Milchindustrie Gesunde Kühe für gute Milch

Tierwohl hat auch in der Milchindustrie einen hohen Stellenwert erreicht. Hersteller stellen insbesondere den positiven Bezug im Marketing dar.

Freitag, 16. April 2021 - Management
Wibke Niemeyer
Artikelbild Gesunde Kühe für gute Milch
Bildquelle: Beemster

Die Teilnahme am Programm QM-Milch, der Verzicht auf gentechnisch veränderte Futtermittel, kein Einsatz von Glyphosat auf Acker- und Grasflächen und die Weidemilchkonzeption gehören zu den Tierwohl-Standards in der Milchwirtschaft. Am Point of Sale informieren die Produktpackungen der Hersteller über Tierwohlmaßnahmen, und – sobald wieder möglich – das Promotionspersonal vor Ort bei Verkostungen.

Anfang März wurden die Hochland-Milcherzeuger von ihrer Molkerei darüber informiert, dass der Vorstand überlege, ein größeres Milchvolumen mit dem Tierschutzbund-Label „Für mehr Tierschutz“ zu erweitern, wenn ein Markttest erfolgreich ausfällt. Viel Platz und organische Einstreu sind zwei der Kriterien, die Hochland von seinen Milchlieferanten für Tierwohllabel-Produkte wünscht. Die Käserei möchte aber nicht nur das Tierschutzlabel stärker nutzen.

Ab 2022 wird das Familienunternehmen in seinem Werk Schongau keine Milch mehr aus ganzjähriger Anbindehaltung verarbeiten. Der Anteil dieser Milch an der gesamten Verarbeitungsmenge liegt nach Angaben von Hochland bei drei Prozent. Sie soll weiter abgeholt, aber anderweitig vermarktet werden.

Auch andere Hersteller differenzieren nach der Haltungsform. Als erste europäische Käserei hat Beemster 2002 Weideprämien für Milcherzeuger eingeführt, damit sie ihre Tiere regelmäßig auf die Weiden Nordhollands schicken. „Wir sind hier Pioniere in der Branche“, sagt Jan Roelofs, Geschäftsführer Deutschland und International. Die Kühe werden als niederländische „Weidegangchampions“ bezeichnet, „denn mit rund 180 Tagen à zehn Stunden freiem Weidegang haben sie eine Menge mehr an Frischluftzeit als es das Branchensiegel in den Niederlanden mit 120 Tagen à sechs Stunden vorschreibt“, erklärt Roelofs.

Bonus für Tierwohl
Die Molkereigenossenschaft Berchtesgadener Land zahlt Bewegungsprämien für Laufstall, Laufhof und Weide. Verarbeitet werde nur Milch von Kühen aus der Berg- und Alpenregion, denen freie Bewegung gewährt wird, teilt Sprecherin Barbara Steiner-Hainz mit. Stallbauseminare fördern den Um- und Neubau von artgerechten Stallungen.

Weidehaltung ist auch ein Bonuskriterium des Förderprogramms Milkmaster vom Deutschen Milchkontor (DMK). DMK empfiehlt eine Kombination aus Laufstallsystemen mit Weidegang für Milchkühe und Rinder an mindestens 120 Tagen pro Jahr. Etwa 60 Prozent der über 6.000 aktiven Milcherzeuger ermöglicht ihren Tieren einen temporären Weidegang. Ebenfalls mindestens 120 Tage Auslauf pro Jahr beziehungsweise 365 Tage Laufstallhaltung gewährleisten die Heumilchbauern der Erlebnissennerei Zillertal ihren Tieren. Eine dauernde Anbindehaltung sei verboten. Schwarzwaldmilch spricht sich für Freilaufställe oder kombinierte Haltungen mit mindestens 150 Tagen Weidegang aus. „Wir nehmen keine anderen Betriebsformen auf“, heißt es vom Milchverarbeiter aus Freiburg.