Lebensmittelklarheit.de BLL sieht Bedarf zur Nachbesserung

Meinung und Fakten vermischt, tendenziöse Überschriften, Pranger-Wirkung: Nach 100 Tagen Internetportal Lebensmittelklarheit.de kritisiert der Branchenverband BLL gravierende Mängel der Plattform. Kritik kommt auch von der FDP-Bundestagsfraktion.

Mittwoch, 26. Oktober 2011 - Industrie-Archiv
Lebensmittel Praxis
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Bildquelle: Carsten Hoppen

Der Hauptgeschäftsführer des Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL), Prof. Dr. Matthias Horst, fordert in einer Pressemitteilung eine konsequente Ausrichtung des Portals am bestehenden Lebensmittelrecht und nicht an den politischen Zielen der Verbraucherzentralen. Weiterhin verlangt der Spitzenverband der Lebensmittelwirtschaft die Sicherstellung einer objektiven Darstellung der geltenden Rechtslage in der Rubrik „Erlaubt!".

Tendenziöse Informationen im Portal hat auch die FDP-Fraktion des Bundestages ausgemacht und spricht von einem Pranger. Die Fraktion will daher nach einer Pressemitteilung von Christel Happach-Kasan, Sprecherin für Ernährung und Landwirtschaft, die von Bundesministerin Ilse Aigner geplante Aufstockung des Budgets für die Plattform auf 975.000 Euro nicht mittragen.

Bedenklich sei nach den Worten Horsts auch, dass die Verbraucherzentralen Konsumentenbeschwerden selbstständig erweiterten und damit Fragen behandelten, die im Portal überhaupt nicht aufgeworfen würden.

Außerdem sei auffällig, dass immer wieder dieselben Vorwürfe erhoben würden. Der BLL-Hauptgeschäftsführer wiederholte überdies die bereits vor dem Portalstart geäußerte Kritik am produktbezogenen Bereich: „Schon die Unterscheidung der Rubriken ‚Getäuscht?' und ‚Erlaubt!' suggeriert, dass die im Bereich ‚Getäuscht?' genannten Produkte rechtswidrig sind. Genau das Gegenteil ist aber der Fall, die dort aufgeführten Produkte sind lebensmittelrechtlich korrekt gekennzeichnet und werden trotzdem mit dem Vorwurf einer (gefühlten) Täuschung belegt. Die befürchteten Folgen einer Benachteiligung im Wettbewerb und einer Pranger-Wirkung des Portals haben sich insoweit bestätigt."