Vitakraft Nah am Kunden

Tiernahrungs-Spezialist Vitakraft investiert in Social-Media und forciert das Segment Heimtierbedarf im Lebensmittel-Einzelhandel.

Donnerstag, 04. November 2010 - Hersteller
Bettina Röttig
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Bildquelle: Ru00f6ttig

In 21 Ländern in Europa, Asien und Amerika ist Vitakraft heute vertreten. Seine Wurzeln hat das Familienunternehmen seit mehr als 170 Jahren in der Region Bremen. Markus Baldus, Geschäftsführer Vertrieb LEH Deutschland, spricht über Markenkommunikation, Trends und die Bedeutung von Bedarfsartikeln für den deutschen LEH.

LP: Herr Baldus, im vergangenen Jahr wurde der Markt für Heimtiernahrung im LEH vor allem getrieben durch die Eigenmarken sowie den Discount. Wie können Marken künftig punkten?
Markus Baldus: Der Wettbewerb ist in den vergangenen Jahren insgesamt sehr viel schärfer geworden. Es ist zunehmend schwieriger, sich als Marke durch herausragende Innovationen zu profilieren – zu schnell kommen Me-too-Produkte auf den Markt. Marken müssen daher verstärkt dem Qualitätsanspruch der Verbraucher genügen und den Trend der Individualisierung der Fütterung bedienen. Zudem wird es aufgrund begrenzter Flächen immer schwieriger, den gewünschten Auftritt am PoS zu erhalten. Wir müssen den Konsumenten daher bereits vor dem Kaufakt abholen und die Marke mit Themen und Werten aufladen, die für den Hunde- oder Katzenbesitzer relevant sind und somit zu einer stärkeren Identifikation führen.

Wie gehen Sie diese Herausforderung für die Marke Vitakraft an?
Wir haben für uns als mittelständisches Unternehmen das Internet als das richtige Kommunikationsinstrument für die Zukunft definiert. Meiner Meinung nach erleben wir heute Veränderungen im Bereich der Kommunikation, die ähnlich revolutionär sind, wie in den 1950er-Jahren die Entstehung der TV-Werbung. Eine eigene Marken-Website ist heutzutage natürlich ein „Must have". Viel wichtiger wird in Zukunft jedoch der Bereich Social Network. Wir sind bereits auf dem größten Heimtierforum Europas aktiv, DeineTierwelt.de und werden unser Online-Engagement in Richtung Social Media weiter ausbauen. Auch Apps werden wir entwickeln.

Wo liegen hier konkret die Vorteile?
Wir können hier sämtliche relevanten Themenwelten spielen, angefangen bei der Pflege über die Ernährung bis zum Thema Tier-Gesundheit. So bauen wir beim Verbraucher das Vertrauen in unsere Kompetenz weiter aus und schaffen mehr Nähe. Darüber hinaus erhalten wir vor allem direktes Feedback vom Verbraucher zu unseren Produkten.

Welche Bereiche versprechen Ihrer Meinung nach im Segment Heimtiernahrung noch Wachstumsraten?
Wir sehen vor allem im Bereich Gesundheit großes Potenzial. Die deutschen Verbraucher geben jährlich rund 5,9 Mrd. Euro für OTC-Produkte aus. Der Großteil des Umsatzes wird in die Kassen des Lebensmittel-Einzelhandels gespült. Für den Bereich Heimtiernahrung halten wir Umsätze im hohen sechsstellige Bereich für möglich.


Bio-Produkte spielen bei Heimtiernahrung nach wie vor eine sehr untergeordnete Rolle. Wird Bio-Tierfutter bald verschwinden?
Nein, Bio hat sich auch bei Tiernahrung etabliert, wenn auch noch mit geringen Umsatzanteilen. Allerdings sind dem Bio-Segment Grenzen gesetzt. Wir kämpfen bei Öko-Rohwaren in vielen Bereichen mit Warenverknappung. Zudem sind natürlich die Preise sehr viel höher, im Durchschnitt ca. 20 Prozent. Dennoch setzen wir weiterhin auf Bio-Produkte und haben beispielsweise unsere Betriebsstätte für Nager in Bremen-Mahndorf vor einem halben Jahr Bio-zertifizieren lassen.

Sie forcieren auch den Bereich Bedarfsartikel. Wie viel Potenzial sehen Sie hier im LEH?
Wir verzeichnen aktuell mit unserem For-You-Sortiment im LEH Wachstumsraten von 11 bis 12 Prozent auf bestehender Fläche. Insgesamt sehen wir noch sehr viel Luft nach oben. Zwei Drittel des Umsatzes für Heimtiernahrung werden im LEH gemacht, das heißt der Großteil der Tierhalter kauft hier. Bisher geht aber gerade mal ein Fünftel des Umsatzes mit Bedarfsartikeln auf das Konto des LEH. Diese Zahlen sprechen doch schon für sich. Der LEH sollte dem Fachhandel das Feld Bedarfsartikel daher auf gar keinen Fall kampflos überlassen.

Was raten Sie dem Lebensmittelhandel?
Die Händler sollten den Fachhandel genau im Auge behalten, sich mit offenen Augen umschauen, wo dort die Stärken liegen und was man auf das eigene Konzept übertragen kann. Heimtiernahrung und -bedarf sind ähnlich emotional wie die Themenwelt Baby. Das muss auch im Markt in der Kundenansprache entsprechend umgesetzt werden.

{tab=Zum Unternehmen}

Der Grundstein für die Vitakraft Werke Wührmann und Sohn GmbH wurde 1837 gelegt. Aus der einstigen Futtermittelhandlung in Heiligenrode bei Bremen ist seitdem ein internationaler Konzern für Heimtiernahrung und -bedarf geworden. Heute wird das Unternehmen mit Europa-Zentrale in Bremen-Mahndorf in fünfter Generation von Heiko Wührmann geleitet.

Vitakraft ist mit 21 Vertriebsgesellschaften in Europa, Amerika und Asien vertreten. Zuletzt expandierten die Bremer in Tschechien, der Slowakei, Slowenien und Kroatien. In Europa führen mehr als 6.000 Handelspartner mit ca. 50.000 Distributionsstellen im Lebensmittelhandel und mehr als 10.000 Distributionsstellen im Zoofachhandel die Vitakraft-Produkte für die Heimtierbereiche Nager, Katze, Hund, Vogel, Aquaristik, Teich und Terraristik.

Der Konzern-Umsatz liegt nach eigenen Angaben bei rund 300 Mio. Euro jährlich. Vitakraft beschäftigt weltweit rund 2.000 Mitarbeiter, 900 davon in Deutschland.

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MARKUS BALDUS ist bei Vitakraft verantwortlich für den Vertriebskanal Lebensmittel-Einzelhandel.
„Heimtiernahrung ist ähnlich emotional wie die Themenwelt Baby."