Interview mit Familie Aupperle Eine reine Familien-Angelegenheit

Bei den Aupperles sind die Weichen für die betriebliche Nachfolge frühzeitig gestellt. Der Rewe-Kaufmann und seine Kinder zu Eckpunkten und Perspektiven.

Donnerstag, 06. September 2012 - Management
Dieter Druck
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Fritz Aupperle plant den geordneten Rückzug.
Bildquelle: Mugrauer

Fritz Aupperle ist selbstständiger Rewe-Kaufmann mit fünf Standorten in Fellbach und Umgebung. Ein gestandener Selfmade-Man, sagt man heute und mit 57 im „besten“ Kaufmannsalter. Aber er plant schon den geordneten Rückzug. Zwei seiner Kinder, Verena und Sebastian, sind heute im operativen Geschäft aktiv, um in dritter Generation das Familienunternehmen weiterzuführen. Zudem sind sein Schwiegersohn und die Tochter Stephanie mit verschiedenen Aufgaben betraut.

Wie haben Sie den Übergang geplant, welche Eckpunkte wurden gesetzt?
Fritz Aupperle: Für mich war es von vorneherein klar, den Generationswechsel frühzeitig anzugehen, um einen sanften Übergang zu haben. Das bietet sich bei der Konstellation, die wir heute haben, an. So haben die Kinder die Chance, mit den Aufgaben zu wachsen. Und außerdem darf man den Zeitpunkt des richtigen Absprungs nicht verpassen. Es gibt genug Negativbeispiele, wo es nicht geklappt hat.

Wie war bei es denn bei Ihnen, als Sie das elterliche Geschäft übernahmen?
Fritz Aupperle: Damals war ich 19 Jahre alt, ich musste noch als volljährig anerkannt werden. Das Geschäft stand kurz vor der Pleite. Das war eine Notmaßnahme und kein strukturierter Übergang.

Aber sind Sie für den Notfall gerüstet?
Fritz Aupperle: Selbstverständlich haben wir hier in einer Art Notfallkoffer frühzeitig alles geregelt, sollte der Fall X eintreten. Das ist ganz wichtig mit Blick auf die Sicherung des Unternehmens. Sonst gibt es nur ein Durcheinander. Aber es gibt auch noch die Vorstufe. Die lässt keinen alleine.

Hatten die Kinder die Chance der freien Berufswahl?
Verena Aupperle: Ja, die hatten wir. Anfangs habe ich eher über einen Beruf im sozialen Umfeld nachgedacht, mich dann aber doch umentschieden. Ich habe ja auch schon als Kind im Geschäft geholfen.

Fritz Aupperle: Ja, das hat uns damals eine Anzeige wegen Verdacht auf Kinderarbeit eingebracht, aber das konnten wir schließlich klarstellen.....

Verena Aupperle: ....und es hat ja Spaß gemacht. Letztlich wusste ich bei meiner Entscheidung für das elterliche Geschäft, was mich erwartet. Ich bin mehr der Praktiker. So habe ich 2007 mit der klassischen kaufmännischen Ausbildung begonnen, auch bei anderen Händlern, und 2010 hier die Führung des gesamten Bedienungsbereichs übernommen.

Bildquelle: Mugrauer

Gab es auch einen Plan B, wenn keines der Kinder Interesse gezeigt hätte?
Fritz Aupperle: Ja, Plan B wäre ein Mitgesellschafter gewesen. Aber das ist heute kein Thema mehr, zumal auch mein Schwiegersohn inzwischen aktiv im Geschäft ist.

Und wie war der Einstieg bei Ihnen?
Sebastian Aupperle: Nach meinem Abschluss als Betriebswirt an der Berufsakademie Stuttgart im Jahr 2005 ist mein Vater auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich mir den Einstieg vorstellen kann. Damals war gerade die Übernahme von drei Extra-Märkten zu bewältigen, die in der heutigen oHG, Stichwort Rewe Partnerschaftsmodell, vereint sind. Und so bin ich im gleichen Jahr als Marktleiter in Fellbach gestartet. Dann kam der Markt in Hegnach hinzu, und das Aufgabenspektrum wurde größer.

Was machen Sie heute und wie klar definiert ist der Aufgabenbereich?
Sebastian Aupperle: Der ist klar umrissen. Ich verantworte heute mehr oder weniger das operative Geschäft innerhalb der oHG. Hier ist der Weg vorgezeichnet. Bei der GmbH mische ich mich nicht ein.

Fritz Aupperle: …und ich übernehme heute mehr die Marketingaufgaben und verantworte, wie Sebastian es gesagt hat, die zwei anderen Rewe-Märkte.

