Biomarke des Jahres Ganzheitliche Bio-Konzepte

Die Jury hat entschieden. Die Preisträger der Biomarke des Jahres 2014 sind gewählt und wurden im Neuwieder Food Hotel geehrt. Wir stellen die prämierten Marken vor.

Sonntag, 06. Oktober 2013 - Rückblick
Bettina Röttig
Artikelbild Ganzheitliche Bio-Konzepte
Wechselbad der Gefühle: Kritische und wohlwollende Blicke, Stirnrunzeln und strahlendes Lächeln - Während der finalen Jury-Sitzung werden die potenziellen Biomarken des Jahres mit allen Sinnen geprüft, diskutiert und bewertet.
Bildquelle: Hoppen, Belz

Bio-Akteur der ersten Stunde oder Newcomer? Bei der Frage, wer im Wettbewerb um die Auszeichnung Biomarke des Jahres eher die Nase vorn haben würde, stünde für die meisten sicherlich fest: der Bio-Pionier. Er bringt mehr Erfahrung mit, die Marke hatte Zeit zu reifen, Bio- und Nachhaltigkeits-Engagement konnten wachsen.

Dass junge Bio-Start-up-Unternehmen mit ganzheitlichen Unternehmens- und Markenkonzepten, innovativen Ideen und viel Engagement keineswegs schlechtere Karten haben müssen, zeigte die Entscheidung um die Auszeichnung Biomarke des Jahres 2014. Die Antwort der Experten-Jury auf die einleitende Frage lautete: beide!

So war es ein Bio-Pionier, der im Neuwieder Food Hotel den Gold-Pokal in der Kategorie „Vertriebsschwerpunkt Bio-Fachhandel“ entgegen nehmen konnte, während das Gremium in der Kategorie „Vertriebsschwerpunkt Lebensmittel-Einzelhandel“ eine junge Marke auf den Gold-Rang wählte, die gerade einmal seit rund zwei Jahren am Markt ist.

Der Entscheidung vorweg ging wie immer ein intensives, mehrstufiges Auswahlverfahren. Einen Tag lang, von früh bis spät, wurden die zahlreichen Bewerbungen nach Einsendeschluss Ende April erstmals von Mitgliedern der LP-Redaktion und der Bioexperten Consulting Group gesichtet, diskutiert, Produktproben wurden exakt nach Anleitung zubereitet, verkostet und bepunktet.

Neben der Produktqualität stehen Innovationsleistung, Design, Kommunikationsstrategie und Markterfolg jeder Marke sowie das Bio- und Nachhaltigkeitsengagement der Unternehmen auf dem Prüfstand. Wer unvollständige Unterlagen eingereicht hat oder in wesentlichen Punkten nicht mithalten oder überzeugen kann, fliegt jetzt schon aus dem Rennen.

Richtig ans Eingemachte geht es dann stets in der nächsten Runde: Einen ganzen Tag nimmt die Experten-Jury die Marken, die die erste Hürde erfolgreich genommen haben, noch einmal ganz genau unter die Lupe, wägt ab, ist sich bei manchen Kandidaten gleich einig und tastet sich bei anderen durch das Ausschlussverfahren heran, bis schließlich pro Kategorie feststeht, welche Marken das Gütesiegel in Bronze, Silber oder Gold tragen dürfen. Dem Gremium gehören an: Thomas Gutberlet (Tegut), Michael Radau (SuperBioMarkt AG), Stefan Schmidt (Arche Naturprodukte), Karl Schweisfurth (Herrmannsdorfer Landwerkstätten) sowie Dr. Sylvia Pfaff und Werner Manglus von der Bioexperten Consulting Group und Bettina Röttig aus der Redaktion der LEBENSMITTEL PRAXIS.

In diesem Jahr zitterten folgende sechs Unternehmen der feierlichen Preisverleihung entgegen: in der Kategorie Vertriebsschwerpunkt Lebensmittel-Einzelhandel die Marke Foodloose der Foodloose GmbH, die Marke Herzberger Bäckerei des gleichnamigen Unternehmens aus Fulda sowie die Marke PPURA von PPURA Sagl. In der zweiten Kategorie, dem Vertriebsschwerpunkt Bio-Fachhandel, wurde es spannend für die Marken BioMare der Wechsler Feinfisch GmbH, Bio Planète der Ölmühle F. J. Moog sowie die Marke Davert der Davert GmbH.

Die Jury
Die Experten-Jury im Überblick: Tegut-Geschäftsführer Thomas Gutberlet, Michael Radau, Vorstand SuperBioMarkt AG, Stefan Schmidt, Kaufmännischer Leiter Arche Naturprodukte, Karl Schweisfurth, Geschäftsleiter der Herrmannsdorfer Landwerkstätten, Glonn, von der Bioexperten Consulting Group Werner Manglus und Dr. Sylvia Pfaff sowie LP-Redakteurin Bettina Röttig.

