Kundenbindungsprogramme Apps statt Prospekte

Vorbei sind die Zeiten des Handzettels. Händler vermarkten immer offensiver ihre Apps und wollen damit Kunden binden.

Sonntag, 07. Mai 2023 - Social Media
Theresa Kalmer
Artikelbild Apps statt Prospekte
Bildquelle: Lidl

Viele Supermärkte und Discounter stellen aufgrund von Umweltaspekten noch dieses Jahr die Produktion des klassischen Handzettels ein und setzen damit vermehrt auf digitale Alternativen.

Ein immer öfter beworbenes Angebot stellen die Händler-Apps dar. Exklusive Coupons und Treuepunkte sollen den Kunden anlocken und so einen Mehrwert für eine langfristige Bindung bieten. Die Händler profitieren außerdem von den Kundendaten und können diese für eine zielgerichtete Werbeansprache nutzen.
Ob Kundenbindungsprogramme im LEH mithilfe von Apps wirklich so erfolgversprechend sind, hat eine Studie untersucht. Die Kunden nutzen die Händler-Apps unterschiedlich stark, wie aus der Analyse von Smhaggle, eine App für „Value Shopping“, hervorgeht. Beispielsweise verwenden Lidl-Plus-Nutzer laut Smhaggle bei nur 42 Prozent ihrer Einkäufe die App. Der Rest ihrer Einkäufe wird nicht erfasst. Bei Kaufland sind es rund 38 Prozent.

Ernüchterndes Ergebnis
Bei den seit vielen Jahren etablierten Kundenkarten wie Payback kommen die Nutzer auf eine Quote von etwa 50 Prozent. Sven Reuter, Gründer und Geschäftsführer von Smhaggle, bewertet diese Quote äußerst kritisch: „Stellen Sie sich vor, nur die Hälfte der Shopper würde ihre Pfandflaschen zurückbringen. Das wäre kein Erfolg!“

Ein möglicher Grund: Gemessen am Warenkorbumsatz sparen Verbraucher durchschnittlich unter 5 Prozent durch Angebote und Coupons aus Apps. Oft passen diese auch nicht zu den Produktvorlieben der Kunden und werden daher nur punktuell genutzt. Durch Treuepunkte sparen Verbraucher durchschnittlich 1 Prozent. Die Nutzung erhöht laut Smhaggle nicht die Kundenloyalität. Ein händlerübergreifender Preisvergleich ergebe ein weitaus höheres Einsparpotenzial. Kundenbindungsprogramme verfehlen daher ihr Ziel, so Reuter. Sie locken nicht im erwarteten Maße Kunden an und sorgen nicht für eine langfristige Bindung.

Weitere digitale Angebote
Neben klassischen Apps greifen Händler auch auf andere digitale Möglichkeiten zurück. So können Rewe- und Aldi-Nord-Kunden sich jeden Sonntag per Whatsapp über die neusten Angebote informieren lassen. Aldi Süd wählte in der Vergangenheit einen anderen Weg und setzte auf die Kombination von Handzettel und digitalem Angebot. Durch Augmented Reality erscheinen beim Lesen des Prospektes passende virtuelle Inhalte auf dem Smartphone wie Rezepte, Gewinnspiele oder Videos. Auch klassische Social-Media-Formate wie Tiktok oder Instagram bleiben laut Benjamin Thym, Chef der Offerista Group, im LEH weiter im Trend.