Kaffeebohnen der Sorte Arabica gelten als hochwertig – Robusta-Bohnen halten viele Kaffeegenießer dagegen vor allem für billig. Daten der International Coffee Organization (ICO) zeigen jedoch: Der Preisunterschied ist plötzlich so gut wie verschwunden. Wie das sein kann? Noch im Sommer 2022 war wegen vergleichsweise kleiner Ernten der Arabica-Preis durch die Decke gegangen. Einige Röster erhöhten daraufhin den Robusta-Anteil in ihren Mischungen. Die gestiegene Nachfrage aber traf schon wenig später auf eine Dürre in Vietnam, dem Hauptexportland des Robusta-Rohkaffees. Die vermeintlichen Billigbohnen sind mittlerweile so teuer wie nie zuvor. Erneute Änderungen an den Rezepturen sind die Folge. Der Hersteller Jacobs setzt für seine „Krönung“ beispielsweise zum ersten Mal auf 100 Prozent Arabica.
Wenn der Rohstoff günstiger oder teurer wird, wird mit zeitlichem Abstand auch das Endprodukt günstiger oder teurer. Kaffee scheint die große Ausnahme zu sein. Über Jahrzehnte betrachtet, hat Kaffee fast keine Verbraucherpreissteigerung. Darunter leiden Handel und Industrie. Eine Chance für mehr Wertschöpfung könnten EU-Verordnungen bieten, die im nächsten Jahr in Kraft treten. „Wir gehen davon aus, dass die Preise am Regal positiv im Sinne von steigend entwickeln werden“, sagt Benjamin Drösel, neues Mitglied des Vorstands von Fairtrade.
Auch wenn das Gefühl unter den Verbrauchern vorherrscht, dass Kaffee teurer geworden sei, liegt der Verbraucherindex für Kaffee auf dem Niveau von vor zwei Jahren. Ein bedenkliches Ergebnis: Klimabedingt werden auch weiterhin schlechte Ernten erwartet. Eine Entspannung der Rohstoffsituation ist unwahrscheinlich. Kosten für Frachten, Packmaterial, Energie und Personal sind gestiegen.
Aktuell scheint es jedoch eher so zu sein, dass die Röster lieber auf ihre Marge verzichten. So teilt der Kaffeeröster Lavazza auf LP-Anfrage mit: „In dieser Situation haben wir uns entschieden, die Preiserhöhungen für unsere Produkte nicht vollumfänglich weiterzugeben.“ Bei gleichbleibend hoher Qualität habe das Unternehmen auf einen Teil der Rentabilität verzichtet.
Die Hersteller haben es versäumt, höhere Preise plausibel zu begründen. Nachhaltigkeit und faire Bezahlung sind dabei nach wie vor wichtige Stellschrauben. Der Umsatz mit Kaffee aus fairem Handel ist laut Branchenverband Forum Fairer Handel im vergangenen Jahr um 16 Prozent gestiegen. An dieser Stelle könnten die EU-Verordnungen, die direkten Einfluss auf die Kaffeebauern haben, für eine neue Gemengelage sorgen. „Langfristig sind die EU-Verordnungen eine Chance“, sagt Drösel.