Flexible Arbeitszeiten Globus Passgenau muss es sein

Die Globus-Gruppe gilt als 
Vorreiter, wenn es um flexible Arbeitszeiten geht. Jens Berger (Foto) 
zur Umsetzung in der Praxis.

Sonntag, 26. November 2023 - Management
Heidrun Mittler
Artikelbild Passgenau muss es sein
Bildquelle: Globus Markthallen

Was ist das Besondere an Ihren Arbeitszeitmodellen bei Globus?
Berger: Unsere Arbeitszeitmodelle sind sehr individuell ausgerichtet, denn um erfolgreich zu sein, benötigen wir passgenaue Lösungen. Wir berücksichtigen die familiären Aspekte und Bedürfnisse bei der Einsatzplanung und unterstützen unsere Mitarbeiter bei der Wiedereingliederung nach der Elternzeit.

Arbeiten Sie mit einem speziellen 
Programm für die Personaleinsatzplanung?
Wir haben ein eigens entwickeltes Werkzeug, unser Zeiterfassungs- und Planungsprogramm „Zepter“. Es bildet auf der einen Seite den 
betrieblichen Bedarf ab und stellt auf der 
anderen Seite die Verfügbarkeit der Mitarbeiter mit den Fähigkeiten und Fertigkeiten dar. 
Damit können wir jeden Mitarbeiter mit 
seinen persönlichen Rahmenbedingungen abbilden. Das gelingt uns sehr gut, wir haben eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit mit 
der Einsatzplanung.

Es gibt beliebte und unbeliebte Arbeits
zeiten. Wie schaffen Sie es, auch die 
unbeliebten Arbeitszeiten abzudecken?
Mitarbeitende haben unterschiedliche Bedürfnisse. Wir haben viele Kollegen, die sich die Betreuung der Kinder oder der zu pflegenden Angehörigen mit dem Partner/der Familie teilen und daher froh sind, in den Randzeiten arbeiten zu können. Aber auch Schüler und Studenten, die sich gerne etwas dazuverdienen und uns insbesondere an Wochenenden unterstützen (oftmals Kasse und Warenverräumung).

Sie sprechen von einer Ausrichtung, die sich an den Lebensphasen der Mitarbeiter orientiert. Was bedeutet das?
Wir akzeptieren, dass wir für unsere Mitarbeiter wichtig, aber nicht (immer) das Wichtigste sind. Wir bieten flexible Tages-, Wochen- und Jahresarbeitszeiten an, die individuell vereinbart werden können. Dazu gehören auch flexible Arbeitszeitlängen und familiengerechte Teilzeitmodelle, die wir bei Bedarf anpassen.

Und das funktioniert in der Praxis?
Das ist nicht immer einfach. Wir arbeiten deshalb auch, wenn es möglich ist, mit befristeten Lösungen, die immer wieder überprüft werden. Und wir fordern von unseren Mitarbeitern Solidarität untereinander ein, sonst kann das Ganze nicht gelingen.
Eine umfangreiche Bedarfserhebung hat ergeben, dass unsere Mitarbeiter sich in Bezug auf die Vereinbarkeit von Beruf und privater Lebenssituation vor allem den Freiraum wünschen, sich im Notfall selbst organisieren zu können, eventuell dann auch freigestellt zu werden. 
Unterstützung bei der Betreuung von Kindern beispielsweise wird nur in geringem Umfang nachgefragt.

Wie wichtig ist das Argument der flexiblen Arbeitszeiten aus Ihrer Sicht beim 
Recruiting von neuen Mitarbeitern?
Das ist ein sehr wichtiges Argument beim Recruiting. Bewerber wissen, dass Globus alles Mögliche tut, um den betrieblichen Bedarf mit den Möglichkeiten der Bewerber in Einklang zu bringen. Dennoch ist jedem Bewerber klar, dass wir ein stationäres Handelsunternehmen sind, bei dem es wichtig ist, dass wir für die Kunden dann da sind, wenn diese dies erwarten. Wir suchen daher die passgenauen Lösungen und machen damit sehr gute Erfahrungen beim Recruiting.

Globus trägt die Zertifizierung „Beruf und Familie“ der Hertie-Stiftung und lässt sich gerade wieder überprüfen. Wie familienfreundlich können Sie als Händler sein?
Auch wenn der Handel aufgrund der langen Öffnungszeiten kein gutes Image hat und oftmals als familienunfreundlich angeprangert wird, sollte man beachten, dass sich gerade für Frauen vielschichtige Beschäftigungsvarianten bieten, je nach Qualifikation, Neigung und Arbeitszeitmöglichkeiten. Das macht diese Branche interessant, denn durch die langen Ladenöffnungszeiten erhalten gerade Frauen mit Familienverantwortung eine Chance, ihren privaten Alltag mit dem betrieblichen zu verknüpfen. In anderen Branchen können Frauen nicht mehr richtig einsteigen, weil das Zeitfenster relativ eng ist, etwa nur von 8 bis 16 Uhr. Im Handel gibt es Zeitfenster, die zwischen 4 und 22 Uhr liegen. So können Frauen je nach Situation frühmorgens oder am späten Nachmittag arbeiten. Das lässt sich als eine Win-win-Situation 
für beide Seiten bezeichnen.

Zur Person

Jens Berger ist seit Mai 2023 Geschäftsführer 
Mitarbeiter der Globus Markthallen. Zuvor war der gebürtige Niederrheiner Teil der Geschäftsleitung der Fressnapf Holding.