Supermarkt des Jahres 2010 Pokal-Finale - Seite 2

Beim 18. SuperMarkt des Jahres erlebten im Kölner Tanzbrunnen rund 700 Gäste unterhaltsame Vorträge, eine knisternde Preisverleihung sowie eine fetzig-launige Party, die erst im Morgengrauen endete. Eine Branche in Feierstimmung.

Montag, 30. August 2010 - Rückblick
Christina Steinheuer

Ist die Krise jetzt da oder nicht? Oder schon überwunden? Sehr unterschiedliche Einschätzungen geben Experten in diesen Tagen von sich. Aber auch Krisenzeiten bieten Perspektiven. Die Potenziale des europäischen Lebensmittelhandels zeigte Volker Bosse, Director of Food Retail - Western European Equity Research bei Unicredit, den Teilnehmern des Supermarkt-Forums auf. „Retail nach dem Absturz“ titelte er. Den schlimmsten Wirtschaftseinbruch der deutschen Nachkriegsgeschichte hat der deutsche Einzelhandel nach Meinung von Bosse mit einem Rückgang von 2 Prozent gut überstanden. Aber: „Die Rezession liegt hinter uns, jedoch der Konsum wird hinterherhinken.“ Wenig Rückenwind für den deutschen Einzelhandel. Auf Konsumentenseite registriert Bosse Unsicherheit und daraus resultierend veränderte Einkaufsgewohnheiten, bei erhöhter Preissensibilität, rückläufiger Einkaufsfrequenz sowie niedrigeren Durchschnittsbons.

Auch auf europäischer Ebene fällt das prognostizierte LEH-Wachstum mit 2,5 Prozent moderat aus (Zeitraum: 2008 bis 2013). Die stärkste Volatilität zeigt Osteuropa mit einem Plus von 5 Prozent. „In den industrialisierten westlichen Ländern wird der LEH zum Nullsummenspiel“, sagt Bosse. Bei limitierten Möglichkeiten zur Flächenexpansion sei flächenbereinigtes Wachstum der Maßstab. Der wesentliche Erfolgsfaktor sei, einem unverändert preissensiblen Kunden Mehrwert für sein Geld zu bieten. Der Siegeszug von discount-orientierten Formaten und Eigenmarken werde sich innerhalb Europas fortsetzen. Also eingeschränkte Perspektiven. Chancen bietet die Internationalisierung, wobei China, Indien, Russland und Brasilien als global stärkste Wachstumsmärkte hervorstechen. „Die Internationalsierung des LEH wird sich ab 2011 wieder beschleunigen“, prognostiziert Bosse.

Internationalisierung ist für die luxemburgische Handelsgruppe Cactus kein Thema. Sie ist auf heimischem Terrain gut beschäftigt. 113 Konkurrenzstandorte (Delhaize, Cora, Aldi, Lidl, Schlecker. Auchan usw.) buhlen um Käufer und Kaufkraft, wobei der „Familienbetrieb“ Cactus marktprägend ist. Dabei wurde das Rad nicht neu erfunden, sondern Konzepte nachhaltig, für den Verbraucher glaubhaft und mit Bezug auf Luxemburg aufgelegt. Alles unter dem Aspekt Markenpflege. „Cactus strebte schon immer dazu, eine wichtige Rolle im täglichen Leben seiner Kunden zu spielen“, sagt Laurent Schonckert, CEO der Cactus-Gruppe. Dazu zählen u. a. die Unterstützung von Vereinen in der Nachbarschaft und das Engagement in gemeinnützigen Bereichen. Der Ansatz Nachhaltigkeit wird unter dem Logo „natierlech“ zusammengefasst. Das Bio-Sortiment z. B. ist seit 1994 auf mehr als 1.800 Artikel gewachsen. 50 Prozent der Luxemburger Bio-Produktion werden über Cactus abgesetzt. Auch Regionalitär wird schon länger gelebt. Bereits 1996 wurde das Qualitätslabel „Vom Lëtzebuerger Bauer“ eingeführt. Kleinen regionalen Produzenten werden seit zwei Jahren Partnerschaftsverträge und Unterstützung u. a. bei Werbung und Marketing angeboten.