Interview mit Carl-Jürgen Brandt - Brandt Weicher Übergang - Familienfremde Manager

Bei Zwieback-Hersteller Brandt ist jetzt die Folge-Generation im Unternehmen. Damit verbunden sind zukunftsgerichtete strukturelle Veränderungen.

Donnerstag, 06. September 2012 - Hersteller
Dieter Druck
Artikelbild Weicher Übergang - Familienfremde Manager
Bildquelle: Mugrauer

Warum haben Sie bei der reformierten Unternehmensstruktur familienfremde Geschäftsführer eingesetzt?
Familienfremde Manager sind bei Brandt keine Novität. Rückblickend kann ich dazu sagen, bei dem einen hat es geklappt, beim anderen nicht, und in wenigen Fällen hätte ich früher die Reißleine ziehen müssen, weil das Unternehmen in der Entwicklung zurückgeworfen wurde. Das war ausgerechnet in der Phase der Produktionsverlagerung von Hagen nach Ohrdruf.

Aber welche Überlegungen stecken heute hinter diesem Konstrukt?
Da ist zum einen die Aufteilung in die Unternehmensbereiche Zwieback-Knäckebrot und Schokoladenwaren. Christopher Ferkinghoff verantwortet bei ersterem als Geschäftsführer die Bereiche Marketing und Vertrieb und Georg Delahaye die Werke. Der Schokoladenwarenbereich in Landshut wird seit Mai von Hartmut Lindner geführt. Ziel ist nun, meinen Söhne unter der Obhut der Geschäftsführer klare Aufgaben zu übertragen, an denen sie auch gemessen werden. Der jüngste, Christoph, wird im Marketing/Vertrieb agieren, Carl-Heinz im Bereich Produktion/Technik.

Sehen Sie auch den Aspekt möglicher Betriebsblindheit?
Klar werden auf diesem Weg auch Wissen aus Unternehmen anderer Branchen und natürlich neue Ideen eingebracht. Und ein weiterer wesentlicher Faktor ist die Absicherung des Unternehmens.

Was werden Sie Ihren Söhnen dann übergeben?
Ein kapitalgesundes Unternehmen mit einer starken Marke mit weiterer Perspektive. Außerdem werden jetzt große Investitionen in die Technik getätigt, insbesondere im Schokoladenwarengeschäft, um uns für die Zukunft aufzustellen.

Den Notfall nicht ausschließen!
Bei mehr als einem Viertel der Übernahmen liegen unvorhergesehene Gründe wie plötzliche Krankheit oder Tod des Unternehmers vor. Der Fortbestand der Firma steht hierbei oftmals auf dem Spiel.

Rund zwei Drittel aller Nachfolgen laufen laut Institut für Mittelstandsforschung geregelt bzw. geplant ab. Aber mehr als ein Viertel auch nicht. Denn es gibt den Fall X, bei dem durch Krankheit oder Unfall der Betrieb plötzlich ohne Führung dasteht. Ein ohnehin heikler Punkt, der durch nicht getroffene Vorsorgemaßnahmen verschärft wird.Um in solchen Akut-Situation eine Handlungsfähigkeit aufrechterhalten zu können, sollte frühzeitig geklärt sein:
  • Wer übernimmt kurzfristig die Geschäftsführung?
  • Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein? (Vollmachten, Prokura etc.)
  • Sind bei Gesellschaften entsprechende Regelungen im Gesellschaftervertrag fixiert?
  • Was ist im Testament vermerkt?
  • Ist der Notfallkoffer gepackt und beinhaltet er Kopien der wichtigsten Dokumente wie: Notfallorganigramm / -fahrplan, Vollmachten für alle Konten, Unternehmenstestamentn Passwörter / Zugangsberechtigung, Liste der wichtigsten Geschäftspartnern, Aufbewahrungsorte der Originalen Zweitschlüssel
Diese Unterlagen nebst Schlüssel und Checkliste zur Vorgehensweise sollten beim Rechtsanwalt / Steuerberater hinterlegt werden und jährlich mindestens einmal, oder nach personellen Veränderungen, aktualisiert werden. Stellvertreter und Vertrauenspersonen sollten natürlich über Existenz und „Standort“ des Notfallkoffers informiert sein.
Bild: Carl-Jürgen Brandt, Inhaber Brandt