20 Uhr.
  • Der Brutto-Umsatz des Marktes lag 2015 bei 19,1 Mio. Euro (Netto- Umsatz 17,4 Mio. Euro), der Umsatz pro qm bei 6.800 Euro, der  Netto-Rohertrag bei 24,1 Prozent.
  • Kassenbons 2015: 816.000 (2016: vermutlich 980.000).

Vieles machen, aber nicht selber
Philosophie ist es, nicht alles selber machen zu müssen, was andere ohnehin besser können: Eine Fisch-Bedientheke gibt es nicht, aber in der 240 qm großen vermieteten Verkaufshalle direkt gegenüber vom Markt, zeigt Fisch Zegel, wie man kompetent Fisch verkauft. Im Rewe-Markt sind die Blumenabteilung, Antipasti, Bäckerei und Sushi untervermietet. Außerdem gibt es auf dem Stenten-Gelände einen Hähnchengrill-Wagen und einen Autoverleih. Stentens können Food (93 Prozent Umsatzanteil), Highlights bieten sie unter ihrer Eigenmarke „Stenten Gourmet“ an. 300 Käse-Sorten gibt es in Bedienung, der Bio-Anteil im Markt ist hoch, die Kundschaft treu. „Selbst“ und „ständig“ lohnt sich. Hommage an die vor drei Jahren verstorbene Oma Irmgard Stenten, der Obst, Gemüse und Frische am Herzen lagen. Ihr Mann Josef Stenten sen. (91) ist täglich noch im Markt aktiv. Margit (l.) und Ehemann Josef junior Stenten (r.) mit der Auszubildenden Sqipe Berisha und dem angehenden Auszubildenden Mohamed Mrapti. Die Mopro-Abteilung hat wie alle Kühlmöbel Türen. Im Markt sind ESL-Etiketten im Einsatz. Die Achener Skyline ziert die Weinabteilung, in der die Kunden über 800 Weine finden – alle von Stentens probiert. Die O&G-Abteilung bietet auf 350 qm rund 450 Artikel, Umsatzanteil 14 Prozent. Preisschilder mit Zusatzinfo für die Kunden: Das Emblem mit der joggenden Frau weist in Gelb (Paprika) auf einen hohen Vitamin-C- und in Grün (Wurzelsalat) auf hohen Eiweiß-Gehalt hin. Die Fleischtheke mit Kikok-Geflügel, heißer Theke, Dry-Aged-Beef-Reifeschrank, Fleisch vom Limousin-Rind und vom Duroc-Schwein. In Aachen ein Muss: Öcher Printen! Die Printenbäckerei Klein, ein Traditionshaus, stellt seit 1912 im Herzen Aachens in der Franzstraße am Marschiertor Printen her. Die „Pilz-Bar“ ist ganzjährig geöffnet: Shitake, Austernpilze, Kräuterseitlinge sowie braune und weiße Champignons.

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Bild öffnen Die O&G-Abteilung bietet auf 350 qm rund 450 Artikel, Umsatzanteil 14 Prozent.
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Bild öffnen „Wir schauen uns Konzepte zu Gastronomie und Convenience an.“<br />
Max Stenten
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