Drogeriemärkte Preiskampf im Drogeriemarkt wird noch härter

Kurz-Interview mit Dr. Wolfgang Adlwarth, Division Manager GfK Panel Services Deutschland zu der Umverteilung im Drogeriemarkt.

Mittwoch, 04. April 2012 - Management
Bettina Röttig
Artikelbild Preiskampf im Drogeriemarkt wird noch härter

Die Schlecker-Insolvenz bringt Bewegung in den Markt für Drogeriewaren. Schlägt sich dies bereits in Zahlen nieder?
Dr. Wolfgang Adlwarth: Der LEH hat sich in den ersten zwei Monaten des Jahres insgesamt positiv entwickelt. Der Umsatz mit Drogeriewaren stieg um rund 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Drogeriemarktketten konnten nicht profitieren. Ihr Umsatz stagnierte. Grund dafür ist zum einen das zweistellige Umsatzminus von Schlecker, aber auch die verstärkten Promotion-Aktivitäten der Wettbewerber.

Wer profitiert am stärksten von der Situation?
Im Kampf um die Schlecker-Kunden, vor allem an den Standorten, die aufgegeben werden, haben sich bereits alle Marktteilnehmer in Position gebracht. So profitieren tatsächlich alle Kanäle – die Drogerieunternehmen ebenso wie Lebensmittel-Vollsortimenter und -Discounter, aber auch Fachhändler wie Apotheken oder Bio-Märkte. Hier muss man jedoch genau hinschauen und nach Warengruppen unterscheiden. Beim sehr gewichtigen Segment Körperpflege werden die Drogeriemärkte als Sieger hervorgehen, das zeigen schon die Zahlen der vergangenen Wochen. Bei Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln werden eher die Discounter und SB-Warenhäuser gewinnen.

Wie kann der LEH auch langfristig weitere Anteile im Drogeriewarenmarkt erobern?
Indem er die Sortimente ausbaut und aufwertet, die Sortimentsstruktur optimiert, d.h. für mehr Kompetenz, aber auch mehr Fläche sorgt. Daran hat z.B. die Rewe in den letzten Monaten bereits gearbeitet – auch beim Discounter Penny. Aber auch preislich muss der LEH mithalten.

Heißt das, der Preiskampf wird nochmals härter? Auch Schlecker will ja künftig mit günstigeren Preisen punkten.
Der Markt ist ja bereits geprägt durch einen harten Preiskampf. Im LEH insgesamt stiegen die Preise 2011 sortimentsübergreifend um 2,1 Prozent, bei den Discountern z. B. um 4,5 Prozent. Anfang dieses Jahres lagen die Werte noch höher. Bei den Drogeriemärkten hingegen blieben die Preise um 0,5 Prozent unter Vorjahresniveau. Dabei darf man zwar nicht außer Acht lassen, dass bei Drogeriewaren nicht die starken Erhöhungen der Rohstoffpreise zum Tragen kamen, wie dies bei Lebensmitteln der Fall war. Insgesamt ist die Entwicklung jedoch maßgeblich auf den überdurchschnittlich scharfen Wettbewerb und die Schlecker-Situation zurückzuführen. Rossmann beispielsweise zeigte sich in den vergangenen Wochen sehr preisaggressiv, Lidl hat WPR-Produkte stark beworben. Dies wird sicher erst mal so weitergehen. Zudem ist zu erwarten, dass durch die Schließungen von Schlecker-Märkten unterm Strich die Herstellermarken verlieren und die Handelsmarken gewinnen werden. Im Verg leich zu dm, Rossmann, aber auch dem LEH, führt Schlecker ja relativ wenige Eigenmarkenprodukte. Dies wird zwangsläufig dazu führen, dass die Handelsmarkensortimente weiter ausgebaut werden.

Rechnen Sie damit, dass der Vertriebskanal Drogeriemarkt 2012 insgesamt Umsatz verlieren wird?
Wir gehen davon aus, dass sich der LEH insgesamt in diesem Jahr positiv entwickeln wird. Davon werden auch die Drogeriemärkte profitieren und sicherlich ein leichtes Plus verbuchen können. Allerdings wird das Wachstum nur über die Preise zu erzielen sein.

Bild: Dr. Wolfgang Adlwarth, Division Manager GfK Panel Services Deutschland