Perfetto Auch ohne Mutterhaus

Karl-Heinz Dautzenberg, Chef der Karstadt Feinkost, sucht bundesweit Flächen für Stand-Alone-Läden von Perfetto, die ein reduziertes Sortiment anbieten könnten.

Mittwoch, 22. Februar 2012 - Management
Sonja Plachetta
Artikelbild Auch ohne Mutterhaus
Bildquelle: Mugrauer

In eigenen Läden könnten Sie auch über die Öffnungszeiten bestimmen. Würden Sie länger aufmachen?

Wir würden ganz sicher eher aufmachen. Das ist einer der Nachteile unserer Standorte, z.B. in Frankfurt macht Karstadt um 10 Uhr auf. Die Pendler wollen morgens gern ein Brötchen oder schon einen Salat fürs Mittagessen mitnehmen, aber wenn wir aufmachen, sitzen die am Schreibtisch. Wir haben hier keinen vernünftigen Zugang, um die Leute früher reinzulassen so wie der Perfetto in Berlin am Hermannplatz. Der hat einen eigenen Eingang und macht um 8 Uhr auf, eineinhalb Stunden vor dem Mutterhaus. Länger aufmachen würde ich bei den Standorten, die wir heute haben, nicht. Um 22 Uhr kämen zu uns keine Kunden, um frischen Fisch und Blumenkohl zu kaufen. Das ist die Erfahrung, die wir bei Tests gemacht haben. Außerdem brauchen wir eine relativ hohe Anzahl von Mitarbeitern, um den Laden am Laufen zu halten. Und eine Spätöffnung mit geschlossenen Theken und nur einer offenen Kasse, wie das mancher Wettbewerber tut, können wir uns nicht vorstellen.

Wie hat sich aus Ihrer Sicht das Joint Venture von Karstadt und Rewe bewährt?

Im Rückblick ist es von Vorteil gewesen, dass wir zwei Gesellschafter haben. Wären wir eine reine Karstadt-Tochter gewesen, hätte uns die Insolvenz noch viel stärker getroffen. Für uns ist es eine gute Sache. Wir können weitgehend eigenständig agieren.

Wo wollen Sie Ihr Sortiment weiterentwickeln?

Bei Bio, Essig und Öl. Und wir werden die QR-Code-Nutzung ausbauen. Dafür haben wir bereits die technischen Voraussetzungen in jedem Laden geschaffen. Schon jetzt bekommen Kunden über QR-Codes Informationen über Öle. Das wollen wir auf Wein und auch auf andere Sortimente erweitern.

Haben Sie Befürchtungen, dass Ihre Kunden zum Lebensmittelkauf ins Internet abwandern könnten?

Erst einmal: Auch Discounter und Lebensmittelhändler bieten inzwischen Feinkost an. Wir können uns also nicht darauf zurückziehen, dass nur wir einen 24 Monate alten Parmesan anbieten. Da müssen wir uns anstrengen. Das Internet sehe ich dagegen nach wie vor nicht als die Riesenbedrohung. Frische Lebensmittel im Internet anzubieten funktioniert nicht, davon bin ich überzeugt.

Sie haben also keine Pläne, in den Onlinehandel einzusteigen?

Nein. Wir haben im Moment ein gelistetes Sortiment von 40.000 Artikeln, und es gibt jeden Tag viele Artikeländerungen – das ist nicht zu beherrschen. Das haben andere schon nicht im Griff, da müssen wir nicht auch noch mitmischen.


Bild: Expansionskurs Karl-Heinz Dautzenberg kann sich theoretisch in fast jedem Einkaufscenter eine kleine Perfetto-Filiale vorstellen.