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Schicke, exklusive Villen, Porsches, Luxus-SUVs: Dass die Kaufkraft in Schondorf am Ammersee deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt, zeigt sich schon beim Durchfahren der Straßen und Gassen des Luftkurorts im oberbayerischen Fünfseenland. Wer mehr Geld zur Verfügung hat, interessiert sich stärker für Nachhaltigkeitsthemen, heißt es immer wieder. Kein Wunder also, dass sich die Drogeriemarktkette dm für ihre erste Nachhaltigkeitsfiliale dieses Fleckchen Erde ausgesucht hat. Und tatsächlich: Der Großteil der Kunden kauft sehr bewusst ein und legt über alle Sortimente hinweg großen Wert auf Natürlichkeit, zieht Marktleiter Timo Becker knapp fünf Monate nach Eröffnung ein erstes Resümee.
Das passt zusammen, denn bereits der erste optische Eindruck der Filiale entspricht genau diesem Anspruch. Schon von Weitem fällt die geschwungene Fassade mit der Verschalung aus unbehandeltem Lärchenholz ins Auge. Die integrierten Beleuchtungselemente aus recyceltem Altglas machen den Bau auch in der Dämmerung zum Hingucker. Sämtliche Materialien der Gebäudehülle wie die Dämmung aus Seegras, die Unterkonstruktion und die Beplankung lassen sich wieder trennen und können bei Bedarf sortenrein recycelt werden. Ein wichtiger Punkt für dm. Denn obwohl das Unternehmen in Schondorf insgesamt zum dritten Mal als Bauherr auftritt, ist es dennoch Mieter und ermöglicht dem Eigner somit später einen unkomplizierten Rückbau des Gebäudes.
Neue Erfahrungen sammelt dm in Schondorf auch mit einer Fotovoltaik-Anlage, die rund 50 Prozent des Strombedarfs des Marktes erzeugt. Über ein Rigolen-Entwässerungssystem auf dem Dach und dem Parkplatz kann das Regenwasser im Boden versickern, sodass sich der natürliche Wasserkreislauf schließt.
Kern des Marktes ist das energieeffiziente Haustechnikkonzept, das sich schon vielfach bewährt hat. Die intelligente Klimatechnik, die dm seit 2011 bereits in rund 900 Märkten eingesetzt hat, verringert den CO2-Ausstoß um rund 33 Prozent. Die durchschnittliche Energieeinsparung liegt bei 26 Prozent.
Fakten im Fokus
- Verkaufsfläche: 650qm
- Mitarbeiter: 16 Köpfe
- Artikel: 12.500
- Kunden pro Woche: 4.000
zwischen Standardisierung und Individualität
„Starke 2 Mio. Euro“ ließen sich die Karlsruher ihren ersten Nachhaltigkeitsmarkt kosten, verrät Bauleiter Martin Auer (s. auch Interview. S. 30). Das Ziel: ein Referenzobjekt zu schaffen und einzelne Elemente auf ihre Multiplikationsfähigkeit zu testen. Denn die Erkenntnisse aus Schondorf fließen in die Planung und Umsetzung kommender Neu- und Umbauten ein. „Wir haben jetzt mehr als 1.700 Märkte in Deutschland. Entsprechend können wir nicht alles individuell entwickeln und gestalten“, erklärt er. „Wir können Architektur und Rohbau sowie Baumaterialien beispielsweise für die Fassade der Region anpassen und hierfür auch lokale Handwerkerfirmen einbinden. Unsere Stammhandwerker müssen sich aber auf Standards verlassen können – auch das ist nachhaltig.“ So bleibt die Fassade in Schondorf mit Lärchenholz aus der Region wohl eine einmalige, sehr standortspezifische Geschichte.
Zu den Elementen, die in Oberbayern erstmals getestet und bereits nach kurzer Zeit für multiplizierbar erklärt wurden, zählt die LED-Beleuchtung. Diese ermöglicht laut Auer sehr gute Einsparungen bei Energie- und Facilitymanagementkosten. Auch der neuartige homogene Kunststoffbelag soll ab Herbst bereits in weiteren Märkten zum Einsatz kommen. In der Erprobung seien noch Automatiktüren, Lichtsteuerung und andere Details.
Im Inneren unterscheidet sich die Nachhaltigkeitsfiliale kaum von anderen dm-Märkten. Die stützenfreie Rahmenkonstruktion kommt ohne Säulen und tragende Wände aus. Somit ließ sich der Innenraum flexibel gestalten. Unterschiede sieht man jedoch im Sortiment. Mit mehr als 15 m ist die Bio-Abteilung in Schondorf um 3 bis 4 m größer als im dm-Durchschnitt, erklärt Marktleiter Becker. Auch die Naturkosmetik-Eigenmarke Alverde sowie natürliche Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln kommen bei den Kunden gut an und werden prominent platziert.