Metro Group - Media Markt Schanghai, Schanghai

Das Reich der Mitte ist für die Metro Group von strategischer Bedeutung. Mit Media Markt ist nun auch die zweite Tochter des Handelskonzerns in China aktiv.

Montag, 06. Dezember 2010 - Strategie
Artikelbild Schanghai, Schanghai
Schanghai
Bildquelle: Markus Oess

„If I can make it there, I'll make it anywhere ", betont Media Markt-Chef Roland Weise, warum die Wahl für die ersten chinesischen Media-Markt-Standorte ausgerechnet auf Schanghai fiel. Die Textzeile aus dem Song-Klassiker „New York, New York", gesungen von Frank Sinatra, signalisiert viel Entschlossenheit. Denn China lockt mit enormen Wachstumsraten. Allein der Markt für Consumer Electronics könnte sich laut Euromonitor von derzeit 82 Mrd. Euro in den kommenden fünf Jahren auf 182 Mrd. Euro mehr als verdoppeln. Der Markt ist nicht gerade konzentriert.

Nach Zahlen von Media Markt kommt die Nummer eins, Gome, auf rund 7 Prozent Marktanteil. Es folgen Sunning (5 Prozent), Dalian Dashing (1 Prozent) und der Weltmarktführer vor Media Markt, Bestbuy, die im Juni 2006 die Kette Five Star übernommen haben (1 Prozent). Vieles läuft über kleine Geschäfte und Basars. Gome vermietet Flächen an die Industrie mit eigenen Verkäufern, eine breite Warenpräsentation nach Produkten statt Marken wie hierzulande gibt es allgemein noch selten. Da spricht Einiges für einen Erfolg.

Weise setzt vor allem auf drei Dinge: Die Kette bietet das breiteste und geordnete Sortiment an, Media arbeitet mit festen, überprüfbaren Preisen und die Kette hebt sich mit dem Gesamtauftritt und Verkaufsflächen von 5.000 qm (XXL-Format ) von der Konkurrenz ab. Schanghai bietet sich für den Marktstart aus verschiedenen Gründen an. Die Metropole ist ist westlich geprägt, dort tummeln sich die Wettbewerber der knallroten Elektronik-Kette. Vor allem bieten die aktuell 19 Mio. Einwohner ein Potenzial von schätzungsweise 4 bis 5 Prozent des chinesischen Marktes (Quelle: Commerzbank), das erstmal ausgeschöpft werden will, zumal die Stadt in den vergangenen 17 Jahren um rund 300.000 Einwohner jährlich gewachsen ist.

Läuft in Schanghai alles nach Plan, sollen bis 2012 rund zehn Läden am Netz sein, bis 2015 sind 100 Märkte dann auch in anderen chinesischen Städten, vorgesehen. Langfristig ist ein Marktanteil von 10 Prozent avisiert. Für Jürgen Elfers, Handelsexperte und Analyst bei der Commerzbank, ist der Weg über China zur Weltmarktführerschaft realistisch. Auch die Absicht, via Schanghai im Reich der Mitte Fuß zu fassen: „Wenn es gelingt, seine Stärken im Marketing mit lokalen Know-how sowie dem Beziehungsmanagement vor Ort zu verbinden, kann China der Wachstumspfad der nächsten Jahre werden. Vorausgesetzt, das Unternehmen verzettelt sich nicht und konzentriert sich auf Groß- und Mega-Städte."


Ein Fehler, den Jahre zuvor die andere Metro-Tochter Cash & Carry begangen hatte. Seit 1996 sind die Abholmärkte am Start, bislang wurden laut Metro-Chef Dr. Eckhard Cordes rund 600 Mio. Euro investiert. Allerdings verteilten sich die Standorte in dem riesigen Land, von regionaler Marktdurchdringung war kaum zu sprechen, von hoher Effizienz und Gewinnen noch weniger. Nun hat das Management vor gut drei Jahren umgeschwenkt. Unter Landes-Chef Tino Zeiske konzentriert sich das Unternehmen auf drei Wachstumsregionen an der Küste, unter anderem Schanghai. Seit zwei Jahren schreibe man in China schwarze Zahlen, heißt es. Aktuell betreibt das Unternehmen 46 Abhol-Märkte (bis Februar werden es 50 sein).

Neben der Forcierung der Eigenmarken (unter anderem H-Milch aus Deutschland) und Hygiene- sowie Qualitäts-Standards (in China betreibt Metro C & C unter Starfarm ein eigenes Rückverfolgbarkeitsprogramm für ihre Kunden) soll auch die Expansion weiter vorangetrieben werden. Am 2. November eröffnete der erste kleine „Expressmarkt", der ausschließlich auf HoReCa-Kunden abzielt. Möglichst nah an der Innenstadt, dort wo die Restaurantbetreiber ihr Geld verdienen, können die Kunden ihren Bedarf nun in einem „HoReCa-Store" decken. (Der erste seiner Art steht in Paris, ein zweiter in Tokyo). Die rund 2.100 qm Verkaufsfläche bietet Platz für knapp 6.000 Artikel (ca. 95 Prozent Food), etwa ein Drittel der Fläche und des Sortimentes eines Durchschnittsmarktes. Die Produktivität der kleinen Märkte sei signifikant höher, der Durchschnittsbon gut doppelt so hoch wie der bei den herkömmlichen Abhol-Märkten, so Zeiske.

In den nächsten Jahren will Metro sein Netz um jährlich 10 bis 15 Stores ausbauen. Dabei sieht Zeiske auch Potenzial für die Eco-Formate in chinesischen Mega-Citys. Viel Raum für Wachstumsfantasien ist auch hier vorhanden: China verfügt über etwa 170 Millionenstädte.

{tab=Bildquelle}

Markus Oess

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Schanghai
Bild öffnen FLAGGSCHIFF: An der Huai Hai Road in Schanghai steht mit einer Verkaufsfläche von 9.500 qm der zweitgrößte Media Markt des Unternehmens.
Bild öffnen Dr. Eckhard Cordes, Vorstandschef der Metro AG
Bild öffnen Roland Weise, CEO der Media-Saturn-Holding
Bild öffnen Louis Woo, Foxconn
Bild öffnen Tom Wortel, CEO Media Markt China
Bild öffnen METRO CASH & CARRY CHINA: (v. l.) Tino Zeiske, President; Laurent Mouric, Marktleiter des ersten HoReCa-Marktes in China
Bild öffnen STADTMARKT: Der Eco-Markt (HoReCa) befindet sich in der Nähe des Stadtzentrums. Der Markt liegt auf der 2. Etage, Parkplätze gibt es in der Tiefgarage

Das könnte Sie auch interessieren