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Bio-Akteur der ersten Stunde oder Newcomer? Bei der Frage, wer im Wettbewerb um die Auszeichnung Biomarke des Jahres eher die Nase vorn haben würde, stünde für die meisten sicherlich fest: der Bio-Pionier. Er bringt mehr Erfahrung mit, die Marke hatte Zeit zu reifen, Bio- und Nachhaltigkeits-Engagement konnten wachsen.
Dass junge Bio-Start-up-Unternehmen mit ganzheitlichen Unternehmens- und Markenkonzepten, innovativen Ideen und viel Engagement keineswegs schlechtere Karten haben müssen, zeigte die Entscheidung um die Auszeichnung Biomarke des Jahres 2014. Die Antwort der Experten-Jury auf die einleitende Frage lautete: beide!
So war es ein Bio-Pionier, der im Neuwieder Food Hotel den Gold-Pokal in der Kategorie „Vertriebsschwerpunkt Bio-Fachhandel“ entgegen nehmen konnte, während das Gremium in der Kategorie „Vertriebsschwerpunkt Lebensmittel-Einzelhandel“ eine junge Marke auf den Gold-Rang wählte, die gerade einmal seit rund zwei Jahren am Markt ist.
Der Entscheidung vorweg ging wie immer ein intensives, mehrstufiges Auswahlverfahren. Einen Tag lang, von früh bis spät, wurden die zahlreichen Bewerbungen nach Einsendeschluss Ende April erstmals von Mitgliedern der LP-Redaktion und der Bioexperten Consulting Group gesichtet, diskutiert, Produktproben wurden exakt nach Anleitung zubereitet, verkostet und bepunktet.
Neben der Produktqualität stehen Innovationsleistung, Design, Kommunikationsstrategie und Markterfolg jeder Marke sowie das Bio- und Nachhaltigkeitsengagement der Unternehmen auf dem Prüfstand. Wer unvollständige Unterlagen eingereicht hat oder in wesentlichen Punkten nicht mithalten oder überzeugen kann, fliegt jetzt schon aus dem Rennen.
Richtig ans Eingemachte geht es dann stets in der nächsten Runde: Einen ganzen Tag nimmt die Experten-Jury die Marken, die die erste Hürde erfolgreich genommen haben, noch einmal ganz genau unter die Lupe, wägt ab, ist sich bei manchen Kandidaten gleich einig und tastet sich bei anderen durch das Ausschlussverfahren heran, bis schließlich pro Kategorie feststeht, welche Marken das Gütesiegel in Bronze, Silber oder Gold tragen dürfen. Dem Gremium gehören an: Thomas Gutberlet (Tegut), Michael Radau (SuperBioMarkt AG), Stefan Schmidt (Arche Naturprodukte), Karl Schweisfurth (Herrmannsdorfer Landwerkstätten) sowie Dr. Sylvia Pfaff und Werner Manglus von der Bioexperten Consulting Group und Bettina Röttig aus der Redaktion der LEBENSMITTEL PRAXIS.
In diesem Jahr zitterten folgende sechs Unternehmen der feierlichen Preisverleihung entgegen: in der Kategorie Vertriebsschwerpunkt Lebensmittel-Einzelhandel die Marke Foodloose der Foodloose GmbH, die Marke Herzberger Bäckerei des gleichnamigen Unternehmens aus Fulda sowie die Marke PPURA von PPURA Sagl. In der zweiten Kategorie, dem Vertriebsschwerpunkt Bio-Fachhandel, wurde es spannend für die Marken BioMare der Wechsler Feinfisch GmbH, Bio Planète der Ölmühle F. J. Moog sowie die Marke Davert der Davert GmbH.
Die Jury
Die Experten-Jury im Überblick: Tegut-Geschäftsführer Thomas Gutberlet, Michael Radau, Vorstand SuperBioMarkt AG, Stefan Schmidt, Kaufmännischer Leiter Arche Naturprodukte, Karl Schweisfurth, Geschäftsleiter der Herrmannsdorfer Landwerkstätten, Glonn, von der Bioexperten Consulting Group Werner Manglus und Dr. Sylvia Pfaff sowie LP-Redakteurin Bettina Röttig.Lesen Sie auf den nächsten Seiten, welche Marke auf welchen Rang gewählt wurde und was die prämierten Marken und Produktinnovationen auszeichnet.