Lesen Sie auf den nächsten Seiten, welche Marke auf welchen Rang gewählt wurde und was die prämierten Marken und Produktinnovationen auszeichnet.


Kategorie Lebensmittel-Einzelhandel

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Foodloose / Foodloose GmbH
Mit Foodloose wählte die Experten-Jury einen echten Newcomer auf den Gold-Rang in der Kategorie „LEH“. Bio der neuen Generation – modern, pur, handwerklich, mit Liebe gemacht, dafür steht die Marke. Vor allem beeindruckte die Juroren, wie konsequent das junge Start-up-Unternehmen an Produktentwicklung, Bio- und Nachhaltigkeits-Engagement heran geht. „Jede Zutat, die wir verwenden, wächst auf einem Baum, Strauch oder unter der Erde“, lautet das Motto der Unternehmensgründerinnen Katharina Staudacher und Verena Riegler. In ihren Frucht-Nuss-Riegeln vereinen sie Bio-Nüsse und -Trockenfrüchte zu außergewöhnlichen, exotischen Kreationen, die ohne Füllstoffe, Cerealien und Aromen auskommen. Für besondere Transparenz sorgen die Zutatenliste sowie ein Sichtfenster auf der Vorderseite. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenzprodukten verzichtet Foodloose auf Zucker und den Einsatz von Getreide – die Produkte sind gluten- und laktosefrei sowie vegan. Besonders die Hartnäckigkeit der Gründerinnen, einen Produzenten zu finden, der sich überzeugen ließ, die Riegel nach den Foodloose-Rezepturen ohne Zusatz von Zucker und rein mit Agavendicksaft herzustellen, hob die Jury hervor. Das Unternehmen kauft viele Rohwaren aus fairen Projekten und unterstützt die Stiftung Mittagskinder für sozial benachteiligte Kinder. Messestände und PoS-Möbel werden aus Treibholz von einer Behindertenwerkstatt von Hand hergestellt.

{tab=Silber}

PPURA / PPURA Sagl
Die Marke PPURA verspricht handwerklich hergestellte Bio-Produkte mit hochwertigen Zutaten aus Italiens besten Herkunftsgebieten. Begeistern konnte PPURA die Jury mit Speiseölspezialitäten: zum einen intensive Olivenöle mit frischen Zutaten wie Amalfi-Zitrone oder Grapefruit, die gleichzeitig mit den Oliven gepresst werden. Darüber hinaus punktete PPURA mit einer Olivenöl-Kollektion von Italiens renommiertesten Produzenten – mit den für jede Region typischen Olivensorten und deren individuellen Geschmacksausprägungen von fruchtig über grasig bis pikant, die ausgelobt werden und eine klare Orientierung geben. Die Jury honoriert vor allem den Mut, mit den für den deutschen Verbraucher eher ungewohnten Geschmacksbezeichnungen zu arbeiten.

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Herzberger Bäckerei / Herzberger Bäckerei GmbH
Insbesondere die Weiterentwicklung von Marke und Unternehmen veranlasste das Experten-Gremium, die Herzberger Bäckerei erneut mit der Biomarke des Jahres auszuzeichnen. Die Bäckerei stellt seit 1992 Bio-Brote und Bio-Backwaren sowie Fertigbackwaren her, z. B. auf Basis alter Getreidesorten, für deren Erhalt und Nutzung sich das Unternehmen durch eine gezielte Saatgutforschung einsetzt. So wird für die prämierte Produktneuheit Bio-Dinkelrusti die Urgetreidesorte Oberkulmer Rotkorn verwendet. In der handwerklichen Produktion setzt Herzberger auf extra-lange Teigführung, verzichtet grundsätzlich auf den Einsatz technischer Enzyme und möglichst sämtlicher Zusatzstoffe. Seit vergangenem Jahr bezieht Herzberger das benötigte Mehl aus der eigenen Mühle bei Bamberg.


