Metro-Group - Japan Lifestyle und Ultrafrische

Japaner gelten als anspruchsvolle Konsumenten. Dennoch haben internationale Händler den Schritt in das Land gewagt. Die Metro-Group betreibt mittlerweile sechs C&C-Märkte und will weiter expandieren.

Montag, 06. September 2010 - Management
Lebensmittel Praxis

Im Land der aufgehenden Sonne stehen neben der Qualität die Lebensmittelsicherheit sowie korrekte Angaben von Herkunft und Inhaltsstoffen im Vordergrund, auch wenn der Trend zum niedrigeren Preis geht: Das sagte Tetsuichiro Tomihari, Sprecher der Japan Self-Service Association, anlässlich der 44. Supermarket Trade Show (SMTS) in Tokio. „Dennoch ist Lifestyle in Japan sehr wichtig, um Lebensmittel zu verkaufen“, erklärte er. Bei Lebensmitteln sehe man Attribute wie „bio“ oder „umweltfreundlich“ eher als eine Frage des „wie“, weniger als Qualitätsmerkmal. Wer es sich leisten könne, kaufe diese Produkte, aber für die breite Masse sei das uninteressant. Dagegen spielten ultrafrische Produkte eine zentrale Rolle im Land des Sushi. Tomihari erklärt, dass Verpackungsdesign in Japan viel zum Produkterfolg beitrage. Ein Beispiel sind die beliebten Bentoboxen mit Fertigmahlzeiten. Die neuesten PET-Verpackungen, die bei der Messe vorgestellt werden, sind federleicht. Durch den geringen Materialverbrauch soll dem Umweltgedanken Rechnung getragen werden.

Japan hat aber auch ein Platzproblem. Progress-Design gestaltet Layouts von Supermärkten auch in Europa. Ihre Arbeit in Japan unterscheide sich dadurch, dass man mit wenig Platz auskommen müsse, um den Kunden eine zweckmäßige Anordnung der Ware zu bieten, so Naoko Takahashi, Progress Design. Diesem Gedanken folgt auch die Firma Teraoka bei ihren Kassensystemen: Platz und Geld sollen gespart werden, indem Scann- und Bezahlvorgang getrennt werden. Personal oder Kunden erfassen die Artikel und gehen mit dem Beleg weiter zur Kasse, die ohne Personal auskommt.


Die Idee ist nicht neu. Dennoch machen für Tomihari von der Japan Self-Service Association Nippons Supermärkte noch etwas ganz anderes aus: „Wir haben viele Feste in Japan, sodass Dekorationen und Themen, aber auch die Lebensmittel, ständig wechseln. Das habe ich in den USA vermisst, da sehen die Märkte immer gleich aus.“

Allerdings sind in Japan selbst die Märkte des US-Giganten Wal Mart nach wie vor nicht als solche zu erkennen, da sich die Präsenz auf dem hiesigen Markt immer noch auf die Beteiligung an Seiyu mit seinen 373 Läden beschränkt. Man wolle, so Geschäftsführer Toru Noda, durch Übernahmen und Fusionen wachsen. Der französische Konkurrent Carrefour verfolgt durch die Kooperation mit Japans größter Handelskette Aeon seit 2005 eine ganz ähnliche Strategie.

Japan sei ein sehr anspruchsvoller Markt, sagte Metro-Vorstand Frans Muller zur Expansion des Unternehmens, „der unserem Großhandelsgeschäft zugleich enormes Potenzial bietet“. Die Metro-Group sieht in der raschen Expansion und Anpassung an örtliche Gegebenheiten den Schlüssel zum Erfolg im Land der aufgehenden Sonne. Vergangenen Oktober gab Metro bekannt, den sechsten Markt zu eröffnen. Japan biete Raum für 20 Metro-Abholmärkte im Großraum der Hauptstadt, so Vorstand Muller. Für 2010 sind zwei weitere Märkte im Herzen Tokios geplant, einer davon nahe der Luxusmeile Ginza.

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In Japan beliebt: Die Trennung von Scannen und Bezahlen spart Platz und Geld.

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