Testeinkauf Wochenmarkt besser als Supermarkt? - Testeinkauf: Teil 2

Hygiene und Beratung an der Frischetheke im Supermarkt sind Spitze! Jedenfalls besser als anderswo. Vor allem aber besser als auf dem Wochenmarkt! Tatsächlich? Die LEBENSMITTEL PRAXIS anonym mit der „Kundenbrille“ unterwegs.

Freitag, 17. Juli 2015 - Management
Reiner Mihr

Inhaltsübersicht

Keine Antwort gab es bei Edeka Wollmann und auf dem Leipziger Wochenmarkt. Im Edeka Markt verschwand die Verkäuferin ohne Kommentar. Kam mit einem Bierschinken zurück, las für sich und hob die Wurst über die Theke. Sie wollte auf Nummer sicher gehen. Der Kunde sollte selber lesen. Dann kam jedoch ein: „Ich weiß es nicht.“ Das war ehrlich.

Beim Besuch des Magdeburger Wochenmarkts fiel die Wahl auf den Verkaufswagen vom Geflügelhof Engelbrecht. Leider war er unbesetzt. Auch beharrliches Warten wurde nicht belohnt. Bei der Landfleischerei Krüssel gab es ein: „Äh, hm, weiß nicht“. Zum Glück war die Verkäuferin nicht alleine. Die Kollegin holte ihr den Info-Ordner. Dann klappte es mit einer Antwort. Auf dem Leipziger Wochenmarkt hörte die Testerin: „Sie sind heute schon die Zweite, die so was wissen will, aber der Chef gibt uns keine Zutatenliste“. Dabei gab es am Wagen Aufkleber, die die Einsicht in die Liste der Inhaltsstoffe anpriesen. Übrigens wie bei Edeka Wollmann.

Wie anziehend wirkten die besuchten Märkte? Im Markt selber überzeugte Galeria Gourmet. Ein großzügiger, gut zu überblickender Markt mit ansprechenden Warenaufbauten. Leider das genaue Gegenteil Edeka: Dunkel, viele enge Gänge, mehr als nur Grifflücken im Trockensortiment. Ein ähnliches Bild bot der Konsum: Eng, verwinkelt und die meisten Gänge voll gestellt. Die Metzgerei Wolf präsentierte sich bestens: Die Theke voll präsent, aufgeräumte rückwärtige Ablagen, genügend ansprechend gekleidetes Personal dahinter und die Beleuchtung im Shop ließ die Ware wirken.

Mängel dagegen auf den Wochenmärkten. Der Dessauer Wochenmarkt ist schlecht begehbar. An Menschen mit Beeinträchtigungen und Kunden mit Kinderwagen oder anderem Gefährt wurde bei der Standortwahl nicht gedacht. Dazu die geringe Anzahl der Händler: Die Auswahl in den Sortimenten schlicht unattraktiv. Der Wochenmarkt in Leipzig lebt von seinem Standort. Er befindet sich vor einer großen Filiale der Bäckerei Lukas mit einer riesigen Außenterrasse gegenüber vom Bayrischen Bahnhof. Die wenigen Händler (Imbiss, zwei Obsthändler und zwei Flatterstände mit diversem Kleinkram) laden nicht zum Besuch ein. Die Wochenmärkte in Halle und Magdeburg überzeugten mit gekonntem Marktaufbau: Breite, gut einsehbare Gassen. Anzahl und Mix der Stände sprachen an.

Ein großes Manko auf allen Wochenmärkten: Nicht oder nur ungenügend abgedeckte Elektrozuleitungen. Gab es auch bei Edeka: Eine nicht abgedeckte Elektrozuleitung zum mobilen Imbisstand vor dem Markt ist alles andere als sicher.

Die Ausgangsthese hat sich nicht bestätigt. Der Wochenmarkt ist nicht unbedingt schlechter als der Supermarkt. Aber: Das Testergebnis ist wie immer eine Momentaufnahme, das von objektiven (zum Beispiel dem Wetter) aber auch subjektiven Faktoren (zum Beispiel welcher Verkäufer) abhängig ist.

Was auf den Püfstand kam:
  • Marktumfeld: Hinweise zum Markt, Ordnung, Sauberkeit, Eingänge...
  • Marktinneres: Überblick, Verkehrswege, Sicherheit, Angebot...
  • Theke/Wagen: Ordnung, Sauberkeit, Arbeitsmittel, Hygiene,...
  • Ware: Präsenz, Preisauszeichnung, Auswahl...
  • Personal: Organisiertheit, Privatgespräche, Erkennbarkeit, Hygienekleidung...
  • Einkauf: Kommunikation, Umgang mit der Ware...
  • Schwerpunkt Beratung: „Ist im Bierschinken (Galeria Gourmet – Mortadella) Gluten?