Edeka Gebauer Salach Perfektes Spiel

Ob beim Thema Nachhaltigkeit, der Sortiments- und Ladengestaltung, der Logistik oder der Laufwegeoptimierung: Die Edeka-Kaufleute Manfred und Jens Gebauer haben ihren siebten Markt in Salach so geplant, dass ein Rädchen bestens ins andere fasst.

Mittwoch, 10. August 2016 - Ladenreportagen
Sonja Plachetta
Artikelbild Perfektes Spiel
Die Fotovoltaikanlage ist Teil des ökologischen Energiekreislaufs im Salacher Markt von Firmengründer Manfred Gebauer (r.) und Sohn Jens.
Bildquelle: Viktor Smidt
Fakten im Fokus
  • Verkaufsfläche: 2.200 qm
  • Mitarbeiter: 48
  • Artikelzahl: 28.000
  • Kunden pro Woche: 8.500
  • Durchschnittsbon: 24,63
  • Öffnungszeiten: Mo. -Sa., 8-21 Uhr

Für Jens Gebauer ist ein Supermarkt wie ein Orchester. „Da muss alles zusammenspielen, sonst klingt es wie eine Kakofonie“, sagt der Edekaner. Übertragen auf den Lebensmittelhandel heißt das: Wenn nicht alles zusammenpasst, verdient der Kaufmann kein Geld. Darum haben Unternehmensgründer Manfred Gebauer und sein Sohn Jens alles daran gesetzt, um ihr Orchester im 50. Jahr des Firmenbestehens zu neuen Höchstleistungen zu dirigieren. In den neuen Markt in Salach, ihre siebte Filiale, sei alles eingeflossen, was sie in 50 Jahren an Erfahrungen gesammelt hätten. Dafür haben sie, inklusive Grundstückskauf, rund 10 Mio. Euro investiert.

Besonders wichtig war Manfred Gebauer ein fein aufeinander abgestimmter Energiekreislauf (siehe Grafik auf dieser Seite). 641 Solarmodule, die eine maximale Leistung von 173 kWp produzieren, liefern rund 18 Prozent der im Markt benötigten Energie, z. B. für Kühlung oder Beleuchtung. Über ein intelligentes Wärmerückgewinnungssystem wird die Abwärme der Kühlgeräte für die Fußbodenheizung genutzt. Zum Kühlen und Wärmen des Marktes werden eine Betonkernaktivierung sowie ein Eisspeicher genutzt. Einem 230.000 l umfassenden unterirdischen Wasserbassin wird je nach Bedarf Wärme zugeführt oder entzogen, sodass der Markt das ganze Jahr über mit 22 Grad temperiert ist. „Wir verbrauchen hier nur 86 Prozent der Energie, die wir am alten, deutlich kleineren Salacher Standort verbrauchten“, erklärt Manfred Gebauer. In acht bis zehn Jahren soll sich die Investition – gut eine halbe Mio. Euro allein für Fotovoltaikanlage und Eisspeicher – amortisiert haben. Aktuell wird ein Monitoring aufgebaut, um Fehler, die Energie verschwenden, schneller finden zu können. Denn oft liegt der Teufel beim Energiesparen im Detail. So haben die Türen der Kühllager in Salach keine Griffe mehr. Magneten sorgen dafür, dass sie immer zufallen und so nicht unnötig Strom verbrauchen. Die Mopro-Regale sind jedoch nicht verglast. „Im Hochfrequenzbereich funktionieren Türen nicht“, ist Manfred Gebauer überzeugt. „Zudem ist das Raumklima besser, weil eine offene Kühlung die Luft entfeuchtet.“

Eigenmarke bringt Zusatzumsatz

Mit ihrer Eigenmarke Gebauer’s setzen die Edekaner mehr als 1 Mio. Euro im Jahr um. Derzeit gibt es ca. 300 Produkte. 50 davon sind Premium-Produkte der Gold- Range, die anderen laufen in der Silber-Range. „Alle Eigenmarken sind in den Top Ten ihrer Kategorie“, sagt Jens  Gebauer. Wegen der überdurchschnittlichen Spanne erhalten sie die besten Plätze im Regal. Seine Erfahrung: Die Markenprodukte verlieren nicht, sondern mit der Eigenmarke werden Zusatzverkäufe erzielt. Die Gebauer’s-Produkte stammen möglichst von handwerklichen Betrieben aus der Region und sind ohne künstliche Zusatzstoffe.

Die Kaufleute, die den Laden von innen nach außen geplant haben, haben nicht nur auf Energie- und Kosten-, sondern auch auf Zeitersparnis für die Mitarbeiter Wert gelegt. Die Kühlräume für Obst und Gemüse sowie Mopro liegen deshalb direkt neben den jeweiligen Abteilungen. Die Rollwägen im Lager werden sortenrein gepackt, wodurch das Verräumen optimiert wird. Gebauers nennen das das „Kurze-Wege-Prinzip“. „Wir wollen den Warenverkehr von den Kunden weghalten, um sie so wenig wie möglich zu belästigen“, erklärt Manfred Gebauer. Und bereits bei der Warenannahme in der überdachten Anlieferzone wird Zeit gespart. An zwei hochmodernen Rampen können in Salach zwei Lastwagen parallel jeweils in rund 10 Minuten entladen werden. „Logistisch ist das der Rolls-Royce“, sagt sein Sohn Jens nicht ohne Stolz.