Kategorie Lebensmittel-Einzelhandel
{tab=Gold}
Foodloose / Foodloose GmbH
Mit Foodloose wählte die Experten-Jury einen echten Newcomer auf den Gold-Rang in der Kategorie „LEH“. Bio der neuen Generation – modern, pur, handwerklich, mit Liebe gemacht, dafür steht die Marke. Vor allem beeindruckte die Juroren, wie konsequent das junge Start-up-Unternehmen an Produktentwicklung, Bio- und Nachhaltigkeits-Engagement heran geht. „Jede Zutat, die wir verwenden, wächst auf einem Baum, Strauch oder unter der Erde“, lautet das Motto der Unternehmensgründerinnen Katharina Staudacher und Verena Riegler. In ihren Frucht-Nuss-Riegeln vereinen sie Bio-Nüsse und -Trockenfrüchte zu außergewöhnlichen, exotischen Kreationen, die ohne Füllstoffe, Cerealien und Aromen auskommen. Für besondere Transparenz sorgen die Zutatenliste sowie ein Sichtfenster auf der Vorderseite. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenzprodukten verzichtet Foodloose auf Zucker und den Einsatz von Getreide – die Produkte sind gluten- und laktosefrei sowie vegan. Besonders die Hartnäckigkeit der Gründerinnen, einen Produzenten zu finden, der sich überzeugen ließ, die Riegel nach den Foodloose-Rezepturen ohne Zusatz von Zucker und rein mit Agavendicksaft herzustellen, hob die Jury hervor. Das Unternehmen kauft viele Rohwaren aus fairen Projekten und unterstützt die Stiftung Mittagskinder für sozial benachteiligte Kinder. Messestände und PoS-Möbel werden aus Treibholz von einer Behindertenwerkstatt von Hand hergestellt.
{tab=Silber}
PPURA / PPURA Sagl
Die Marke PPURA verspricht handwerklich hergestellte Bio-Produkte mit hochwertigen Zutaten aus Italiens besten Herkunftsgebieten. Begeistern konnte PPURA die Jury mit Speiseölspezialitäten: zum einen intensive Olivenöle mit frischen Zutaten wie Amalfi-Zitrone oder Grapefruit, die gleichzeitig mit den Oliven gepresst werden. Darüber hinaus punktete PPURA mit einer Olivenöl-Kollektion von Italiens renommiertesten Produzenten – mit den für jede Region typischen Olivensorten und deren individuellen Geschmacksausprägungen von fruchtig über grasig bis pikant, die ausgelobt werden und eine klare Orientierung geben. Die Jury honoriert vor allem den Mut, mit den für den deutschen Verbraucher eher ungewohnten Geschmacksbezeichnungen zu arbeiten.
{tab=Bronze}
Herzberger Bäckerei / Herzberger Bäckerei GmbH
Insbesondere die Weiterentwicklung von Marke und Unternehmen veranlasste das Experten-Gremium, die Herzberger Bäckerei erneut mit der Biomarke des Jahres auszuzeichnen. Die Bäckerei stellt seit 1992 Bio-Brote und Bio-Backwaren sowie Fertigbackwaren her, z. B. auf Basis alter Getreidesorten, für deren Erhalt und Nutzung sich das Unternehmen durch eine gezielte Saatgutforschung einsetzt. So wird für die prämierte Produktneuheit Bio-Dinkelrusti die Urgetreidesorte Oberkulmer Rotkorn verwendet. In der handwerklichen Produktion setzt Herzberger auf extra-lange Teigführung, verzichtet grundsätzlich auf den Einsatz technischer Enzyme und möglichst sämtlicher Zusatzstoffe. Seit vergangenem Jahr bezieht Herzberger das benötigte Mehl aus der eigenen Mühle bei Bamberg.