Kategorie Bio-Fachhandel

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Bio Planète / Ölmühle Moog
Feinste, kaltgepresste Bio-Öle, die wahre Hingucker am PoS wie auf dem Tisch sind: hierfür steht die Marke Bio Planète der Ölmühle F. J. Moog. Seit Gründung der Ölmühle 1984 werden hier ausschließlich hochwertige Saaten und Kerne aus kontrolliert biologischem Anbau verarbeitet. Dabei legt das Unternehmen besonderen Wert auf langjährige Handelspartnerschaften und einen fairen und sozial gerechten Einkauf der Rohwaren. Heute sind die Öle, die sich in die Kategorien Classic, Gourmet und Vital aufteilen, fester Sortiments-Bestandteil im Bio-Fachhandel. Jedes Jahr beweist die Marke hohe Innovationsleistung. Überzeugt von Markenführung und strukturiertem Sortiment, zeigte sich die Experten-Jury bereits vor zwei Jahren, als sie die Marke erstmals auszeichnete. In diesem Jahr konnte Bio Planète mit der neuen Range der Omega Color-Leinölmixturen glänzen. Die drei Öle – Omega Orange (eine fruchtige Ölmixtur aus Leinöl, Granatapfelkernöl, Orangenöl und Blütenpollen), Omega Green (Leinöl, Kürbiskernöl, Borretsch- und Schwarzkümmelöl) und Omega Blue (Leinöl, Walnussöl, Sonnenblumenöl, Weizenkeimöl und DHA aus Algenöl) – ziehen durch ihre spezielle Verpackung und aufmerksamkeitsstarken Produktclaims die Blicke auf sich. Basis der Produkte ist das kaltgepresste Öl aus goldener Leinsaat, dem dank des von Moog neu entwickelten 3D-Filtrationsverfahrens die Bitterstoffe auf natürliche Weise entzogen wurden.

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BioMare / Wechsler Feinfisch GmbH
Seit 1996 bietet Wechsler Feinfisch Naturland-zertifizierte Fischprodukte aus ökologischer Aquakultur an – seit 2008 speziell für den Bio-Fachhandel unter der Marke BioMare, die laut Unternehmen innerhalb kürzester Zeit eine Distribution von mindestens 90 Prozent erreichte. Die Biomarken-Jury begeisterte BioMare mit Bio-Räucherlachs-Spezialitäten aus traditionell handwerklicher Verarbeitung, veredelt mit natürlichen Aromen in den Varianten Limone, Orange und Chai sowie durch die Hartnäckigkeit, das selbst gesteckte Ziel, der Einsatz von 100 Prozent Bio-Zutaten, trotz Schwierigkeiten zu erreichen. Wechsler Feinfisch hat es mit den Produktneuheiten unter der Marke BioMare geschafft, neuen Schwung in das Segment Bio-Räucherlachs zu bringen und dieses qualitativ aufzuwerten.

{tab=Bronze}

Davert / Davert GmbH
Seit Mitte der 80er-Jahre steht Davert für ein breites Bio-Angebot. Einen Schwerpunkt legte Davert in den vergangenen Jahren vor allem auf die Entwicklung vegetarischer Convenience-Produkte. Dass man auch aus Pflicht-Artikeln wie getrockneten Soja-Schnetzeln innovative Produkte mit Mehrwert machen kann, das bewies Davert mit der zum diesjährigen Wettbewerb eingereichten Linie Davert Soja Küche . Die drei Fleischklassiker in vegetarischer Variante (Soja-Bolognese, Soja-Gyros und Soja-Bratlinge) zeichnen sich durch einen hohen Convenience-Grad sowie hervorragenden Geschmack aus. Die Jury würdigte zudem die gradlinige Markenführung, den hohen Wiedererkennungswert am PoS sowie das überdurchschnittliche Bio- und Nachhaltigkeits-Engagement der Davert GmbH.

Bildquellen: Hoppen, Belz

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Bild öffnen Exklusiver Rahmen: Im Food Hotel Neuwied verliehen LEBENSMITTEL PRAXIS und Bioexperten Consulting Group die Auszeichnung Biomarke des Jahres 2014 in zwei Kategorien.
Bild öffnen Wechselbad der Gefühle: Kritische und wohlwollende Blicke, Stirnrunzeln und strahlendes Lächeln - Während der finalen Jury-Sitzung werden die potenziellen Biomarken des Jahres mit allen Sinnen geprüft, diskutiert und bewertet.
Bild öffnen Verena Riegler und Katharina Staudacher (2.u.3.v.l.), Foodloose, mit Juroren Bettina Röttig und Stefan Schmidt.
Bild öffnen Strahlen um die Wette: Tina Ulmer und Cemal Cattaneo, PPURA Sagl.
Bild öffnen Bianca Röhrig und Dr. Eckhart Schlinzig, Herzberger Bäckerei.
Bild öffnen Judith Faller-Moog, Ölmühle Moog (m.) mit Laudator Stefan Schmidt und Bettina Röttig, beide Jury.
Bild öffnen Theo Jansen und Jürgen Faust, Wechsler Feinfisch, sichtlich stolz.
Bild öffnen Axel Frerks, Davert, erhielt Unterstützung durch die Moderatorin.