Länderreport Bayern Regionale Bio-Offensive - oberbayerische Rinderrassen

Bis 2020 will Bayern die Produktion von Bio-Lebensmitteln verdoppeln und hat dazu ein spezielles Förderprogramm aufgelegt. Weiterhin setzt der Freistaat auf geprüfte Qualität und das Weltgenusserbe.

Montag, 13. April 2015 - Länderreports
Elke Häberle
Artikelbild Regionale Bio-Offensive - oberbayerische Rinderrassen
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Gerade das Beispiel dieser robusten und eine der ältesten oberbayerischen Rinderrassen zeigt, wie sich der Handel ein „Filetstück“ für seine Fleischtheke sichern kann. Bis vor wenigen Jahren noch vom Aussterben bedroht, führt mittlerweile jeder Supermarkt, der etwas auf sich hält, Werdenfelser im Sortiment. Der Name ist unter Fleischliebhabern in Bayern zum Synonym für ungetrübten Genuss geworden.

Das Werdenfelser kommt meist von ökologisch arbeitenden Betrieben. Die Tiere werden artgerecht, also auf der Weide und nicht, wie heutzutage oft üblich, in Anbindehaltung aufgezogen. Weiterhin ist die Mutterkuhhaltung die Regel. Beheimatet ist die Rasse im gleichnamigen Werdenfelser Land (dem Alpen- und Voralpengebiet rund um Garmisch-Partenkirchen, Mittenwald, Oberammergau und Murnau) und entsprechend begegnen Touristen und Wanderer recht häufig den braunen Rindern vor der atemberaubenden Kulisse von Zug- und Alpspitze sowie dem Karwendel- und Wettersteingebirge.

Etwas weiter nördlich angesiedelt, aber nicht minder bekannt sind die Spargelanbaugebiete Schrobenhausen bei Ingolstadt und dem niederbayerischen Abensberg. Und weil gerade die Spargelsaison vor der Tür steht, wird von der Vermarktungsgesellschaft Alp seit April der heimische Spargel großflächig beworben. Im Sommer wird entsprechend zur Grillsaison die Werbetrommel für Schweinefleisch gerührt.

Last but not least steht 2015 das Weltgenusserbe Bayern im Fokus. Hierunter sind die geschützten geografischen Angaben (ggA) und Ursprungsbezeichnungen (gU) der EU angesiedelt. Insgesamt sind in der EU inzwischen übrigens mehr al 1.200 Spezialitäten eingetragen. Weltweit befindet sich das Zeichen auf dem Vormarsch. Kern der „Marke Bayern im In- und Ausland“ bilden typische Spezialitäten wie Bayerisches Bier, Bayerische Breze oder auch der Allgäuer Emmentaler. Der Freistaat beschreitet diesen Königsweg der EU zur Kennzeichnung regionaler Produkte seit mehr als einem Jahrzehnt, baut den Herkunftsschutz ergänzend zu anderen Initiativen wie GQ oder Ökoqualität kontinuierlich aus und fördert die Eintragung neuer sowie die Aufwertung geschützter Produkte. Allein seit 2010 wurden 12 neue bayerische Spezialitäten als „geschützte geographische Angabe“ (g.g.A.) bei der EU eingetragen, unter anderem Bayerisches Rindfleisch und die Bayerische Breze. „Dies ist ein Ergebnis unserer Initiative und der fortlaufenden Begleitung neuer Anträge“, so Hausl von der Alp Bayern.

Derzeit hat Bayern 27 geschützte Produkte – das entspricht einem Drittel der hierzulande insgesamt 79 geschützten Produkte im Bereich der Agrarprodukte und Lebensmittel. Damit liegt der Freistaat im „Medaillenspiegel“ auf Rang eins vor Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg mit jeweils elf EU-geschützten Spezialitäten. Wie ein Blick in die Tiefe zeigt, sind in Bayern unter den geschützten Produkten fünf geschützte Weinbauerzeugnisse und 12 geschützte Spirituosen-Spezialitäten. Alp-Manager Hausl: „Durch die immer stärkere Eingliederung der Herkunftsangaben bei Wein, Spirituosen und weinhaltigen Erzeugnissen wird die EU-Regelung noch bedeutender und ein konsistenter Regelungsrahmen für die Herkunft von Qualitätsprodukten.“ Weiterhin setzen sich die geschützten Bezeichnungen der EU weltweiten immer stärker durch und werten damit den Herkunftsschutz für die „großen Produkte“ wie z. B. Bayerisches Bier weiter auf. Welche Zugkraft das ent wickelt, zeigt sich an den Umsätzen. Etwa 10 Prozent der Umsätze oder zwei Milliarden Euro der gesamten bayerischen Ernährungswirtschaft entfallen darauf. Bayern ist damit nach der Emilia Romagna (Parma-Schinken, Parmiggiano, Grana Padano etc.) in Europa die zweitstärkste Region. Und „dank“ Bayern ist Deutschland nach Italien noch vor Frankreich laut einer EU-Studie der umsatzmäßig zweitstärkste Mitgliedstaat (ohne Wein).

Die von der Europäischen Union und durch nationale Beihilfen geförderte Informationskampagne Weltgenusserbe Bayern läuft noch bis 2017. Pünktlich zum wichtigsten Fest in Bayern – der Wiesn – ist der Re-launch der dazugehörigen Website „Spezialitätenland“ (www.spezialitaetenland-bayern.de) geplant. Auf dieser umfangreichen Datenbank im Internet können sich Verbraucher über 250 regionaltypische Spezialtäten aus allen Regionen Bayerns informieren. Darüber hinaus bietet sie Bilder, Geschichten und Geschichte, Hintergründe und natürlich jede Menge Rezepte.

Überhaupt liegt auf Verbraucherebene der Fokus in der Kommunikation der Vorzüge regionaler Produkte. Diese liegen laut der Studie „Regional und Bio: Kaufmotive und Kaufverhalten bei bayerischen Ökoprodukten“ der Technischen Universität München im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten übrigens für 28 Prozent der befragten Verbraucher in kurzen Transportwegen, der Unterstützung der ansässigen Landwirte (18,9 Prozent), der Frische der Ware (10,4 Prozent) und der Schonung der Umwelt (9,2, Prozent).

Um die Vorzüge zu kommunizieren, hat der Freistaat eine Vielzahl an Aktivitäten und Maßnahmen geplant wie beispielsweise das Portal www.regionales-bayern.de, welches Verbraucher mit Direktvermarktern zusammenbringt, die Bauernmarktmeile (www.bauernmarktmeilde.de) als Leuchtturmprojekte zur Förderung regionaler Bauern- und Wochenmärkte in Nürnberg und München sowie Events in Ballungszentren, um den Verbrauchern auf Eventebene die mannigfachen regionalen Schmankerl näher zu bringe.

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