Mehrwertsteuer Wieder bei 19 Prozent

Nahezu alle Händler haben ihre Preise wieder erhöht. Grund: Die Mehrwertsteuer ist nicht mehr gesenkt. Lidl wirbt stattdessen mit der Verlängerung.

Freitag, 29. Januar 2021 - Management
Elena Kuss
Artikelbild Wieder bei 19 Prozent
Bildquelle: Carsten Hoppen

Die Mehrwertsteuersenkung sollte Schwung in die – durch die Corona-Pandemie stark strapazierte – Wirtschaft bringen. Das Fazit vieler Kaufleute ist jedoch: Gebracht hat die Senkung vor allem Arbeit. „Die Maßnahme hat den Handel insgesamt nicht belebt, aber viel Aufwand verursacht“, sagt EHI-Geschäftsführer Michael Gerling.

Um darauf aufmerksam zu machen, posteten einige Händler in den sozialen Medien Bilder, wie ihre Mitarbeiter sonntags händisch die Preisschilder an den Regalen austauschen. Edeka Ammon in Dinkelsbühl schreibt auf Instagram: „Unser Team in beiden Läden hat heute circa 30.000 Etiketten ersetzt, die vorher alle erstellt und sortiert werden mussten.“ Ein großer Dank gehe an die Mitarbeiter, heißt es im Post weiter, die ihren Sonntag für die Umstellung geopfert hätten.

Auch Edeka Hammes in Saarbrücken bedankt sich via Instagram bei den Kollegen für ihren Einsatz am Sonntag, um einen reibungslosen Ablauf garantieren zu können. Positiver wird die Mehrwertsteuersenkung von der Bundesbank gesehen, die davon spricht, dass die Menschen vor allem bei Lebensmitteln und Industriegütern von der Steuersenkung profitiert hätten. Vielleicht tut sich der Lebensmittel-Einzelhandel auch deshalb so schwer mit der Umstellung auf den höheren Preis. Netto hatte zum Jahresstart die Mehrwertsteuersenkung in die Verlängerung geschickt. Doch seit Mitte Januar ist auch die Edeka-Tochter zu der alten Preisgestaltung zurückgekehrt. Lidl dagegen warb auch im Januar noch mit der Verlängerung. Die Steuer werde natürlich korrekt abgeführt, aber Lidl verzichte auf Marge, um die Preise auf dem alten Niveau halten zu können. Die Rewe-Tochter Penny stellte zum Jahresbeginn wieder die normalen Mehrwertsteuersätze in die Kassensysteme ein. Auch Lidl-Schwester Kaufland hatte angekündigt, ab 4. Januar damit zu beginnen, sukzessive die Preisetiketten neu zu stecken.

6,3 Milliarden Euro zusätzlicher Konsum
Die Bundesregierung hatte den Mehrwertsteuersatz vom 1. Juli 2020 an für ein halbes Jahr verringert: von 19 auf 16 Prozent beziehungsweise von sieben auf fünf Prozent. Händlern und Dienstleistern stand es frei, ob und wie sie dies an Verbraucher weitergeben.

Die Senkung der Mehrwertsteuer hat laut Institut für Wirtschaft 6,3 Milliarden Euro an zusätzlichem Konsum gebracht. Der geschätzte Steuerausfall betrage hingegen 20 Milliarden Euro.