Wo schlägt „dat kölsche Hätz“, also das in Schlagern so oft besungene Herz der Stadt Köln? Natürlich direkt am Dom – und im Belgischen Viertel. In diesem Quartier reihen sich Szenekneipen an Galerien, Bars, Kinos, Boutiquen und Buchläden. Hier hat Alnatura im September einen Standort eröffnet, in einer hochfrequentierten Lage: neben dem Bahnhof West, in Laufweite zur Universität und zum Stadtgarten. Genauer gesagt, ist der Biomarkt mitsamt seinen Mitarbeitern 200 Meter weitergezogen, in die Venloer Straße. Aldi und ein Rewe-Nahversorger haben ihre Geschäfte nur einen Steinwurf entfernt geöffnet.
Marktleiter Moritz Hoge freut sich über den neuen Alnatura-Standort: Die Räume sind frisch gestrichen, in warmen Tönen gestaltet, zudem hat er 150 Quadratmeter hinzugewonnen: Jetzt kann er die volle Bandbreite an Bio-Produkten präsentieren, inklusive der Alnatura-Eigenmarken.
Wer die Fläche betritt, lässt die Hektik der Großstadt hinter sich: Wohltuende Stille, aufgeräumte Regale und ein freundlicher Umgangston erwarten den Besucher. Die Mitarbeiter grüßen jeden Kunden, der durch die Tür tritt. Mit den Stammkunden halten sie, wann immer die Arbeit es erlaubt, ein Schwätzchen. Die Aufmerksamkeit steht nicht nur in den Leitlinien, sondern wird gelebt. Und das sogar in den Abendstunden, wenn der Andrang im Markt groß ist.
Der erste Blick fällt unweigerlich auf die Obst- und Gemüse-Präsentation und stellt den hohen Anspruch an die Frischeabteilung unter Beweis. ESL-Schilder und Bildschirme gibt es hier nicht, stattdessen selbst geschriebene Schilder. „Die Kunden sehen so, dass wir von Hand arbeiten“, betont der junge Marktleiter. Hoge hat die Alnatura-Philosophie schon während seiner Ausbildung eingeatmet, anschließend den Handelsfachwirt und ein BWL-Studium absolviert. Sein Arbeitgeber hat ihm die Führungsposition anvertraut, als er gerade einmal 24 Jahre alt war.
Vorbild für die Mitarbeiter
Hoge tritt gelassen und bescheiden auf und betont im Gespräch, dass er „alles vorleben möchte“, was er von seinen Teammitgliedern erwartet. Ab dem nächsten Jahr will er selbst ausbilden, „einen Menschen von Anfang an fördern“. In der Startphase des neuen Marktes hätte ihn das überfordert, da hatte er noch alle Hände voll mit der Integration des deutlich größeren Sortiments zu tun.
Im Markt kaufen nicht nur Akademiker und Kreative ein, sondern auch Studenten, die ihre Ausgaben genau im Blick behalten müssen. Sie erhalten wie Schüler und Auszubildende dienstags einen Rabatt von 8 Prozent auf den gesamten Einkauf. Alle Kunden profitieren speziell bei den Eigenmarken von den günstigen Dauerpreisen, eine Strategie, die Alnatura seit zwei Jahren in allen Filialen fährt. Zu den Profilierungsfeldern gehören unter anderem 2.500 Drogerie-Artikel sowie Kleidung. Mitarbeiterin Jasmina Khatir-Lang kann zu jedem Produkt Fakten beisteuern und die Kunden beraten.
Beim Umbau des Marktes hatten die Verantwortlichen die Nachhaltigkeitsbrille auf. Die Frage lautete nicht: „Wie machen wir den Standort schön?“, sondern „Was ist noch schön?“. So wurde in Köln die Decke nicht mit Aluminium abgehängt, die Leitungen und Streben blieben sichtbar. Der Pfandautomat des Vorgängers ist weiter im Einsatz. Brotschneidemaschine und Drogerie-Regale sowie der Packtisch am Eingang erleben eine Renaissance. Das vorhandene Lichtsystem wurde aufgerüstet und leuchtet jeden Winkel aus.
Erfüllt der Standort die Erwartungen, die Alnatura vor dem Umbau hatte? Moritz Hoge ist optimistisch, auch wenn er keine konkreten Zahlen nennt. „Der neue Standort ist besser gelegen“, so sein Eindruck. Bessere Sichtbarkeit sorge für mehr Frequenz und Umsatz.
Alnatura Super Natur Markt, Venloer Str. 47-53, 50672 Köln
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 7–20 Uhr
qm Verkaufsfläche
Mitarbeiter, davon 5 in Vollzeit
Bio-Produkte, davon 1.300 Alnatura-Artikel
Kassen plus eine in der Bäckerei
4 Fragen an
Moritz Hoge, Marktleiter im Alnatura Venloer Straße, der mit 24 Jahren seinen ersten Standort geführt hat.Herr Hoge, Sie sprechen hier im Belgischen Viertel von einem „tollen Bio-Standort“. Was meinen Sie damit konkret?
Hoge: Hier in der Venloer Straße ist schon seit 25 Jahren ein Biomarkt. Erst gab es einen Denn’s, später dann einen Super Bio Markt der Unternehmerfamilie Radau. Seit September sind wir mit unserem Alnatura Super Natur Markt am Start. Die Menschen hier im Belgischen Viertel sind also daran gewöhnt, dass sie genau hier Bio-Lebensmittel kaufen können.
Wie beschreiben Sie die Kundschaft an diesem Standort?
Als bunt, kreativ, originell, geistreich und divers. Auf jeden Fall aber urban, mit Liebe zur Stadt. Zu uns kommen Studenten, junge Eltern und Familien, die ihren Wocheneinkauf bei uns erledigen. Genauso wie ältere Menschen – es ist ganz bunt gemischt. Eines aber haben alle Gruppen gemeinsam: Manche kommen jeden Tag in den Markt, wir sind ein beliebter Treffpunkt.
Machen Familien bei Ihnen den kompletten Wocheneinkauf?
Ja, wir sind ein Vollsortimenter, führen gut 6.000 Artikel, darunter auch alle 1.300 Alnatura-Eigenmarken. Wir bieten Frische, etwa Backwaren der Kölner Biobäckerei Ährensache oder der Bäckerei Back Bord aus Bochum. Außerdem ein umfangreiches Sortiment Obst und Gemüse, Käse in Bedienung, Fleisch und Fisch im SB-Regal. Wir machen viel Umsatz mit Getränkekisten, da zahlt sich unser Kundenparkplatz aus. Die erste Stunde Parken ist kostenlos, wenn der Bon 30 Euro beträgt.