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Produkte aus der Region – dieses Thema zählt derzeit zu den bedeutenden Trends im Handel. Mit regionalen Lebensmitteln gelingt es Einzelhändlern, sich im Sortiment von vielen Mitbewerbern abzusetzen und dadurch das eigene Profil zu schärfen . Außerdem bringen regionale Waren kurze Transportwege mit sich, was ein großer Vorteil in der Umweltbilanz ist. Nicht zuletzt schafft der Handel somit eine Verbundenheit zu den Kunden, die besonders heimatbezogen sind.
Wie das Thema Streuobst in diese Argumentation hineinpasst, erschließt sich erst auf den zweiten Blick. Doch, um es vorweg zu nehmen: Es bietet große Chancen, die Kunden in Sachen Nachhaltigkeit anzusprechen. Dabei gibt es allerdings keine maßgeschneiderten Aktionspakete, jeder einzelne Händler kann selbst aktiv werden und eigene Maßnahmen entwickeln . Der Grundgedanke: Wer Streuobstwiesen fördert, leistet einen aktiven Beitrag zur Erhaltung der Natur.
Als Streuobst bezeichnet man die traditionelle, extensive Form des Obstbaus (mit z. B. Apfel-, Birnen-, Zwetschgen-, Kirsch- oder Walnussbäumen sowie Wildobst) in Unterscheidung zum Obstbau mit niedrigen Stämmen in Plantagen. Es handelt sich um Bestände mit typischen Merkmalen wie weiträumigem Pflanzabstand, unterschiedlichen Altersklassen und Obstarten, starkem Wuchs und großen Baumkronen. Charakteristisch ist der weitgehende Verzicht auf synthetische Behandlungsmittel sowie ein höherer Anteil alter, zum Teil regionaltypischer Sorten.
Seinen Namen verdankt das Streuobst seiner unregelmäßigen, wie zufällig über die Fläche gestreuten Anordnung. Streuobst gibt es allerdings auch in Reihen- oder Einzelbaumpflanzungen. In Streuobstwiesen können zwischen 2.000 und 5.000 Tierarten beheimatet sein. Den größten Anteil nehmen dabei Insekten, wie Käfer, Wespen, Hummeln und Bienen ein, für viele Vogelarten sind alte Streuobstbestände durch ihren Höhlen- und Totholzreichtum die ideale Lebensstätte. Außerdem gilt die Vielfalt der alten Sorten gegenüber Krankheiten und Schaderregern als besonders robust und bietet somit wertvolles genetisches Potenzial . Streuobstwiesen wirken sich zudem positiv auf den Naturhaushalt aus: Sie befeuchten und kühlen die Luft, bremsen Windböen und filtern Schmutzpartikel aus der Luft. Die Bewirtschaftung der Flächen ist arbeitsintensiv, schont allerdings Boden und Wasser.
Im letzten Jahrhundert hat der gewerbsmäßige Obstanbau in Deutschland die Oberhand gewonnen, Streuobstwiesen standen nicht im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Seit einigen Jahren aber gibt es bundesweit Initiativen, die das Thema wieder ins öffentliche Interesse rücken, meist verbunden mit der Zielrichtung: „Rettet unsere Landschaft!“. Sie werden zum Teil mit europäischen Fördermitteln unterstützt.