LP-Branchenwettbewerb Fleisch-Star-Talente

Die Auswahltage für den Wettbewerb Fleisch-Star-Talent liefen dieses Jahr virtuell. Sie machten deutlich: Die jungen Produktioner und Verkäufer leiden massiv unter der Pandemie.

Dienstag, 18. Mai 2021 - Management
Heidrun Mittler
Artikelbild Fleisch-Star-Talente
Bildquelle: Mirco Moskopp

Wie soll das denn gehen? Wie können wir denn die Auswahltage für den Branchen-Nachwuchs durchführen, wenn man sich nicht treffen darf? Vor dieser Frage standen wir als Veranstalter des Wettbewerbs Fleisch-Star-Talent, als der zweite Lockdown im Winter des letzten Jahres verkündet wurde.

Zwar hatten wir noch keine Ahnung, wie eine Alternative funktionieren könnte. Aber Aufgeben und ein Jahr aussetzen – das war die schlechteste aller Optionen.

In den vergangenen Jahren haben die Teilnehmer bei den Auswahltagen die halbe Bundesfachschule des Lebensmittelhandels bevölkert. Wir haben gemeinsam gegrillt, Filme gedreht, Schnitzeljagden veranstaltet, Theken dekoriert und Wurstplatten gelegt. Abends lecker im Foodhotel gegessen und viel geredet, Lasertag im Supermarkt gespielt. Alles Aktivitäten, die man nicht auf eine Internet-Plattform bringen kann.

Das Internet als Bühne nutzen
Also haben wir zuerst neue Spielformate erarbeitet, die online funktionieren. Und dann gemeinsam mit den Juroren die Plattform „Cisco Webex“ erkundet (an dieser Stelle vielen Dank an Kristine Baumgart von der Food Akademie!). Anschließend den Teilnehmern ein Action-Paket mit Produkten der Unterstützer geschnürt. Technik-Proben in unterschiedlichen Konstellationen durchgeführt.

Ende April war es dann so weit: An zwei Nachmittagen haben sich die Kandidaten und Juroren getroffen und verschiedene Challenges absolviert: vom Fleisch-Quiz bis zur Rechenkür, vom Einzelgespräch bis zum Bühnenauftritt.

In den Spielpausen hatten die Teilnehmer Zeit, sich miteinander und mit den Experten auszutauschen. Eine Möglichkeit, die sehr intensiv genutzt wurde, schließlich machen die Corona-Bestimmungen einsam.

„Sogar in der Mittagspause sitze ich allein im Hof und esse mein Pausenbrot“, berichtet eine Kandidatin. Es geht nicht nur um die fehlende Möglichkeit, „ordentlich Party zu machen“ oder sich nach der Arbeit mit Freunden zu treffen. Der Austausch zeigte auf, wie stark die angehenden Produktionsmetzger im Alltag von dem Virus eingeschränkt sind: Einige waren schon erkrankt und wieder genesen, andere (zum wiederholten Mal) in Quarantäne. Mehrere haben Kollegen vertreten müssen, die positiv getestet waren, haben teilweise dafür den geplanten Urlaub verschoben. Und viele hatten Angst, die anstehenden Abschlussprüfungen zu verpassen – was ein halbes Jahr lang weniger Geld bedeuten würde. Wohl dem, der einen großzügigen Arbeitgeber hat und Sonderurlaub vor dem Prüfungstermin bekommt!

Toleranzgrenze überschritten
„Die Kunden zahlen unser Gehalt“ – diesen Grundsatz haben alle angehenden Fachverkäufer verinnerlicht. Aber trotzdem machen viele Konsumenten ihnen den Alltag im Markt schwer. Wie geht man zum Beispiel mit Maskenverweigerern um? Der Schutz der Mitarbeiter muss im Vordergrund stehen, so die einhellige Meinung. Also darf niemand in den Markt ohne Maske. Das aber führt teilweise zur Eskalation, die von der Polizei geschlichtet werden muss. „Ich habe überhaupt keine Lust mehr auf Diskussionen, politische Botschaften gehören nicht in den Supermarkt“, beklagt sich eine Kandidatin.

Täglich zwei Scheibchen Wurst
Andere, oftmals ältere Kunden, fühlen sich durch Corona sehr allein. Deshalb kommen sie täglich an die Theke, kaufen zwei Scheiben Wurst und freuen sich über jedes nette Wort, das ihnen hier gesagt wird.

Nach zwei sehr intensiven Nachmittagen steht fest: Die Jury hat 20 tolle Menschen kennengelernt. Der Austausch hat Freude bereitet. Aber Spielen, Grillen, Essen und Gespräche in der Gemeinschaft kann eine virtuelle Plattform nicht ersetzen. Wir freuen uns auf die Nach-Corona-Zeit und die nächsten Auswahltage „in echt“ statt vor dem Bildschirm.
Wer es in die nächste Runde geschafft hat? Das verraten wir erst auf dem LP-Fleischkongress, wo wir den Finalisten eine Bühne bieten.

Die 20 Talente sind:

  • Sven Schumacher, Werner Schulte, Lastrup
  • Michelle Adler, Edeka Südwest-Fleisch, Rheinstetten
  • Sebastian Heckmann, Edeka-Markt Baierbrunner Straße, München
  • Lilian Wagner, Edeka-Markt Tegernseer Landstraße, München
  • Viktorija Caruana, Kaufland Pforzheim
  • Jason Steinl, Edeka Honsel, Dorsten
  • Fabian Piel, Rewe-Markt Jülich
  • Amy Wojcik, Rewe Hasenstab, Speicher
  • Julian Ptachin, Rewe Schäfer, Bad Neuenahr
  • Melanie Streb, Rewe-Center Bonn-Beuel
  • Marianna Rubino, Metten Fleischwaren, Finnentrop
  • Leon Bogner, Hieber’s Frische Center, Lörrach
  • Vanessa Schroff, Edeka Sulger, Stockach
  • Melissa Kötting, Rewe Hachenburg
  • Meryem Kir, Kaufland Menden
  • Kevin Windus, Edeka Südwest Fleisch, Rheinstetten
  • Henryk Kronsbein, E-Center Wehrmann, Spenge
  • Kilian Peters, Zurheide Feine Kost, Düsseldorf
  • Christian Übele, Rewe Center, Taunusstein
  • Johanna Rein, Rewe-Markt Grünhof, Frankfurt

Preisverleihung im Oktober
Am 29. Oktober ist es endlich so weit: Die Fleischbranche feiert ihre Talente! Gleich dreimal musste der Verlag in diesem Jahr den LP-Fleisch-Kongress verschieben: Corona hat uns – wie ungezählten anderen Veranstaltern – immer wieder die Pläne durchkreuzt.
Jetzt aber hat die Impfkampagne Fahrt aufgenommen, die Inzidenzzahlen gehen zurück – und wir tagen und feiern auf dem Petersberg.

Da erwarten die Teilnehmer ein kurzweiliges Kongress-Programm und die Präsentation der besten Fleischtheken. Und dann stellen wir die Finalisten des Nachwuchs-Wettbewerbs vor und präsentieren die Preisträger. Melden Sie sich über unsere Homepage an!