Heimische Gewächse Deutscher Wein Teil 2

Weinexperten sind sich einig: In Deutschland gibt es Rotweine, die in puncto Geschmack und Qualität gegen die besten Tropfen der Welt bestehen können. Seit den 1980er-Jahren nimmt der Anbau roter Reben in Deutschland stark zu.

Sonntag, 05. Juni 2011 - Warenkunden
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Deutscher Wein Teil 2
1980 betrug der Rotwein-Anteil beim Anbau nur 11 Prozent. (Bildquelle: Kämper)
Bildquelle: Deutsches Weininstitut, Ku00e4mper

Ein Barbera aus dem Piemont oder ein Cabernet Sauvignon aus Bordeaux: Das sind die Namen, die den meisten Weintrinkern das Wasser im Mund zusammenfließen lassen. Rotweine aus Deutschland hingegen waren viele Jahre weniger beliebt und fristeten im Vergleich mit den Erzeugnissen aus Frankreich, Italien oder Spanien eher ein Nischendasein. Völlig zu Unrecht, denn seit rund 100 Jahren werden beispielsweise im ehemaligen preußischen Muster-Weingut Assmanshausen im Rheingau schon Rotweine ausgebaut, die nach Meinung internationaler Experten damals wie heute zu den Besten in der Welt zählen.

tto-Normalverbraucher jedoch bevorzugt beim heimischen Wein die klassischen Weißweinsorten wie Riesling, Müller-Thurgau oder Silvaner. Dies schlägt sich auch bei den Anbauflächen nieder: Zwei Drittel (insgesamt rund 103.000 ha) fallen heute auf weiße Reben.

Allerdings hat der heimische Rotwein aufgeholt: Lag 1980 dessen Anteil gerade mal bei 11 Prozent, sind es heute knapp 37 Prozent. Wichtige Reben sind Spätburgunder (auch Pinot Noir genannt), Dornfelder, Portugieser oder Trollinger. Auch die recht junge Neuzüchtung Regent mit ihren besonderen Eigenschaften (siehe Text unten) gewinnt an Bedeutung. In allen Anbaugebieten ist die Rotweinerzeugung in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen, wobei Rheinhessen und Pfalz die größte Rotweinproduktion haben.

Die Weinbaugebiete

Das Deutsche Weininstitut charakterisiert die heimischen Weine als „leicht, spritzig und fruchtig". Diese Eigenschaften seien auf die Klima- und Bodenverhältnisse zurückzuführen. Die deutschen Anbaugebiete gehören, neben einigen wenigen Ausnahmen, zu den nördlichsten der Welt. Für den Westen ist ein feucht-warmes Golfstromklima charakteristisch, wohingegen im Osten trockenes Kontinentalklima herrscht.

Die unterschiedlichen Bodenarten und Rebsorten sorgen für eine heterogenes und vielschichtiges Angebot bei deutschen Weinen. Von den 13 Weinbaugebieten Deutschlands sind 6 besonders bekannt für die Erzeugung von Rotwein: Ahr, Baden, Pfalz, Rheingau, Rheinhessen und Württemberg.

Die Ahr ist mit etwa 560 ha Fläche eines der kleineren Weinanbaugebiete. Das milde Klima beschert den Trauben im Tal optimale Voraussetzungen, auch weil die Felsen die Wärme speichern und in der Nacht an die Reben weitergeben. Das Tal im Norden von Rheinland-Pfalz gilt als profiliertes Rotweingebiet. Mit rund 90 Prozent haben die Winzer dort einen weitaus höheren Rotweinanteil in ihrem Portfolio als ihre Kollegen in allen anderen deutschen Anbaugebieten. Charakteristisch sind die Böden aus Schiefer und Vulkangestein: Gute Voraussetzungen für intensive Rotweine. Zu den Spezialitäten gehören Spät- und Frühburgunder.

Baden ist wie kein anderes Weinbaugebiet in Deutschland von der Sonne verwöhnt. In der Mitte (Ortenau) und im Süden werden bevorzugt rote Reben angebaut. Insgesamt ist Baden das wichtigste deutsche Gebiet für Spätburgunder (in Frankreich Pinot Noir genannt). Die Weine werden immer häufiger im Barrique (Eichenfass) ausgebaut, ein Verfahren, das man traditionell eher aus Frankreich oder Spanien kennt. Eine Spezialität aus der Region heißt „Badisch Rotgold", ein roséfarbener Wein aus Spät- und Grauburgundertrauben.

Die Pfalz ist mit 23.000 ha Rebfläche das zweitgrößte deutsche Weinbaugebiet und das größte für Rotwein. Es besteht aus zwei etwa gleich großen Hälften, der Mittelhaardt und der Südlichen Weinstraße, die teilweise schon im Elsass liegt. Wichtige Rebsorten sind Portugieser, Dornfelder, Spätburgunder und Regent. Insgesamt tragen 40 Prozent der Rebstöcke in der Pfalz rote Trauben.

Der Rheingau ist mit seinen 3.100 ha überschaubar. Das Besondere an der Gegend: Das Klima ist besonders mild, da durch die Höhen des Taunus geschützt. Die Südhänge bekommen zudem eine starke Sonneneinstrahlung. Zum Rheingau gehören neben vielen anderen Sehenswürdigkeiten auch traditionelle Weingüter wie das Kloster Eberbach, Schloss Johannisberg oder Schloss Reinhartshausen. Wichtigste Rebe ist der Riesling. Allerdings befindet sich auch das bereits erwähnte Assmanshausen mit seiner herausragenden Spätburgunder-Tradition im Rheingau.

Bilder zum Artikel

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Bild öffnen 1980 betrug der Rotwein-Anteil beim Anbau nur 11 Prozent. (Bildquelle: Kämper)
Bild öffnen Regent - Vielversprechender Neuling
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Bild öffnen Spätburgunder: Hauptanbaugebiete in Deutschland sind Ahr, Baden, Rheingau und die Pfalz. Geschmacklich charakteristisch ist häufig ein Brombeer-, Waldbeer- oder Himbeergeschmack.
Bild öffnen Portugieser: Kam vermutlich über Österreich nach Deutschland und ist in der Pfalz und Rheinhessen weit verbreitet. Der Portugieser ist ein unkomplizierter, süffiger und frischer Schoppenwein.
Bild öffnen Dornfelder: In Deutschland ein Rotwein-Klassiker. Die Neuzüchtung von vor 50 Jahren erfreut sich seit Jahren einer starken Nachfrage. Dornfelder ergibt dunkelrote und fruchtige Weine.
Bild öffnen Trollinger: Trollinger ist das Nationalgetränk der Schwaben und wird nahezu ausschließlich in Württemberg angebaut. Die Herkunft ist ungeklärt, wahrscheinlich stammt die Rebe aber aus Südtirol.

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