Wie sieht Ihr persönliches Zeitfenster aus?
Fritz Aupperle: Mit 65 bzw. spätestens 67, also in zehn Jahren, soll Schluss ein. Hätte sich keine Nachfolge aus der Familie ergeben, wäre ich vielleicht schon mit 55 ausgestiegen.

Sind Sie sicher, dass Sie dann aufhören können?
Fritz Aupperle: Ich denke schon. Denn ich weiß, dass man, will man die Eigenständigkeit und Entwicklung der nachfolgenden Generation fördern, als Vater loslassen und manchmal wegschauen muss, auch wenn es anfangs schwer fallen sollte. Ganz emotionsfrei ist man da zugegebenermaßen nicht.

Sebastian, wo würden Sie schon Unterschiede zwischen Ihnen und Ihrem Vater feststellen?
Sebastian Aupperle: Vielleicht sind wir von den Charakteren ziemlich ähnlich, es wird zumindest so behauptet, aber ein Unterschied würde ich zum Beispiel bei der Mitarbeiterführung ausmachen. Die patriarchalische Ader ist bei mir nicht so ausgebildet. Man trifft heute auf einen anderen Typus Mitarbeiter, der z.B. neue Medien nutzt und in der Regel gut informiert ist. Offener Umgang und stärkere Einbindung sind da mehr gefragt als früher.

Fritz Aupperle: Das entspricht aber auch der bei uns üblichen, gelebten Kultur der Verantwortung und des selbstständigen Arbeitens.

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Herr Aupperle, was sind Ihrer Meinung nach Punkte, die eine familieninterne Fortführung oftmals scheitern lassen?
Fritz Aupperle: Das können häufig fehlende kaufmännische Voraussetzungen sein, falsche Einschätzung der Unternehmensperspektive, eine unklare Kompetenzverteilung und die oftmals daraus resultierenden Streitigkeiten.

Die kann man nie ausschließen. Wie geht man bei Aupperle damit um?
Fritz Aupperle: Unterschiedliche Meinungen gehören zum Tagesgeschäft. Aber bei einem offenen, fairen Umgang sollte das zu keinem echten Problem werden. Wenn doch, wäre es fatal, denn es würde gleichzeitig ungünstig auf die Mitarbeiter abstrahlen. Zudem haben wir zweimal im Jahr einen Familien-Treff außerhalb des Unternehmens, wo wir in ungezwungener Atmosphäre den Status Quo analysieren, Probleme und persönliche Vorstellungen offen aussprechen sowie Ziele definieren.

Wie sehen denn die weiteren Schritte aus?
Fritz Aupperle: Das Rewe-Modell bietet unterschiedliche Möglichkeiten. In unserem Fall bekommen die Kinder eine Beteiligung an meinem oHG-Anteil. Wichtige Voraussetzung dafür ist, dass die Rewe als Mitgesellschafter die Eignung und die Qualifikation sieht und sich die Fortführung der Gesellschaft mit den Kindern vorstellen kann. Einen Automatismus aufgrund der Familienzugehörigkeit gibt es bei Rewe nicht. Leistung und Eignung müssen stimmen.

Und wie sehen Sie die Perspektivenbzw. was geben Sie weiter?
Fritz Aupperle: Zum einen gute, mit Kaufkraft ausgestattete Standorte und kerngesunde Betriebe. Die Perspektiven sind gut, weil ich registriere, wie sich die Märkte und die Kinder ständig weiterentwickeln. Ich gehe aber auch davon aus, dass ich ihnen die mir sehr wichtigen Prinzipien des ehrenwerten Kaufmanns weitergegeben habe und den schwäbischen Hang zur Bodenständigkeit, immer nach dem Motto ,Bloß nicht abheben’.

In 3. Generation

{tab=Verena Aupperle}

Geboren: 27.05.1989
Realschulabschluss
Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau: 2007–2010
Bereichsleiterin Serviceabteilung: seit April 2010
Ziele: mehr Verantwortung im Bereich Service (mit neuen Standorten)
Hobbys: vor allem Lesen

{tab=Sebastian Aupperle}

Geboren: 28.01.1981
Abitur 2000
2002–2005: Studium Betriebswirtschaft an BA Stuttgart
2005–2009: Marktleitung Rewe Aupperle Filiale Oeffingen
2009– heute: Geschäftsführer Rewe Aupperle oHG
Hobbys: Schwimmen, Sauna

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Bild öffnen Fritz Aupperle plant den geordneten Rückzug.
Bild öffnen Verena Aupperle hat die Verantwortung für den Bereich Service.
Bild öffnen Sebastian Aupperle leitet den Markt Rewe Aupperle Filiale Oettingen.

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