Ernährungsmesse Anuga wird immer internationaler

Mit 94 Prozent Anteil ausländischer Aussteller startet die Anuga 2023 am 7. Oktober. Leitthema „Sustainable Growth“, also nachhaltiges Wachstum.

Mittwoch, 11. Oktober 2023 - Management
Reiner Mihr
Artikelbild  Anuga wird immer internationaler
Bildquelle: Koelnmesse GmbH / Rüdiger Nehmzow

Die Anuga ist wieder in alter, aber noch stärkerer Position“, freut sich Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Kölnmesse GmbH. Auf 300.000 m2 sei die Messe komplett ausgebucht. Als weltweit wichtigste Messe der Ernährungsbranche wolle man sich den Herausforderungen globaler Art wie Klima, Krieg, Energie, weltweites Bevölkerungswachstum und mehr stellen. Daher auch das Leitthema der Anuga: nachhaltiges Wachstum. „Der Bedarf an Produktinnovationen ist größer denn je“, sagt Böse, auch vor dem Hintergrund einer weltweiten Bevölkerungsexplosion.

Teil der Lösung könne eine pflanzenbasierte Ernährung sein, sagt dazu Franz-Martin Rausch vom Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels BVLH. Immerhin bezeichnen sich 41 Prozent der deutschen Konsumenten mittlerweile als Flexitarier. Der Rückgang des Fleischkonsums sei eine Antwort auf die aktuellen disruptiven Veränderungen. Darauf reagiere der Lebensmittelhandel, das sei aber keine Abkehr von der Nutztierhaltung und Fleischerzeugung. „Der Lebensmitteleinzelhandel schreibt niemandem vor, wie er sich zu ernähren hat“, so Rausch.

Ein eher düsteres Bild der Ernährungsbranche im Vorfeld der Anuga zeichnet Oliver Kölsch, Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie BVE. Reale Umsatzrückgänge und steigende Kosten würden die Hersteller belasten. Vorbeugend widersprach er damit Spekulationen zu Übergewinnen in der Branche. Deutschland sei mittlerweile ein Standortnachteil, gebeutelt von Rohstoff- und Energiepreisen, aber auch durch „politische Kosten“ wie CO2-Abgabe oder Lieferkettengesetz. Deshalb würde teilweise die Produktion schon zurückgefahren und Überlegungen angestellt, die Herstellung ins Ausland zu verlagern. Die deutsche Ernährungsindustrie sei krisenfest, aber die Grenzen der Strapazierfähigkeit seien erreicht. Ins gleiche Horn bläst der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband, deren Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges das vierte Verlustjahr im Gastgewerbe in Folge beklagt.

Offenbar weniger gute Rahmenbedingungen für die Anuga aus deutscher Sicht. Aber Messechef Böse zerstreut das: Die Anuga sei immer auch Inspirationsquelle der Branche und gebe daher wichtige neue Impulse.