Interview Neumann und Brüggemann - Bünting „Wir sind etwas anders." - Investitionen

Bünting ist auf einem neuen Weg. Wie die Marschtabelle aussieht, erläutern Vorstand Manfred Neumann und Marketingleiter Joosten Brüggemann.

Donnerstag, 24. März 2011 - Management
Dieter Druck
Artikelbild „Wir sind etwas anders." - Investitionen
Bildquelle: Bahlo

Im vergangenen Jahr hat Bünting insgesamt rund 50 Mio. Euro investiert. Was ist für das laufende Jahr vorgesehen?
Das Investitionsniveau wird gehalten. Rund 50 Prozent davon fließen ins Ladennetz. An Neueröffnungen sind für 2011 geplant ein Famila-Markt, sechs Combis, zehn Markant-Standorte sowie fünf Telepoint-Elektrofachmärkte.

Wie sehen ihre Expansionspläne jenseits des Kerngebietes aus?
Wir werden in Randbereichen wie Hamburg und dem Ruhrgebiet verstärkt Präsenz zeigen. Der Standort Hamburg wird derzeit analysiert. Wir treten dort unter anderen Voraussetzungen an, deshalb wird es vielleicht noch zwei bis drei Jahre dauern. Wir haben mehrere Standorte im Blick und sehen „Combi" als passendes Format für den Start. Markant-Märkte könnten später folgen. Aber wie gesagt, hier planen wir langfristig.

„Langfristig" verläuft auch die geplante Expansion in den Niederlanden. Ist das Thema abgehakt?
Nein, wir werden das nicht aus den Augen verlieren, zumal wir auch in unseren grenznahen Standorten viele Kunden aus den Niederlanden haben. Die kommen vor allen wegen der allgemeinen Sortimentsbreite sowie dem Nonfood-Angebot und kaufen nicht allein preisorientiert. Aber der Schritt ins Nachbarland ist schwieriger als wir uns das vorgestellt haben. Wir müssen hier deutlich mehr Geduld zeigen.

Nahversorgung ist ein Aspekt, der zurzeit in Handelskreisen wieder einmal auflebt. Welche Chancen sehen hier für die Markant-Supermärkte?
Generationswechsel, die Nähe und Dichte der Discounter sind u.a. Faktoren, die insbesondere den Flächen zwischen 100 und 300 qm das Überleben schwer machen. Da können auch wir uns nicht vom allgemeinen Abschmelzungsprozess abheben. Anderseits bestehen auch gute Standorte in dieser Größenordnung.

Wie können oder wollen Sie dem gegensteuern?
Der zentrale Punkt ist, aus kleineren Flächen größere zu machen, denn der Kunde erwartet heute breitere Sortimente. Wir gehen heute von einer Mindestgröße von 500 qm aus. Darüber hinaus muss das Serviceangebot erweitert werden - Post, Lotto, Bäckerei etc. Ein wesentlicher Faktor ist dabei die Funktion de Kleinflächen als Kommunikationsstätte sowie die Verbindung des Kaufmanns zum Gemeindeleben.

Haben Sie ein Bild vom modernen Nahversorger, der allgegenwärtig kolportiert wird?
Ja, der modernste ist für mich E-Commerce.

Ist nicht auch die Großfläche eine Herausforderung? Zählt Familia zu den darbenden dieser Vertriebsschiene?
Nein, dazu zählt Famila nicht. Der XXL-Markt in Oldenburg mit 11.000 qm ist für uns ein idealer Testmarkt aber flächenmäßig nicht der Maßstab. Ich denke das Famila-Zukunftsformat wird auf 4.500 bis 5.000 qm realisiert. Dabei spielen neben der Frische kompetent besetzte Nonfood-Abteilungen eine zentrale Rolle.

Andere Wettbewerber blicken teilweise mit Grausen auf das Nonfood-Geschäft, warum Sie nicht?
Brüggemann: Wir installieren Nonfood-Abteilungen mit Fachmarktanspruch. Bei Haushaltswaren, Textilien, Lederwaren z. B. finden die Kunden auch Marken, die sonst nur im Fachhandel anzutreffen. Hochwertige Sortimente und ausgebildetes Fachpersonal unterscheiden uns von anderen. Daraus resultierte im vergangenen Jahr ein deutliches Umsatzplus und eine konditionelle Weiterentwicklung.

Ein anderes Profilierungsfeld sind Eigenmarken. Welche Pläne verfolgen Sie hier?
Generell haben Eigenmarken bei Bünting deutlich an Bedeutung gewonnen Wie bereits erwähnt, wird aktuell die Preiseinstiegs-Marke „Jeden Tag" aufgeschaltet, die als roter Block in den Sortimenten platziert wird. Wir brauchen dieses Instrument, um auch die preisbewusste Klientel anzusprechen. Aber wir bilden nicht nur Discount-Sortimente ab, sondern schauen noch ein wenig nach rechts und links. Beispielsweise führen wir nicht nur zwei oder drei Dosensuppen, sondern sechs. Das ist ein zusätzlicher Impuls. Auch hier gilt der Anspruch anders zu sein. Derzeit sind es rund 280 Artikel unter „Jeden Tag". Im Sommer werden es schon 600 sein und in der Endstufe 800.