Mit dem neuen Ladendesign – laut Jens als „neuer Gebauer-Look“ auch wegweisend für andere Filialen – wollen Gebauers eine Wohlfühlatmosphäre schaffen und die Themen Nachhaltigkeit sowie Natürlichkeit transportieren. Auffällige Elemente: eine 6 m hohe Decke, eine helle Holzoptik sowie ein Leitsystem mit großen Sortimentsbezeichnungen an den Wänden. „Durch das Holz werden die Lebensmittel wieder näher an die Natur gerückt“, findet Jens Gebauer. Die Regale sind mit 9,50 m länger als üblich, aber dafür – außer bei Getränken und Drogerie – nur 1,60 m hoch und die Gänge fast 2 m breit. So wirkt der Markt luftig, und der Kunde kann sich gut orientieren.

Schnell gelesen

GEBAUER´S EDEKA-CENTER, EISLINGER STR. 60, 73084 SALACH

  • Manfred und Jens Gebauer setzen in ihrem siebten Markt auf einen nachhaltigen Energiekreislauf. Die Fotovoltaikanlage deckt rund 18 Prozent des Eigenstrombedarfs ab.
  • Durch die helle Holzoptik im Ladendesign sollen die Lebensmittel näher an die Natur gerückt werden.
  • Zwei Category Manager feilen für Gebauers am Sortiment. Allein mit der ca. 300 Artikel umfassenden Eigenmarke werden 1 Mio. Euro im Jahr umgesetzt.
  • Perspektivisch soll der Markt 13 bis 14 Mio. Euro Umsatz erzielen.

Auch bei der Sortimentspräsentation haben Gebauers auf pfiffige Weise die Kosten optimiert, ohne an der Qualität zu sparen. Ein Beispiel ist die Käsetheke, die gegenüber der alten Salacher Filiale auf 4 m geschrumpft ist, aber 70 Prozent mehr Umsatz macht. Grund dafür ist u. a. eine dreistöckige Cabriotheke neben der Bedientheke, in der die Kunden viel Auswahl finden, ohne dass Gebauers in zusätzliches Personal investieren müssen. Zudem gibt es eine mobile Fischtheke, die donnerstags und freitags im rückwärtigen Kühlraum bestückt und dann auf der Aktionsfläche vor der Käsetheke platziert wird, weil 85 Prozent des Fisch-Wochenumsatzes an diesen Tagen gemacht werden. Und in der Obst- und Gemüseabteilungen wurde z. B. der Spargel in gekühlten Truhen angeboten, wodurch es nahezu keine Abschriften gab.

Gleichzeitig setzen die Kaufleute, die sich zwei eigene Category Manager leisten, alles daran, den Kunden Besonderheiten in hoher Qualität zu bieten, die es sonst nirgends gibt und die zum Mehrkauf verführen sollen – nicht nur bei der Eigenmarke (siehe Text links). So ist Jens Gebauer zuversichtlich, dass er das Ziel erreichen wird, mit dem Markt mittelfristig 13 bis 14 Mio. Euro umzusetzen. Das Salacher Orchester wäre dann perfekt im Einklang.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Die Fotovoltaikanlage ist Teil des ökologischen Energiekreislaufs im Salacher Markt von Firmengründer Manfred Gebauer (r.) und Sohn Jens.
Bild öffnen Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe: Ein Schild zeigt an, wer die Eier der Eigenmarke Gebauer’s verpackt hat.
Bild öffnen Die dreistöckige Käse- Cabriotheke bietet viel Auswahl, ohne zusätzliches Personal zu binden.
Bild öffnen Freie Sicht: Die Kunden an der Fleischtheke können Metzger Peter Czepl bei der Arbeit zusehen.
Bild öffnen Nach dem Einkauf an der Mopro- Wand lassen sich die Kunden gern zu Extra-Genüssen verführen.
Bild öffnen Gebauers sind der Region sehr verbunden. Das zeigt sich u. a. beim Obst- und Gemüse- Sortiment.
Bild öffnen 15 Prozent der Kunden nutzen die 3 Self-Check-out- Kassen. Barzahlung ist möglich.
Bild öffnen Eine Weltkarte, auf der die Herkunft wichtiger Weine und Spirituosen markiert ist, ist der Hingucker in der Weinabteilung.
Bild öffnen Abteilungsleiter Stefan Nagel gibt am Regal angebrachte persönliche Weintipps.
Bild öffnen Mit dem Premium- Schweinefleisch Porcinusa haben Gebauers Erfolg.
Bild öffnen Svetlana Tudenhöfner an der Infokasse verkauft auch Tabak und Lottoscheine.
Bild öffnen Vor dem Markt 6gibt es auch eine Tankstelle für Elektroautos.
Bild öffnen Durch die hohe Decke wirkt der Markt viel größer. Marktleiterin Melanie Fitze

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