Kassenzone Systematische Entwicklung - Seite 2

Check-out-Kassen und Selfscanning, bargeldlose Zahlverfahren und Mobile Payment in vielen Varianten: Die Vielfalt der Zahlungs-Optionen am PoS wird immer größer. Die meisten Händler geben aber nur solchen Systemen eine Chance, die der Verbraucher wirklich will.

Freitag, 30. Oktober 2015 - Management
Bernd Liening
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(Quellen: Billa AG)

Dem Verbraucher erschließt sich der Nutzwert des als schnell und bequem beworbenen kontaklosen Bezahlens bislang indes nur zögerlich. Weniger als 15 Prozent der Smartphone-Nutzer haben damit bereits kontaktlos bezahlt, so der Technologie-Atlas. Von den Nicht-Nutzern wollen 45 Prozent auch in Zukunft keinen Gebrauch davon machen. „Konsumenten sehen vielfältige Hürden bei der Nutzung von Mobile Payment am PoS. Geringe Verbreitung und mangelnde Netzabdeckung sprechen gegen den Einsatz.“ Zu diesem Ergebnis kommt die Kurzstudie „Mobile Payment am Point of Sale“ von ECC Köln und PayPal. Es gebe aber auch konkrete Mehrwerte aus Konsumentensicht – nämlich Kleingeldersatz und Unabhängigkeit von der Geldbörse.

Ein Signal setzte im Juni Aldi Nord mit der Installation von NFC-Kartenterminals H5000 von VeriFone in allen 2.400 Filialen. Die Kunden benötigen dafür bei Aldi eine NFC-fähige Maestro- oder V-Pay-Debitkarte oder ein NFC-fähiges Smartphone. Für das Smartphone ist die Installation einer sogenannten Wallet-App mit integrierter virtueller Maestro- oder V-Pay-Debitkarte notwendig, wie sie von Telekommunikationsanbietern zur Verfügung gestellt wird. Die etablierten bargeldlosen Bezahlmöglichkeiten per Girocard und Maestro können weiterhin an den Aldi-Kassen genutzt werden. Im September hat auch die Initiative NFC City Berlin mit Esso und Karstadt inklusive seiner Gastrolinie „Le Buffet“ zwei weitere reichweitenstarke Unterstützer gewonnen. Gründungspartner Rewe Group hat das Akzeptanznetz in der Hauptstadt ebenfalls mit Toom Baumarkt erweitert. Hinzu stößt auch Perfetto, ein Joint Venture von Karstadt und Rewe. Damit hat die Initiative fünf neue Partner gewonnen. Smartphone-affine Kunden können nun in rund 850 Berliner Märkten und Shops mobil bezahlen.

Einer recht hohen Verbraucher-Akzeptanz erfreuen sich die Self-Check-out oder SB-Kassen. In Deutschland kommen derzeit (Stand: August 2015) in 295 Märkten insgesamt rund 2.150 Selbstbediener-Kassen und 25 Selfscanning-Terminals mit den zugehörigen Handscannern zum Einsatz. Dies zeigt eine EHI-Markterhebung. Im LEH existieren 150 Märkte mit rund 620 SB-Kassen. Dies ist noch nicht viel in Relation zu den fast 200.000 herkömmlichen Kassen im LEH, aber immer mehr Märkte bieten ihren Kunden den Service an, den Scann- und Bezahlvorgang selbst in die Hand zu nehmen.

Beim Self-Check-out-System führt der Kunde den Registrier- und Bezahlvorgang selbst durch. Er scannt am Ende des Einkaufs jedes einzelne Produkt. Self-Check-outs ergänzen immer die konventionellen Kassen, der Kunde entscheidet immer erst unmittelbar vor dem Bezahlvorgang, welche Kassenabwicklung er wählt. Self-Check-out-Systeme sind laut EHI tendenziell für kleinere Einkäufe geeignet, meist bis zu 15 Artikeln. Unterschiedliche Sicherheitssysteme wie Personalassistenz, Gewichtskontrollen, Kameras oder zusätzliche Ausgangsschleusen gewährleisten eine vollständige Warenerfassung. Einige Händler bieten das sogenannte Selfscanning an. Hier scannt der Kunde die Artikel bereits während des Einkaufs mittels eines mobilen Erfassungsgeräts selbst.

Obwohl bisher nur wenige Geschäfte den Self-Check-out anbieten, ist der Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung bereits enorm hoch: 52 Prozent der Bundesbürger kennen diese Form der „Selbstbedienung“, und immerhin 20 Prozent nutzen SB-Kassen bereits, wenn sie vorhanden sind. Das zeigt eine repräsentative Umfrage von TNS Infratest im Auftrag des EHI. Herkömmliche Kassen sind aus Sicht der Befragten mit verschiedenen negativen Emotionen wie Frust durch Wartezeiten, Kontrollverlust durch unbeeinflussbare Verzögerungen und Stress durch schnelles Abkassieren verbunden. Self-Check-out-Kassen ermöglichen es, durch die Umgehung von Schlangen und den autonomen Bezahlvorgang genau diese negativen Emotionen aufzuheben und ein positiveres Bezahlerlebnis zu schaffen. Betrachtet man nur diejenigen Nutzer, die angeben, SB-Kassen „immer“ oder „häufig“ zu nutzen, dann gibt es bereits heute rund sieben Millionen Verbraucher, die mit hoher Wahrscheinlichkeit immer eine SB-Kasse nutzen würden, wenn sie verfügbar ist. „Die gute Kundenakzeptanz von Self-Check-out- und Self-Scanning-Systemen wird sicher dazu führen, dass in naher Zukunft weitere Unternehmen trotz hoher Investitionskosten ihren Kunden diesen Service anbieten werden“, lautet das Fazit des EHI.

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Bild öffnen Billa mit Selbstbedienungskassen.
Bild öffnen (Quellen: Billa AG)